„Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Tiere liebevoll und ordentlich behandelt werden“

Gespräch zum Tierschutz mit der Vorsitzenden des Fördervereins für den Tierschutz in Ostwürttemberg e.V und Geschäftsstellenleiterin der WochenZeitung Heidenheim, Maike Wagner

HEIDENHEIM(WAG).Frau Wagner, Sie sind seit Jahren engagierte Tierschützerin.

» Wie kam es dazu?
Maike Wagner: Schon von Kindheit an wurde ich so erzogen und es ist mir ein großes Anliegen, dass die Tiere liebevoll und ordentlich behandelt werden. Bei uns zu Hause war es ganz normal, mit Tieren aufzuwachsen
und diese liebevoll zu behandeln. Schon als Kind durfte ich die Treue und Zuneigung durch Tiere erfahren. Dadurch verstehe ich, wie wichtig diese Verbindung für unser Menschsein ist. Um diese Verbindung weiter zu festigen, habe ich schon mehrere Gottesdienste mit dem Motto „Kinder und Tiere, Sterne im Leben – die Sprache der Schöpfung“ durchgeführt, das letzte Mal im vergangenen Jahr in Heidenheim.
Die WZ berichtet seit Jahren über das Schicksal der rumänischen Straßenhunde und die Smeura, das größte Tierheim der Welt mit ca. 5.400 Hunden.

» Was konnte durch die Aktion der WochenZeitung bisher bewegt werden? Welche Anschaffungen wurden gemacht?

Zum Ersten muss man hier ein ganz großes Dankeschön aussprechen an unsere Leserinnen und Leser. Woche für Woche wurden uns Sackweise das Trockenfutter, Dosenfutter, Decken, Bürsten, Medikamente, Welpenmilch u.v.m. gebracht. Tonnenweise haben wir von unseren Spendern das Futter bekommen und an die Tierhilfe Hoffnung weitergereicht. Von den Spenden, die ausschließlich  über die Aktion Smeura kamen, wurden lebensnotwendige Medikamente, über 100 Europaletten Hundefutter (ca. 70000 kg), Wärmelampen und die ganz dringend benötigten 20 großen Transportboxen gekauft. Mehrfach haben wir uns davon überzeugt, dass die Tiere gut transportiert werden. Diese reisen mit internationalem Impfzeugnis, Traces Papieren und Chip. Das Elend, das diese Hunde teilweise erlitten haben, ist so grausam, dass es einem jedes Mal die Tränen in die Augen treibt.

» Finden Sie denn, dass Senioren noch Tiere halten sollten?

Maike Wagner: Ja, absolut. Da bin ich ganz anderer Meinung wie manche Tierschutzvereine. Ich bin vielmehr der Meinung, dass man, anstatt den älteren Menschen ein Tier zu verweigern, sich eher um die Nachsorge für den traurigen Fall einer Erkrankung oder den Tod schützend bereithalten sollte. Das wäre aus meiner Sicht aktiver Tierschutz.

» Sie sind Vorsitzende des Fördervereins für den Tierschutz in Ostwürttemberg e.V. ? Wie kam es dazu?

Maike Wagner: Wahrscheinlich war der Auslöser schon der Moment, als ich mit sechs Monaten mit unserem Dackel Lumpi das Bett teilte. Ich liebe Tiere und bin bereits im Jahr 1986 in den Tierschutzverein eingetreten. 1998 habe ich dann den Förderverein gegründet, der seit  nunmehr fast 20 Jahren existiert. Kann man bei Ihnen Mitglied werden?  Maike Wagner: Na klar, sehr gerne. Bitte dazu einfach den Coupon ausfüllen. Wir kommen dann auf Sie zu.

» Was leisten die „Heidenheimer Katzenfrauen“?

Vor denen darf man den Hut ziehen. Was würden die vielen kranken, verwilderten Katzen machen, wenn diese Frauen sich nicht auf die Pirsch begeben würden, um die Tiere kastrieren zu lassen und zu versorgen. Hier haben wir ja den Pakt mit den Bürgermeistern im Landkreis, Herrn Hitzler und  vorneweg Norbert Bereska als Vorsitzenden der Bürgermeister im Landkreis. Gutscheine können bestellt werden und werden aus dem Topf bezahlt, der dafür angelegt wurde. Ansprechpartner ist hier der Vorstand des Tierheims. Zusätzlich versorgen wir die Katzenfrauen mit Futter.

» was ist Ihr besonders anliegen?
Maike Wagner: Tiere als gottgewollte Mitgeschöpfe zu begreifen, für sie da zu sein, wenn sie uns brauchen – nicht einfach wegschauen, wenn ein Tier leidet – verunfallte Tiere zu versorgen. Zudem sollten wir Kinder darauf vorbereiten, das es ein Glücksgefühl ist, von einem Tier geliebt zu werden und ein Tier zu lieben.

» welche Haltung nehmen die deutschen Tierheime gegenüber ausländischen, hilfsbedürftigen Hunden, wie etwa den rumänischen, ein?

Es ist sehr schade, dass der deutsche Tierschutzbund den Tierheimen, die Mitglied im Verband sind, rät, keine Auslandstiere aufzunehmen. Wir berichteten in der WZ nach einer direkten Anfrage an den deutschen Tierschutzbund. Da es aber in der Entscheidungsfreiheit des Vereins liegt, gibt es durchaus mutige und engagierte Vereine, die diese enorme Mehrarbeit an diesen geschundenen Kreaturen schon aufgrund der Tierliebe, die man ja haben sollte, wenn man ein Tierschutzverein ist, auf sich nehmen.

