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Der Tag der erfüllten Träume

ROTH (RED). Die Karriere von Sebastian Kienle ist komplett. Der Hawaii-Sieger von 2014, zweifache Halbdistanz-Weltmeister und Frankfurt-Gewinner hat nun auch den letzten Triathlon der „Big 4“ für sich entschieden. Der 33-Jährige gewann im dritten Anlauf den DATEV Challenge Roth. Dass er dabei ziemlich nahe an Jan Frodenos Weltbestzeit aus dem Jahr 2016 herangeschwommen, herangefahren und herangelaufen ist, war ein zusätzliches Zuckerl für die unglaublich vielen Zuschauer entlang der 226 Kilometer langen Wettkampfstrecke.

Kienle profitierte von drei Faktoren. Erstens: Beim Schwimmen, seiner vermeintlich schwächsten Disziplin, konnte er unerwartet mit den Besten mithalten und im Schwimmschatten der Konkurrenz einige Körner sparen. Zweitens: Auf dem Rad hatte er mit dem Australier Cameron Wurf eine bärenstarke Zugmaschine. Und drittens: Die äußeren Bedingungen waren schlicht ideal: strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen und wie gewohnt eine Top-Organisation durch TEAMCHALLENGE und seine rund 7500 Helferinnen und Helfer.

Bei 7:46:23 Stunden blieb die Zeit im Rother Stadtgarten für Sebastian Kienle stehen. Schneller waren vor ihm nur Jan Frodeno bei seiner Weltbestzeit 2016 (7:35:39 Stunden) und dessen Vorgänger Andreas Raelert im Jahr 2011 (7:41:33 Stunden). Auch hinter Kienle gab es eine regelrechte Leistungsexplosion. Andreas Dreitz machte bei seinem erst zweiten Langdistanzrennen (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen) in 7:53:06 Stunden einen deutschen Doppelsieg perfekt. Und mit dem Amerikaner Jesse Thomas (7:54:38 Stunden), dem Vorjahreszweiten Joe Skipper aus England (7:56:57 Stunden), dem Australier Cameron Wurf (7:58:17 Stunden) und dem Südafrikaner James Cunnama (7:59:15 Stunden) blieben vier weitere Männer unter der magischen Acht-Stunden-Marke.

Sebastian Kienle hatte zwar von sich selbst nicht mehr und nicht weniger als den Sieg erwartet. Ein Selbstläufer war das Rennen für ihn aber nicht. „Es war wahnsinnig hart, aber es war auch wahnsinnig geil“, sagte der 33-Jährige hinter der Finish-Line. Und zu den Zuschauern im proppenvollen Stadion: „Ich hoffe, dass ihr in eurem Leben auch einmal ein solches Erlebnis haben werdet, wie ich es heute hatte.“

Noch spannender als das Rennen der Männer entwickelte sich das der Frauen. Lange Zeit schien die Engländerin Lucy Charles einem Start-Ziel-Sieg entgegenzustreben. Die 24-Jährige pulverisierte im Main-Donau-Kanal den knapp zehn Jahre alten Schwimmrekord (sie war dabei auch schneller als die schnellsten Männer) und hielt die Konkurrenz auch auf den 180 Radkilometern auf Distanz.

Hinter Charles arbeitete sich Daniela Sämmler aber Sekunde um Sekunde heran. Nach dem Schwimmen hatte sie noch sieben Minuten Rückstand, nach dem Radfahren war es nur noch halb so viel. Den abschließenden Marathon ging sie kontrolliert an – und drehte nach der 21-Kilometer-Marke richtig auf. Bald hatte sie ihre Konkurrentin in Sichtweite, sieben Kilometer vor dem Ziel ging sie an ihr vorbei. Die Entscheidung? Nicht ganz. Sämmler plagten auf den letzten fünf Kilometern Krämpfe, Lucy Charles ließ sich einfach nicht abschütteln. Und von hinten kam auch noch die laufstarke Finnin Kaisa Sali bedrohlich näher.

Das Rennen wurde schließlich erst auf dem letzten Kilometer entschieden. Neun Sekunden rettete Daniela Sämmler vor Lucy Charles ins Ziel – eine halbe Stadionrunde nach 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen.

Ein Rennen für die Geschichtsbücher. Noch enger war es zuletzt vor 14 Jahren, als der Darmstädter Lothar Leder den Australier Chris McCormack nach einem finalen Sprint auf der Ziellinie „ausgeknockt“ hatte.

Daniela Sämmler durfte sich nicht nur über ein Rekord-Preisgeld freuen – insgesamt wurden 200000 Dollar ausgeschüttet – sondern als Zugabe auch noch über einen neuen deutschen Rekord. In 8:43:42 Stunden war sie gut drei Minuten schneller als die bisherige Rekordhalterin Sandra Wallenhorst. Mit Lucy Charles (8:43:51 Stunden), Kaisa Sali (8:46:49Stunden), Laura Siddall (8:48:42 Stunden) und Publikumsliebling Yvonne van Vlerken (8:54:40 Stunden) blieben vier weitere Starterinnen unter der Neun-Stunden-Schallmauer.

Insgesamt waren beim DATEV Challenge Roth rund 3400 Einzelstarter und 650 Staffeln an den Start genommen. Wenn man die diversen Rahmenwettbewerbe (Womens Run, Nightrun, Junior-Challenge, Challenge for All, Kinderlauf) hinzurechnet, brachte das Triathlon-Wochenende knapp 10000 Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder in Bewegung.

Bildunterschrift: Jetzt hat er alle wichtigen Triathlons auf dieser Welt gewonnen: Sebastian Kienle nach 7:46:23 Stunden im Ziel. Foto: Christoph Raithel

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