Blick nach Wolframs-Eschenbach

Sonderveröffentlichung

BÜRGERMEISTER MICHAEL DÖRR IM INTERVIEW

Wolfram-Eschenbach – Heimatstadt des Parzivaldichters Wolfam von Eschenbach und Stadt des Deutschen Ordens
Wolframs- Eschenbach mit seinen 3.000 Einwohnern ist ein romantisches Kleinod des Mittelalters und eine moderne Kleinstadt zugleich. Wer durch die Altstadt oder den Stadtgraben spaziert, verspürt einen Hauch Mittelalter. Die Wolframs-Eschenbacher Stadtbefestigung wirkt imponierend wie nur wenige andere, weil neben den Mauern und Türmen auch der Graben erhalten blieb. Die Stadt bietet für die Bürger und Gäste eine hervorragende Infrastruktur. Bürgermeister Michael Dörr gibt im folgenden Interview sowohl private Einblicke als auch Informationen über die Stadt Wolfram-Eschenbach.

BlickLokal (im Folgenden BL): Herr Dörr, bitte geben Sie uns einen kurzen Einblick in Ihre Person.

Michael Dörr (im Folgenden MD): Mein Name ist Michael Dörr, ich bin am 5.10.1973 geboren, verheiratet und habe drei Kinder. Ich habe eine Ausbildung zum Betriebswirt mit VWA Diplom abgeschlossen. Seit 2008 bin ich Bürgermeister der Stadt Wolframs-Eschenbach und seit 2020 Kreisrat. Außerdem bin ich Verbandsvorsitzender des Wasserversorgers Reckenberg Gruppe mit ca. acht Mitarbeitern.

BL: Woher rührt die persönliche, bzw. emotionale Verbundenheit zu Wolframs-Eschenbach

MD: Ich bin ein alteingessesener Wolframs-Eschenbacher und bin hier in der Hauptstraße aufgewachsen. Wegen meiner beruflichen Laufbahn war ich mehrere Jahre weg, habe aber meinen ersten Wohnsitz immer hier behalten und war dann oft am Wochenende in Wolframs-Eschenbach. Ich war der Stadt immer eng verbunden. Wir sind ja nicht irgendeine Stadt, sondern eine besondere Stadt. Wir haben eine sehr große, reichhaltige Geschichte. Das hat mich damals auch dazu bewogen, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren.

BL: Was macht Wolframs-Eschenbach in Ihren Augen zu einem echten Unikat?

MD: Vor allem die Geschichte. Da gibt es im Wesentlichen zwei Punkte. Das Eine ist der bekannte Dichter Wolfram von Eschenbach natürlich, weil es gibt nur ein Wolframs-Eschenbach in ganz Deutschland. Eschenbach gibt es mehrere, aber den Ort Wolframs- Eschenbach gibt es eben nur einmal mit dem Namensgeber Wolfram von Eschenbach, der bis heute neben Albrecht Dürer einer  der bekanntesten Franken ist, die es überhaupt jemals gegeben hat. Das ist das eine, dass wir die Heimatstadt von dem Wolfram sind und nach ihm auch benannt sind. Das allein bringt uns heute noch Kulturtouristen aus der ganzen Welt. Das andere ist die Geschichte mit dem deutschen Orden. Der deutsche Ritterorden hat sich hier seit etwa 1210 angesiedelt und bis 1809, also 600 Jahre lang, die Geschichte der Stadt geprägt und bestimmt hat. Durch die Hauptstraße, die Häuser und den doppelten Mauerring, den man sonst nur in Rothenburg oder Nürnberg findet, haben wir eine besondere Baugeschichte. Das ist historisch betrachtet das Besondere an Wolframs-Eschenbach.

BL: Geben Sie uns doch Informationen zu den wichtigsten Fakten zum Ort, wie Einwohnerzahlen, Fläche und Demografie.

MD: Seit 1332 ist Wolframs- Eschenbach offi ziell eine Stadt. Wir haben einen mittelalterlich erhaltenen Ortskern mit kompletter Mauer. Der Ort bietet ungefähr 650 Arbeitsplätze. Wir sind über viele Jahre die am schnellsten wachsende Gemeinde von den 58 Gemeinden im Landkreis Ansbach. Die Menschen, die sich bei uns niederlassen wollen, kommen von überall her aus Deutschland. Diese Nachfrage können wir gar nicht bedienen. Wir sind bei den Tourismusorten nach Rothenburg und Dinkelsbühl ganz vorne mit dabei. Wir haben inzwischen wieder über 40.000 Übernachtungen im Jahr und verfügen über zwei Allgemeinärzte, einen Zahnarzt, eine eigene Grund- und Mittelschule mit der Möglichkeit, dort den Abschluss Mittlere Reife zu erlangen. Wir haben vor kurzem einen neuen Kindergarten gebaut für 8 Millionen Euro. Außerdem verfügen wir über ein sehr reichhaltiges Kulturleben und eine gute Infrastruktur. Dadurch, dass wir am östlichen Landkreis liegen, befinden wir uns am Ballungsraum Nürnberg und das macht Wolframs-Eschenbach zu einem begehrten Wohn- und Lebensort.

BL: Wie sieht das Vereinsleben in Wolframs-Eschenbach aus?