 » Sie sind Vorsitzende des Fördervereins für den Tierschutz in Ostwürttemberg.  was genau macht der Verein?

Wir unterstützen Tiere, die in Not geraten sind, indem wir die Tiere und die Tierheime, wo die Hunde, Katzen oder Kleintiere sind, in die Öffentlichkeit bringen – wir sind ja ein kleiner Verein ohne Tierheim. Es gibt auch Tierärzte, die uns bitten, in einer Tierschutzangelegenheit zu vermitteln. Dank der WochenZeitung haben wir hier ein wunderbares Forum. Aber auch in Sachen Tierquälerei haben wir schon überregional geschrieben. Wir als Förderverein fördern den Tierschutzgedanken ideell und materiell. Aber wir engagieren uns auch bei WochenZeitungsaktionen in Sachen Tierschutz.  Wenn Sie helfen möchten: Spendenkonto: Förderverein für den Tierschutz in Ostwürttemberg e.V., Kreissparkasse Ostalb- Konto: 805 024 157 BLZ: 614 500 50; IBAN DE74614500500805024157, BIC: OASPDE6AXXX.

» Eine weitere bekannte Einrichtung ist der Katzenschutz Donzdorf: was macht ihn so besonders?

Riesige Freigehege für die halbwilden und wilden Katzen. Diese Bekanntschaft machte ich vor 13 Jahren, als ich dort eine trächtige Mutterkatze übernahm, die sich im Tierheim nicht wohl fühlte. Sie sollte in Ruhe ihre Welpen bekommen können. Mit Sahne und Leberwurst hat damals die Pflegerin versucht, die scheuen Kätzchen oder total lethargischen kranken Tiere zu überzeugen, dass es auch anders sein kann. Das Besondere an dieser Einrichtung ist das über 3000 qm große Freigehege für die Tiere, die sehr scheu sind und ihren Rückzug in der Natur suchen. Mit ausreichend Unterschlupf kann hier ganzjährig der Katzenschutz betrieben werden. Dies ist einzigartig  in Deutschland. Jetzt wurde ein neues Katzenhaus eingeweiht und kommendes Jahr wird das Freigehege auf 8000 m2 erweitert.

» In Billigheim (Kreis Schwäbisch Hall) befindet sich der Pferdeschutzhof „Sieben Eichen“ des Vereins „Pony in Not e.V.“:
welche arbeit wird dort gel
eistet?

Über diesen Verein berichten wir schon lang und auch hier habe ich mir ein persönliches Bild gemacht. Auf diesem Gnadenhof werden die Pferde nicht mehr vermittelt. Die geschundenen Kreaturen sollen hier ein glückliches Lebensende erleben. Dies bedeutet für die Betreiberin Ariana Schulz einen enormen finanziellen wie seelischen Aufwand. Bei einem Besuch vor Ort habe ich erleben dürfen, was Tierliebe bedeutet, und vor allem trifft es auch diese wunderschönen großartigen Pferde und Esel. In vielen Fällen spielt der familiäre Zusammenbruch, das Scheitern von Familien und Alkoholprobleme eine Rolle.

» wie sieht es denn in der Tierherberge Donzdorf aus?

Hier wird vor Ort aktiver Auslandstierschutz betrieben und ein zusätzliches Tierheim ist in Bulgarien. Die Texte, die geschickt werden, lassen schon die Tierliebe spüren. Bei einem Besuch dort war ich sehr positiv überrascht über die  großzügigen Gehege und die damit verbundene Gruppenhaltung. Die Hunde waren weitestgehend sozialisiert. Persönlich halte ich das für die bessere Form als die Einzelhaft in Zwingern. Aber natürlich gibt es auch Hunde, die man nicht gleich in ein Rudel integrieren kann. Hier braucht es viel Erfahrung von den Pflegern.
» was ist Ihr Ziel für die Zukunft? Mein Ziel ist es, Synergien zu schaffen und die Kommunikation mit den Tierheimen zu fördern und sie mit Aktionen bei ihren Projekten zu unterstützen.

» Kinder rechtzeitig an den Umgang mit Tieren heranführen, das ist ihre Devise. was ist Ihnen daran besonders wichtig?

Ganz egal ob das im Ausland ist oder in Deutschland. Es gibt gute Beispiele wo man schon Kindern den sachgerechten, verantwortungsvollen und liebevollen Umgang  mit den Tieren lernt. Hier sind Schulbesuche mit den
Tieren oder zu den Tieren sehr wertvoll. Ich selber war schon in der Kleinen Schweineschule in Michelbach. Denn die Milch kommt nicht von der lila Kuh und Schweinefleich fällt nicht in der PVC Packung vom Himmel in die Kühltheke. Für die Tierheime ist es eine Chance mit Schülerferienprogrammen Kinder an die Anforderungen und Bedürfnisse, aber auch an den liebevollen Mehrwert mit einem Tier aufzuwachsen, heranzuführen.

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Ideen oder Anregungen haben,
dürfen Sie mir gerne per Post oder E-Mail an maike. wagner@wochenzeitung.de schreiben.

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