WochenZeitung Altmühlfranken, Weißenburg, Stadtwald, Stadtbegang

Fachexkursion durch den Weißenburger Stadtwald

WEISSENBURG (RED). Oberbürgermeister Schröppel begrüßt die Teilnehmer am Parkplatz vor der Waldgaststätte „Geländer“ zum jährlich stattfindenden Waldbegang.

Diese Fachexkursion, bei der über Arbeitsschwerpunktthemen des Forstamtes sowie über die Bewirtschaftung und den aktuellen Gesundheitszustand des Weißenburger Stadt­waldes informiert wird, macht dieses Jahr zuerst einen Abstecher in den nahegelegenen Staatswald, um sich dort Einblicke in die Verjüngungssituation des Waldes vor dem Hintergrund des Jagdmanagements der Bayerischen Staatsforsten zu machen. Danach geht es wie gewohnt zurück in den Weißenburger Wald, um sich auch dort dem Schwerpunktthema Wildtiermanagement zu widmen.

FD Ernst Geyer von den Bayerischen Staatsforsten AöR, Forstbetrieb Kipfenberg, ist der Bitte des Weißenburger Stadtforstamtes gefolgt und führte die Gruppe zu zwei Punkten im nahegelegenen Staatswald. Die Stadträte können so die Situation hier mit der im Weißenburger Stadtwald vergleichen. OB Schröppel bedankt sich bei Herrn Geyer für die Bereitschaft, die Teilnehmer in seinem Zuständigkeitsbereich zu führen.

Nach einer Stärkung mit Blechkuchen und Kaffee im Revier 1 des Stadtwaldes Weißenburg erläutert Forstamtsleiter Jürgen Fischer das forstliche Geschehen im zurückliegenden Jahr. Leider kommt er auch dieses Mal nicht darum herum, sich den Schäden durch den Borkenkäfer zu widmen. Nach fünf Monaten mit Hitze und Trockenheit war es kein Wunder, dass der Wald und insbesondere die Fichte erneut Schaden nimmt und sich dies im Einschlagsgeschehen widerspiegelt. Bisher mussten in 2018 ca. 8.000 fm Käferholz eingeschlagen und zu unbefriedigenden Preisen vermarktet werden.

Ein schnelles und gezieltes Eingreifen mit eigenem Personal konnte Schlimmeres vermeiden und den Harvester-Einsatz minimieren. Dafür verdienen die Mitarbeiter am Forstamt ein großes Lob. Die Bedenken, dass durch die Umstellung in den Zeitlohn im TVöD, die Holzeinschlagsmengen drastisch sinken, haben sich nicht bewahrheitet. Auch an 14 Tagen mit über 30 Grad stimmte die Motivation, da am Nachmittag auf weniger schweißtreibende Arbeiten ausgewichen wurde.

Die Folgen bei der Wiederaufforstung waren deutlich schlimmer. Fielen im Frühjahr 2017 viele der gepflanzten Jungbäume dem Frost zum Opfer, war es dieses Jahr der seit April anhaltende Wassermangel, der einen hohen Prozentanteil ausfallen ließ. Dennoch werden wir keinesfalls resignieren, sondern pflanzen dort, wo nötig, die für den Standort gerechten und klimatoleranten Baumarten wie Tanne, Douglasie, Lärche, Eiche, Buche und Edellaubhölzer. Im Herbst 2017 wurden 20.685 Pflanzen und im Frühjahr 2018 51.675 Pflanzen durch Unternehmer und eigene Forstwirte gepflanzt.

Um die kleinen Pflanzen zu sichern und die Entmischung von Naturverjüngungen zu verhindern, sind leider immer noch Forstschutzmaßnahmen gegen Wildschäden notwendig, die aufwendig und teuer sind. Langfristig hilft hier nur, das Wildtiermanagement zu ändern und den Rehwildbestand abzusenken.

Für förderfähige Kulturmaßnahmen nach dem waldbaulichen Förderprogramm des Freistaates Bayern werden Förderanträge gestellt. Die Zusammenarbeit mit dem AELF Weißenburg klappt seit Jahren reibungslos. Dennoch darf hier nicht übersehen werden, dass dies nach wie vor eine Hilfe zur Selbsthilfe ist und keine Vollfinanzierung. Folgekosten durch Ausgrasen der Konkurrenzflora und Mäusebekämpfung werden hier nicht berücksichtigt.

In Jungbeständen musste der Umfang für die Waldpflege aus Kalamitätsgründen zurückgekürzt werden und ein Unternehmereinsatz war nicht machbar. Dies bereitet uns Sorgen, denn diese Investition sichert Qualität, Stabilität, Gesundheit und Wertleistung in den Jungbeständen. Hier kann Einfluss auf die standortgerechte Baumartenmischung der zukünftigen Waldbestände genommen werden. Zukünftig wird der Jungbestandspflege deshalb wieder mehr Aufmerksamkeit zukommen müssen, damit die ökonomischen und ökologischen Ziele erreicht werden.

