Fördermittelbescheid überreicht: Naturschutzgroßprojekt „chance.natur“ startet mit Festakt in die Umsetzung

von | 8. Mai 2025 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Treuchtlingen, Weißenburg

(red). Der baye­ri­sche Umwelt­mi­nis­ter Thors­ten Glau­ber und Minis­te­ri­al­di­rek­tor Dr. Jochen Gebau­er vom Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um haben im Rah­men eines Fest­ak­tes in Röt­ten­bach (Stadt Leu­ters­hau­sen) den För­der­be­scheid für das Natur­schutz­groß­pro­jekt „chance.natur – Lebens­raum Mit­tel­frän­ki­sches Alt­mühl­tal“ über eine Sum­me von rund 6,57 Mil­lio­nen Euro an Land­rat Dr. Jür­gen Lud­wig über­ge­ben. Das Pro­jekt im Land­kreis Ans­bach kann nun in den kom­men­den zehn Jah­ren in die Umset­zung gehen.

Dabei geht es um den Schutz einer ganz beson­de­ren Kul­tur­land­schaft, um den Erhalt eines der bedeu­tends­ten Wie­sen­brü­ter­vor­kom­men Süd­deutsch­lands und um die Siche­rung der seit jeher prä­gen­den Fak­to­ren im Alt­mühl­tal: aus­ge­gli­che­ner Was­ser­haus­halt und natur­ver­träg­li­che Grün­land­nut­zung. Über­ein­stim­mend beton­ten alle Red­ner, das Pro­jekt bie­te eine ein­ma­li­ge Chan­ce für die Regi­on, nicht nur für den Arten‑, Kli­ma- und Gewäs­ser­schutz oder die regio­na­le Wert­schöp­fung. Es besteht die gro­ße Chan­ce, Land­wirt­schaft, Natur­schutz und die Men­schen zusam­men­zu­brin­gen. Denn eines der Zie­le des Pro­jek­tes ist es, mit allen Akteu­ren zusam­men­zu­ar­bei­ten und gemein­sam nach­hal­ti­ge Lösun­gen zu ent­wi­ckeln.

Land­rat Dr. Jür­gen Lud­wig ließ in sei­ner Eröff­nungs­re­de die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Pro­jek­tes Revue pas­sie­ren. Er kann sich noch gut dar­an erin­nern, wie vor nun­mehr zehn Jah­ren Ver­tre­ter des Lan­des­bun­des für Vogel- und Natur­schutz und des Mit­tel­frän­ki­schen Land­schafts­pfle­ge­ver­ban­des an ihn her­an­ge­tre­ten sind, um auf den dra­ma­ti­schen Rück­gang der Vor­kom­men von Ufer­schnep­fe, Brach­vo­gel, Kie­bitz und ande­ren Arten auf­merk­sam zu machen. Umso mehr freut er sich, dass der lan­ge und nicht immer ein­fa­che Weg der Pro­jekt­fin­dung, Antrags­stel­lung und Pla­nung nun zum Ziel geführt hat: „Trotz der finan­zi­ell und wirt­schaft­lich ange­spann­ten Zei­ten set­zen Bund und Land mit der För­der­sum­me ein deut­li­ches Signal für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Rau­mes. Auch der Land­kreis Ans­bach bekennt sich zum Erhalt des ein­zig­ar­ti­gen Lebens­raums für Tier und Mensch.“ Mit kla­rer Mehr­heit stimm­te der Kreis­tag im ver­gan­ge­nen Jahr für die Frei­ga­be des Eigen­an­teils in Höhe von 10 Pro­zent der Gesamt­kos­ten. Das sind in den kom­men­den zehn Jah­ren nahe­zu eine drei­vier­tel Mil­li­on Euro für das Natur­schutz­groß­pro­jekt, das unter der allei­ni­gen Trä­ger­schaft des Land­kreis Ans­bach in Zusam­men­ar­beit mit dem Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz in Bay­ern und dem Land­schafts­pfle­ge­ver­band Mit­tel­fran­ken star­tet.

Für Bay­erns Umwelt­mi­nis­ter Thors­ten Glau­ber ist die im Alt­mühl­tal seit vie­len Jah­ren prak­ti­zier­te Zusam­men­ar­beit bei­spiel­haft: „Der Schutz unse­rer natür­li­chen Lebens­grund­la­gen und der Arten­viel­falt gehört zu unse­ren wich­tigs­ten Auf­ga­ben. Wir wol­len bei dem Pro­jekt im Alt­mühl­tal die Belan­ge von Natur­schutz, Land­wirt­schaft und Was­ser­wirt­schaft mit­ein­an­der ver­bin­den. Wir set­zen dabei auf Frei­wil­lig­keit und Koope­ra­ti­on. So wird das Pro­jekt ein Gewinn für die gan­ze Regi­on: Wir erhal­ten die ein­zig­ar­ti­gen Wie­sen­land­schaf­ten als Hei­mat für sel­te­ne Vogel­ar­ten. Wir bewah­ren ein unver­wech­sel­ba­res Stück frän­ki­scher Hei­mat für Ein­hei­mi­sche und Tou­ris­ten. Wir schaf­fen Mehr­wert durch neue Wert­schöp­fung für die Land­wirt­schaft. Das gelingt nur gemein­sam.“