MD: Unsere Stadt zeichnet sich durch ein sehr vielfältiges Vereinsleben und einen sehr großen Sportverein mit ca. 1300 Mitgliedern, der über alle Sparten hinweg alles anbietet, aus. Wir haben sehr aktive kirchliche Vereine wie den Kolpingverein oder den katholischen Frauenbund. Durch einen eigenen Blaskapellen- Musikverein und einen sehr lebhaften Gesangverein, der sowohl über einen Jugend- als auch einen Kinderchor verfügt, spielt auch die Musik bei uns eine große Rolle. Die Gemeinschaft wird hier in Wolframs-Eschenbach intensiv
gepflegt.

BL: Inwieweit setzt sich Wolframs-Eschenbach für den Umwelt- und Klimaschutz ein?

MD: Wir haben uns vor kurzem dem Blühpakt Bayern angeschlossen. Zu den Zielen des Projekts zählen die Anlage und Aufwertung von Blüh- und Streuobstwiesen, Wildstaudenflächen, blühenden Straßenrändern und Hecken, Dach- und Fassadenbegrünung. Im Grunde geht es darum, die Artenvielfalt zu fördern. Wir sind schon seit vielen Jahren bei der vierfachen Versorgung des Eigenversorgungsgrades. Die Stadt betreibt selber 1,1 Megawatt PV-Anlagen. Wir waren da eine der ersten Gemeinden im Landkreis, die das gemacht haben. Den bereits erwähnten Kindergarten, den wir vor kurzem gebaut haben, ist zum Beispiel ein kompletter Passivhaus-Standard und wird komplett mit Luftwasser-Wärmepumpen betrieben, um uns auch von den fossilen Energien unabhängig zu machen. Wir erstellen zurzeit in unserer kommunalen Allianz Altmühl-Mönchswald- Region ein eigenes Konzept mit den Nachbargemeinden zum Flächensparmanagement.

BL: Wie ist die aktuelle Bauplatzsituation – sind freie Bauplätze vorhanden?

MD: Nein, aktuell sind keine Bauplätze vorhanden. Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren 60 Bauplätze verkauft, überwiegend an Einheimische. Ich gehe davon aus, dass das jetzt sowieso weniger wird, weil der Zins heute ja schon bei 3,4 Prozent steht. Das hat sich jetzt mehr oder weniger verdreifacht in den letzten fünfeinhalb Monaten. Im Januar stand er ja noch bei 0,9 Prozent. Insofern wird diese Entwicklung ein Stück weit zurückgehen, aber wir sind aktuell damit bechäftigt, ein neues, kleineres Baugebiet zu planen, auch wenn sich das momentan schwierig gestaltet, weil durch die hohe Inflation kaum Verkaufsbereitschaft bei den Landeigentümern vorhanden ist. Ansonsten gibt es schon privat einiges. Woran wir aktuell konkret arbeiten, ist ein neues Gewerbegebiet über einen eigenständigen Träger, der das Gebiet gekauft hat und erschließt. Da läuft gerade das Bebauungsplanverfahren, um dort bald Gewerbeflächen anbieten zu können. Bei den Arbeitsplätzen ist es so, dass viele heimische Betriebe, vor allem in der Fachindustrie, aber auch im sozialen Bereich, händeringend nach Fachkräften suchen.

BL: Welche Visionen möchten Sie im weiteren Verlauf Ihrer Amtszeit umsetzen? Gibt es konkrete Projekte, die Sie in näherer Zukunft
verwirklichen möchten?

MD: Zuerst einmal bin ich sehr dankbar, da ich mich jetzt schon in meiner dritten Amtszeit befinde und über 14 Jahre Bürgermeister der Stadt Wolframs-Eschenbach sein darf. Meine Vision ist die weitere Belebung der Altstadt. Das ist mir, glaube ich, ganz gut gelungen in den letzten zehn, zwölf Jahren. Damit verbunden natürlich auch mittel- bis langfristig die Sanierung unserer Stadtmauer. Darüber hinaus haben wir ein altes Brauerei-Gelände. Das ist zwar in Privathand, aber da ist es mir wichtig, dass wir hierfür einen Investor finden und es revitalisiert wird. Außerdem möchte ich das kleine Baugebiet, das ich bereits angesprochen habe, verwirklichen. Wichtig ist es mir auch, unsere Ortsteile zu unterstützen. Kleinere Dörfer leben beispielsweise von der Landwirtschaft, die immer weniger wird, und hier ist es mir ein Anliegen, diese entsprechend eng anzubinden an den Hauptort. Im Zuge dessen haben wir in letzter Zeit einige Spielplätze saniert und wollen diesbezüglich auch weitere Projekte umsetzen. Jeder Ortsteil soll seinen Bürgern ausreichend Lebensqualität bieten können. Ansonsten ist einfach das Ziel, dass es uns gelingt, was sicherlich nicht einfach werden wird die nächsten Jahre, den hohen gesellschaftlichen und auch materiellen Standard, den wir ja seit vielen Jahren genießen dürfen, so gut zu erhalten wie es irgendwie möglich ist in diesen doch schwierigen Zeiten, die wir im Moment haben.
Foto: WZ-Archiv, Stadt Wolframs-Eschenbach

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AN 08 und 09

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