Neuendettelsau Palliativ

Zum Abschied an den Sonnensee

NEUENDETTELSAU (RED). Wenige Tage bevor sie starb, erfüllte das Palliativ-Team der Clinic Neuendettelsau einer Patientin ihren Herzenswunsch: einen Ausflug an den Sonnensee bei Ansbach. Mit dem Sonnensee verband Karin-Sylvia Steinbach viele schöne Erinnerungen. Auf dem dortigen Campingplatz hatte sie lange Jahre einen Dauerstellplatz und verbrachte hier unzählige schöne Stunden mit ihrer Familie und ihren Freunden. Genau dort wollte die 61-Jährige, die an einer weit fortgeschrittenen Tumorerkrankung litt und bereits stark geschwächt war, noch einmal hin. Das Palliativ-Team der Clinic Neuendettelsau, wo die Patientin ihre letzten Wochen verbrachte, nahm daraufhin mit dem Malteser Hilfsdienst aus Würzburg Kontakt auf, die mit ihrem Herzenswunsch-Krankenwagen ehrenamtlich sterbenskranken Patienten letzte Wünsche erfüllen.

Da sich Karin-Sylvia Steinbachs Gesundheitszustand sichtlich verschlechtert hatte, war Eile geboten. Nur wenige Tage nach dem ersten Gespräch mit den Maltesern fuhr der Herzenswunsch-Krankenwagen vor der Clinic Neuendettelsau vor und brachte die 61-Jährige zu ihrem Stamm-Campingplatz am Ufer des Sonnensees. Begleitet wurde sie von langjährigen Freunden, einem medizinischen Team aus zwei Sanitätern und einer Hospizbegleiterin sowie Krankenschwester Sabine Schwemmer, die auf der Palliativ-Station der Clinic Neuendettelsau arbeitet.

Gemeinsam verbrachten sie mehrere Stunden am Ufer des Sonnensees, wo Steinbach in Erinnerungen an glückliche Familienurlaube schwelgte. „Zu sehen, welche Freude wir ihr mit diesem Ausflug bereiten konnten, war unheimlich berührend“, erinnert sich Schwester Sabine Schwemmer. „Außerdem war es bemerkenswert, welche Kräfte unsere Patientin noch mobilisieren konnte.“ Während Karin-Sylvia Steinbach sonst nach wenigen Stunden auf eine zusätzliche Sauerstoffversorgung angewiesen war, schaffte sie diesen Nachmittag komplett ohne.

In den Tagen danach zehrte sie von diesen kostbaren Stunden am Sonnensee, auch wenn sich ihr Allgemeinzustand rapide verschlechterte. „Wir hatten den Eindruck, dass sie nun Abschied genommenhatte“, erzählt Thomas Janssen, Oberarzt auf der Palliativ-Station in der Clinic Neuendettelsau. „Zehn Tage danach

Einen solchen Herzenswunsch zu erfüllen, ist auch für die Mitarbeitenden der Palliativ-Station nicht alltäglich. „Zu unserer Arbeit gehört das intensive Zu- und Nachhören, um heraus zu spüren, welche Themen unsere Patienten beschäftigen“, erklärt Oberarzt Janssen. Um daraus vielleicht den ein oder anderen Herzenswunsch herauszuhören, beispielsweise den lang gehegten Streit mit einem nahen Familienmitglied beizulegen oder noch einmal das vertraute Musikinstrument zu spielen. Einen mehrstündigen Ausflug zu organisieren, gehörte bislang noch nicht dazu.

Die Arbeit auf einer Palliativ-Station ist eine sehr intensive, bei der die Schaffung einer ruhigen und vertrauensvollen Atmosphäre für Patienten und Angehörige einen zentralen Aspekt darstellt. Das Team der Palliativ-Abteilung der Clinic Neuendettelsau kümmert sich um Patienten, deren Grunderkrankung nicht heilbar ist. „Wir behandeln die Beschwerden, aber es steht nicht nur der Schmerz im Vordergrund“, erklärt Oberarzt Janssen die Arbeit eines Palliativmediziners. „Wir kümmern uns um die körperlichen, sozialen und psychischen Beschwerden gleichermaßen, lassen dabei aber auch spirituelle Themen, die den Patienten berühren, nicht außer Acht.“ Es gehe darum, den Patienten wieder mehr Lebensqualität zu geben, ihnen Schmerzen und Ängste zu nehmen. Manchmal auch darum, den Sterbenskranken in seinen letzten Lebenstagen zu begleiten. „Auch wenn wir kein Hospiz sind“, wie Thomas Janssen betont. „Unser Ziel ist es immer, wenn möglich, den Patienten wieder entlassen zu können.“

Bildunterschrift:  Im Kreise von Freunden und Vertrauten verbrachte Palliativ-Patientin Karin-Sylvia Steinbach (Mitte im Rollstuhl) einen letzten Nachmittag am Sonnensee bei Ansbach. Foto: Clinic Neuendettelsau

 

 

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