Unser Naturschutzkonzept ist den Anforderungen der Gesellschaft gewachsen. Freiwillige Stilllegungsflächen, ein steigender Anteil von Biotopbäumen und Totholz sowie ein artenreicher Mischwald sind neben einer bestandsschonenden Forstwirtschaft die Schwerpunkte. Arbeiten im Auftrag der Stadt durch den „Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V.“ und Fördergelder aus dem Vertragsnaturschutzprogramm sind hier willkommene Hilfen zum Erreichen unserer Ziele. Als Naturschutzbeauftragter der Stadt steht der Forstamtsleiter in Kontakt mit dem Amts- und Verbandsnaturschutz, um Lösungen für aktuelle Probleme zu finden.

Seit Juli 2017 ist der Weißenburger Wald „Zertifizierter Erholungswald“ nach PEFC und trägt somit ein Qualitätssiegel, das uns verpflichtet, bestehende Erholungseinrichtungen zu erhalten und zu verbessern.

Bereits im zurückliegenden Jahr wurden Förderanträge für Verbesserungsmaßnahmen gestellt und nach Genehmigung mit der Umsetzung begonnen. Der Vogellehrpfad in Oberhochstatt wurde saniert, die Beschilderung im Arboretum in der Schönau ergänzt, Wanderwegebeschilderung und der Knüppeldamm am Forellenweiher werden derzeit erneuert. Ein über die Stadtgrenze hinausgehender Managementplan für die Mountainbiker ist an ein erfahrenes Unternehmen vergeben worden und wird mit „LEADER“-Mitteln gefördert.

Zahlreiche Bildungsangebote vor Ort runden unsere Arbeit ab. Neben der Ausbildung von Forstwirten sind die Praktikumsplätze für Schule und Hochschule begehrt und werden ausgeschöpft. Ein breites Spektrum an waldpädagogischen Führungen und Freizeitangeboten werden vom städtischen Forstamt angeboten und sind dank der guten Zusammenarbeit mit dem Weißenburger Amt für Kultur und Touristik und der forcierten Werbung von der Bevölkerung gut angenommen. Die Nachfrage nach den angebotenen Schulführungen im Wald stagniert im Moment.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass unser Naturraummanagement die Gemeinwohlleistungen des Waldes unterstützt und unsere Bildungsangebote diese für seine Besucher verständlich machen.

Über die Grenzen der Stadt hinaus vertritt der Leiter des Städtischen Forstamtes Weißenburg die Interessen der kommunalen Waldbesitzer, sowohl als stellvertretender Vorsitzender des Forstausschusses des Bayerischen Städtetages, als auch als Ausschussmitglied des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. Damit wird die Stadt ihrer Verantwortung als einem der größten kommunalen Waldbesitzer Bayerns gerecht.

Bei der anschließenden Exkursion entlang der gewählten Begangsroute durch den Distrikt „Ludwigswald“ im Revier Weißenburg 1, werden im weiteren Verlauf eine ungezäunte Fläche mit einer gezäunten verglichen, um das hohe Verjüngungspotential ohne Einfluss des Wildes zu zeigen. Auch die Entmischung vorhandener Baumarten zugunsten von Buche und Fichte wird veranschaulicht. Ein zügiges Vorgehen bei der Verjüngung von Mischbeständen wird dadurch verhindert, da dies der Verunkrautung den weniger Verbiss gefährdeten Baumarten Vorschub leistet.

Abhilfe kann nur ein verantwortliches Wildtiermanagement durch die Stadt selbst und eine damit verbundene Intensivierung der Jagd mit sich bringen. Zusammen mit den örtlichen und überörtlichen Jägern und einem zugeschnittenen Konzept aus Pirschbezirken soll die Jagd in fünf Jagdbögen in Eigenregie durchgeführt und das Wildbret der Vermarktung vor Ort zugänglich gemacht werden.

Keine leichte Aufgabe, aber die Verantwortlichen am städtischen Forstamt sind sich sicher, dass die Sache funktioniert, wenn der Stadtrat dieser Organisation der Jagd im Herbst zustimmt.

Im Anschluss an den fachlichen Teil gibt es zur Stärkung gleich einen Vorgeschmack mit Wildbret aus dem Stadtwald und die Möglichkeit zum Gedankenaustausch.

Bildunterschrift: Die Stadt Weißenburg lädt alljährlich zum Waldbegang ein. Foto: Brigitte Dorr

  • Wochenzeitung - Werbung - Hier könnte Ihre Werbung stehen

Ähnliche Beiträge

Das sind die Wochenpreise!
Das große Sommerferiengewinnspiel in Süddeutschland!
WochenZeitung Altmühlfranken, Ellingen, Golfplatz Zollmühle, Deutsche Krebshilfe
Golfen und helfen Sie mit. Dem Leben zuliebe!