Ausstellung Markgrafenmuseum

„face to face“ — Spiegel der Seele

Ansbach (RED). Seit frühesten Zeiten versuchen Menschen ihr Selbstbildnis für die Nachwelt festzuhalten. Spätestens mit dem Smartphone und dem Selfie sind Selbstportraits ein inflationäres Gut. In einer neuartigen Kooperation haben sich das Kunsthaus Reitbahn, das Markgrafenmuseum sowie das Brücken-Center zusammengetan, um rund um das Thema Selbstportraits eine Ausstellung zu erstellen. Sie trägt den Namen „face to face“ und wird in allen drei Örtlichkeiten präsent sein.

Mit einem Selbstportrait im klassischen Sinne geht auch immer der Zweck der Repräsentation einher. Menschen stellen sich entweder realistisch, idealisiert oder verzerrt da. Mit dem modernen Selfie verschwimmt diese mehr oder minder klare Definition. Oftmals fotografieren sich junge Menschen vor Landschaften, Kunstwerken oder Sehenswürdigkeiten. Hier steht jedoch, laut Wolfgang F. Reddig, auch das Ich im Vordergrund, das Objekt wird zur Nebensache. Trotz der vergleichbar kurzen Geschichte, haben die Kunstschaffenden und -pflegenden längst erkannt, dass durch diesen Umstand der Konsument zum Kulturtragenden werden kann. Gar mehr noch, auch das massenhafte „Selfie-Geschieße“ ist längst eine Teildisziplin der Fotografiekunst. Dass man überhaupt von eben jener Fotografiekunst sprechen kann, war dabei ein langer Weg. Galt die Fotografie doch zu Beginn als reines Mittel zum Abbilden des Moments. Die künstlerische Komponente wurde den Portraitmalern zugesprochen, da sie auch das Wesen der Personen wiedergeben würden. Dieses Wesen beinhaltete übrigens niemals ein Lächeln, schließlich versuchte man dem Herrscherbild Ludwig des XVI. nachzueifern. Dies ist heute anders, Selfies sind meist bewusst freundlich und aufgeschlossen. Die Intention ist, den Betrachter für sich einzunehmen und zu gewinnen. In unserer visuellen Welt bewerten und interpretieren wir pausenlos Bilder. All diesen Facetten widmet sich die Ausstellung „face to face“. Das Markgrafenmuseum zeigt neben den historischen Portraits, die sowieso dauerhaft dort beheimatet sind, 40 moderne Portraits aktuell schaffender Künstler. Zudem gibt es ein Rahmenprogramm mit beispielsweise der Kostumführung „Selfie mit Betty“ von Claudia Kucharsky. Währenddessen sind im Kunsthaus Reitbahn verschiedenste historische Selbstportraits aus unterschiedlichen Zeiten zu sehen. In Zusammenarbeit mit der JUK, klärt der Ansbacher Fotograf Jim Albright, in einem Foto-Workshop durch Ansbach mit Kindern von 10-16 Jahren zudem die Frage, ob auch ein Stadtportrait zu den Portraits im allgemeinen Sinne zählt. Im Kunsthaus werden auf einem Bildschirm Selfies zu sehen sein, die in der crazy-Selfie-Station im Brücken-Center entstanden sind. Vor einem dekorativen Hintergrund kann man sich in Ansbachs Einkaufszentrum an verschiedenen Tagen ablichten lassen und wenn gewollt die Bilder an das Kunsthaus weiterleiten. Museumleiter Wolfgang F. Reddig gibt allen Besuchern mit auf den Weg die Ausstellungen für sich zu entdecken und frei zu interpretieren. Eröffnet wird sie in allen Örtlichkeiten am 4. Juli, wo sie dann bis 11. August zu sehen sein wird.

Foto: Auch historische Portraits wie sie Burkhard Baumann und Wolfgang F. Reddig zeigen sind Teil der face to face-Ausstellung Foto: Luca Herrmann

 

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