„Das Bun­des­för­der­pro­gramm „chance.natur“ ist ein Erfolgs­mo­dell“, beton­te Minis­te­ri­al­di­rek­tor Dr. Jochen Gebau­er vom Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um. Seit 1979 wur­den über 550 Mil­lio­nen Euro Bun­des­mit­tel für 92 Pro­jek­te bereit­ge­stellt, womit auf einer Flä­che von über 7.500 Qua­drat­ki­lo­me­ter – das ist rund ein Pro­zent der Gesamt­flä­che der Bun­des­re­pu­blik – Maß­nah­men zum Erhalt der Land­schafts- und Arten­viel­falt durch­ge­führt wer­den konn­ten. Das Bun­des­för­der­pro­gramm för­dert Pro­jek­te von bun­des­wei­ter Bedeu­tung. Das Alt­mühl­tal als eines der letz­ten gro­ßen Wie­sen­brü­ter­ge­bie­te Süd­deutsch­lands, in dem noch alle neun Wie­sen­brü­ter­ar­ten vor­kom­men, hat die­se Bedeu­tung.

Abge­run­det wur­de der Fest­akt mit einer Orts­be­sich­ti­gung. Der Leu­ters­häu­ser Orts­teil Röt­ten­bach liegt unmit­tel­bar am Ran­de des Wie­sen­brü­ter­ge­bie­tes „Brunst-Schwai­gau“. Die Gäs­te konn­ten sich hier von einer Anhö­he aus einen guten Ein­druck ver­schaf­fen, was einen Wie­sen­brü­ter­le­bens­raum cha­rak­te­ri­siert: arten- und struk­tur­rei­che Wie­sen mit aus­rei­chen­der Was­ser­ver­sor­gung und eine weit­hin offe­ne Land­schaft.

Pro­jekt­lei­ter Diet­mar Herold stellt fest: „Wir müs­sen die Auen in ihrer Gesamt­heit betrach­ten und schüt­zen. Es geht nicht nur um die Vogel­welt, es geht um den Erhalt der ein­zig­ar­ti­gen Kul­tur­land­schaft in allen ihren Facet­ten. Ein effek­ti­ves Was­ser­ma­nage­ment, das ange­sichts der Kli­ma­ver­än­de­run­gen immer wich­ti­ger wird, und die För­de­rung der bäu­er­li­chen Grün­land­wirt­schaft, die die­se Viel­falt her­vor­ge­bracht hat und trägt, sind zwei der ent­schei­den­den Aspek­te.“

Auch die Ver­tre­ter des Land­schafts­pfle­ge­ver­ban­des und des Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz sind über­aus froh: „Ich freue mich sehr über den Start der Umset­zungs­pha­se des „chance.natur“-Projektes „Lebens­raum Mit­tel­frän­ki­sches Alt­mühl­tal“, erklärt Ger­hard Wäge­mann, Vor­sit­zen­der des Land­schafts­pfle­ge­ver­band Mit­tel­fran­ken. „Die­ses Pro­jekt bie­tet die ein­ma­li­ge Mög­lich­keit, die über Jahr­zehn­te zum Wie­sen­brü­ter­schutz gewon­ne­nen Erfah­run­gen im Wies­met auf gro­ße Tei­le des Alt­mühl­tals zu über­tra­gen. Gera­de die inten­si­ve und ver­trau­ens­vol­le Zusam­men­ar­beit mit den Land­wir­ten ist hier sicher bei­spiel­haft zu nen­nen“, so der frü­he­re Land­rat des Land­krei­ses Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen. Dr. Nor­bert Schäf­fer, Vor­sit­zen­der des Lan­des­bun­des für Vogel- und Natur­schutz, sag­te abschlie­ßend: „Das der­zeit größ­te Wie­sen­brü­ter­schutz­pro­jekt Bay­erns bie­tet uns her­vor­ra­gen­de Mög­lich­kei­ten, wich­ti­ge und not­wen­di­ge Maß­nah­men zum Schutz hoch bedroh­ter Arten wie Ufer­schnep­fe und Brach­vo­gel umzu­set­zen. Es umfasst die bedeu­tends­ten Feucht­wie­sen­le­bens­räu­me Süd­deutsch­lands, die wir unbe­dingt erhal­ten müs­sen, um unse­ren Wie­sen­brü­tern eine dau­er­haf­te Lebens­grund­la­ge zu bie­ten.“ Für den Baye­ri­schen Bau­ern­ver­band beton­te Kreis­ob­mann und Kreis­rat Rein­hold Mey­er das gute Mit­ein­an­der aller Akteu­re.

Bild­un­ter­schrift: Start­schuss mit dem För­der-Scheck: Pro­jekt­lei­ter Diet­mar Herold, Dr. Nor­bert Schäf­fer vom Lan­des­bund für Vogel­schutz, Annet­te Hagi­us und Dr. Jochen Gebau­er vom Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um, Bay­erns Umwelt­mi­nis­ter Thors­ten Glau­ber, Land­rat Dr. Jür­gen Lud­wig, Ste­fa­nie Schwarz vom Land­rats­amt Ans­bach, Ger­hard Wäge­mann vom Land­schafts­pfle­ge­ver­band Mit­tel­fran­ken und Ange­li­ka Bal­zert vom Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um (von links) läu­ten gemein­sam die Umset­zungs­pha­se des Natur­schutz­groß­pro­jekts „chance.natur“ im Alt­mühl­tal ein. Foto: Land­rats­amt Ansbach/Fabian Hähn­lein