Platenliteraturpreis, Ansbach

August Graf Von Platen Literaturpreis verliehen

ANSBACH (ASC). Joachim Sartorius wurde für sein Schaffen als Lyriker, Essayist, Übersetzer und Herausgeber mit dem „August Graf Von Platen Literaturpreis“ geehrt. Im Rahmen der Ansbacher Literaturreihe LesArt fand vergangenen Montag die feierliche Preisverleihung in der Karlshalle statt, bei der auch Gerasimos Bekas mit dem Förderpreis ausgezeichnet wurde.
Sartorius ist „einer der wichtigsten, welthaltigsten und wunderbarsten Dichter der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, so begründete die Jury des Ansbacher Literaturpreises die Entscheidung, den in Fürth geborenen Poeten auszuzeichnen. Ferner erklärte die Jury: „Der Dichter überzeugt mit seiner sprachmächtigen aber nicht auftrumpfenden Lyrik – intelligent und ästhetisch, voller Anspielungen, Zitate und Bilder. Seine Gedichte, die häufig tradierte Formen pflegen, bilden einen großen Hallraum abend- und morgenländischer Kultur ohne dabei bildungshuberisch zu wirken.“ Die Ehrung erfolge auch aufgrund seiner Leistungen als Übersetzer und Herausgeber. Sartorius habe sich um die Rezeption internationaler Lyrik in Deutschland verdient gemacht, so die Jury. „Der ‚August Graf von Platen Literaturpreis‘ ist eine Erfolgsgeschichte eines perfekten Netzwerkes“, betonte Hermann Meckler, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Mittelfranken West eG, in seinem Grußwort und meinte damit die Kooperation aus dem Kulturforum Ansbach e.V., der Stadt Ansbach, dem Lions-Club Ansbach, der Hilterhaus-Stiftung und der VR-Bank Mittelfranken West eG. Auf die Frage, ob und inwieweit der Preis sich überhaupt lohne, erklärte Projektkoordinatorin der LesArt, Bettina Baumann, dass es einerseits für die Autoren eine Ermutigung und Wertschätzung darstelle und der Preis andererseits sein ursprünglich angedachtes Ziel erfülle, Platen vor der Vergessenheit zu schützen. Denn die Preisträger trügen den Namen des in Ansbach geborenen Dichters in die Welt hinaus. Auf das hohe Niveau des Preises machte die Oberbürgermeisterin Carda Seidel aufmerksam. Dieses speise sich aus der Qualität der Preisträger selbst. Bisher wurden beispielsweise Gerhard Falkner, Nora Gomringer und Natascha Wodin ausgezeichnet. Und heuer also der Lyriker Joachim Sartorius. Die Laudatio hielt Dirk Kruse, der sich, nach eigenen Angaben, auf die Suche nach dem „Fränkischen“ in Sartorius Werk gemacht habe. Dieses Unterfangen gestaltete sich durchaus schwierig, so Kruse. Abgesehen von seinem Geburtsort Fürth, finde sich nichts in Sartorius Werk, das Rückschlüsse auf seine Fränkische Heimat ziehen lasse. Zuhause ist der „Weltbürger“ Sartorius nämlich überall. Als Sohn eines Diplomaten besuchte er Schulen in Tunesien, im Kongo und in Kamerun, legte seine Reifeprüfung in Frankreich ab und studierte anschließend in Straßburg, London, Paris. Er war später selbst als Diplomat tätig, wurde unter anderem zum Generalsekretär des Goethe-Instituts in München ernannt und arbeitete zehn Jahre lang als Intendant der Berliner Festspiele. Als Lyriker, Essayist, Herausgeber und Übersetzer hat er sich international einen Namen geschaffen. Es gäbe kaum einen lebenden deutschen Lyriker, der weltweit solchen Ruhm erfährt wie Joachim Sartorius, betonte auch Kruse. Einen Berührungspunkt zum Fränkischen, genauer mit August Graf von Platen, fand Kruse bei Sartorius zweitem Wohnort, Syrakus, wo Platen begraben liegt. In seiner Dankesrede gab Sartorius selbst an, dass sich sein Verhältnis zu Platen änderte, als er seine Wohnung in Syrakus bezog und feststellte, dass Platen in Sizilien präsenter ist als in Deutschland.

Förderpreisträger Gerasimos Bekas

Mit dem Förderpreis des „August Graf von Platen Literaturpreises“ wurde Gerasimos Bekas für seinen Debütroman „Alle Guten waren tot“ ausgezeichnet. Der 1987 geborene und in Franken und Griechenland aufgewachsene Schriftsteller thematisiert in seinem Erstlingswerk die schwierige Identitätssuche eines jungen Mannes, der sich sowohl Deutschland als auch Griechenland zugehörig fühlt. Bekas schreibt nicht nur über die Gegenwart eines, von der Wirtschaftskrise gebeutelten, Griechenlands, sondern betreibt auch Vergangenheitsbewältigung und erinnert an die grausamen Massaker deutscher Einsatztruppen an griechische Zivilisten. In seiner Dankesrede machte Bekas deutlich, dass er den Preis sehr ernst nehme. In Anbetracht der jüngsten Landtagswahlergebnisse, richtete der Autor auch einen Appell an die zahlreich erschienenen Gäste, weiter die Gesellschaft zusammenzuhalten. „Ich versuche“, betonte Bekas, „wo ich kann, dazu beizutragen, dass wir weiterhin in einer demokratischen Gesellschaft leben und die Gelegenheit haben, uns frei zu äußern und zusammenzukommen, um die Kunst und Kultur zu feiern.“

Über den Literaturpreis

Der „August Graf Von Platen Literaturpreis“ wird alle zwei Jahre im Rahmen der in Ansbach stattfindenden Literaturtage LesArt vergeben. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert, der Förderpreis mit 1.500 Euro. Die Autoren müssen einen fränkischen Bezug aufweisen, das heißt in Franken geboren sein, dort leben oder darüber schreiben.

Foto: Bei der Preisverleihung (von links): Hermann Meckler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Mittelfranken West eG, Projektkoordinatorin der LesArt Bettina Baumann, Präsident des Lions-Club Ansbach Hans-Peter Smolka, Laudator Thomas Medicus, Förderpreisträger Gerasimos Bekas, Preisträger Dr Joachim Sartorius, Laudator Dirk Kruse, OB Carda Seidel und Friedrich Hilterhaus. Foto: Anika Schildbach

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