Bruterfolg am Baudenkmal: Vier junge Charakterköpfe bei den Wiedehopfen geschlüpft

Stuttgart (wz). Premiere an einem markanten Ort: Erstmals sind in der Wilhelma in Stuttgart Jungvögel bei den Wiedehopfen geschlüpft. Für einige Wochen sind nun die vier Zöglinge, je zwei Hähnchen und Hühnchen, mit ihren Eltern im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart zu sehen, bis es draußen zu kalt für sie wird. Denn Wiedehopfe sind Zugvögel, die in warmen Gefilden Afrikas oder Indiens überwintern. Weltweit sind sie von Süd- und Mitteleuropa über Vorderasien bis nach Sri Lanka und Indonesien verbreitet. In Deutschland gibt es dagegen nur noch einige hundert Brutpaare. Daher sind sie in der Natur hierzulande kaum anzutreffen. Hatte der Zoologisch-Botanische Garten zuvor nur männliche Wiedehopfe gehalten, so zog 2018 ein Zuchtpaar ein, das mit seinem Gelege im August nun Erfolg hatte. Die etwa drosselgroßen Charakterköpfe leben an zentraler Stelle und werden doch oft übersehen, weil viele Besucherinnen und Besucher an der historischen Damaszenerhalle keine Tiere erwarten. Dabei war dies einst der einzige Ort in der Wilhelma, an dem der Hausherr König Wilhelm I. von Württemberg Tiere hielt. Die frühere Fasanerie rund um das Baudenkmal beherbergt heute illustre Vogelarten: aus Nordamerika zum Beispiel Berghaubenwachtel, Roter Kardinal und Socorrotaube, aus Südostasien Chinesisches Bambushuhn, Weißhaubenhäherling und Temminck-Tragopan. Für Europa stehen hier Wachtelkönig, Rothuhn und der Wiedehopf. Wenn er seine Federhaube auffächert, wirkt es, als trage der Wiedehopf selbst eine Krone. Auffällig trägt das orange-bräunliche Gefieder schwarzweiße Bänder auf den Schwingen und dem Schwanz. Was für den Menschen ein Hingucker ist, dient den Vögeln der Tarnung. Mit dem Spreizen der kontrastreichen Flügel lässt der Wiedehopf bei Gefahr durch Greifvögel seine Körperkontur verschwimmen. Seine Nahrung sucht er sich am Boden. Er jagt seine Beute, wie Käfer, Spinnen oder Eidechsen, entweder durch Aufscheuchen und Nachlaufen. Oder er stochert mit seinem langen, leicht gebogenen Schnabel im Erdreich nach Maulwurfsgrillen, Engerlingen oder Regenwürmern. Für seine Kost braucht der Wiedehopf offene Landschaften mit kurzem Bewuchs. Bruthöhlen findet er in älteren, ausgefaulten Bäumen. Seinen Bestand gefährden daher zum einen der Verlust von Wiesen und Weiden an die intensive Landwirtschaft und zum anderen die Rodung von nicht mehr ertragreichen Obstbäumen oder Feldgehölzen. Brachflächen, Streuobstwiesen und Nisthilfen könnten sein Vorkommen dagegen stabilisieren. Auch durch den Einsatz von weniger Pestiziden fände der Wiedehopf mehr Futtertiere.

Im August 2019 sind vier junge Wiedehopfe in der Wilhelma in Stuttgart geschlüpft (im Bild sind drei Jungvögel zu sehen).

Fotos: Wilhelma Stuttgart

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