Feuchtwangen Kreuzgangspiele

Freilichtzauber: Programmvorstellung der Feuchtwanger Kreuzgangspiele

FEUCHTWANGEN (JG). Der Saisonstart der Kreuzgangspiele Feuchtwangen rückt immer näher, so wächst mit jedem Tag auch die Aufregung. Zu gegebenem Anlass stellte Intendant Johannes Kaetzler, mit Unterstützung von Dr. Maria Wüstenhagen, Leiterin des Kulturbüros Feuchtwangen, im kleinen Sitzungssaal im Rathaus, in Anwesenheit des Bürgermeisters Patrick Ruh, das Programm der kommenden Saison vor. Kaetzler sei mehr als nur überzeugt davon, dass vor allem ungeahnte Neuinszenierungen bei den Leuten sehr gut ankommen werden. Denn unter altbekannten Kinderklassikern, wie dem „Sams“ oder „Frederick“, schleichen sich im nächsten Jahr wahre literarische Meisterwerke in das Programm der Kreuzgangspiele ein. Unter der Regie von Johannes Kaetzler, wird der weltweit bekannteste Blutsauger wieder zum Leben erweckt. Mit Bram Stokers „Dracula“, möchte Kaetzler das Publikum nicht nur Gänsehaut-Momente erleben lassen, im Vordergrund stünde auch eine emotionale Bindung zu dem Vampir. Die Zuschauer sollen versuchen, Dracula in seinen Beweggründen zu verstehen, um der Figur anders zu begegnen.

Denn der gruselige Blutsauger besitze nicht nur negative Charakterzüge, er habe durchaus auch lächerliche Seiten, die es gelte aufzudecken. Alles in Allem könnte man sagen, dass hinter der Geschichte des Vampires durchaus einiges an Identifikationspotenzial stecke, da dieser in gewisser Weise die zerstörerische Gewalt der Menschheit wiederspiegle.
Etwas weniger ernst geht es im Kreuzgang während der Spielzeit der shakespeareschen Komödie „Ende gut, alles gut“ zu. Ähnlich wie bei Dracula zeugt auch dieses lyrische Meisterstück von beachtlichem Wiedererkennungswert, in Betracht auf die heutige Zeit. Inhaltlich geht es um das intrigante Waisenkind Helena, das sich in Bertram, den Sohn einer Gräfin, verliebt. Unglücklicherweise waren es nicht nur die damaligen Wertevorstellungen, die eine standesgemäße Eheschließung der beiden erschwerte. Auch das grundsätzliche Desinteresse Bertrams an Helena verkomplizierte das junge Liebesglück. Laut Intendant Kaetzler ließe sich das Stück dem Genre der „Dark Comedy“ unterordnen. Er erwähnte, es würden „komische Szenen hochschäumen“. Eine Mischung aus „schrecklich dummen“ und zugleich überaus „klugen“ Stellen lasse das Werk auf seine spezielle Art auf den Zuschauer wirken. An die Regie für „Ende gut, alles gut“, wird sich Hartmut Uhlemann heranwagen.

Für die jüngeren Theaterbegeisterten hat sich der Kreuzgang das freche Sams herbeigewünscht. Mit ihm erleben Kinder ab fünf Jahren „Eine Woche voller Samstage“. Im Verlauf des Stückes erfahren sie dann, wieso das Sams ausgerechnet zum strukturvernarrten Herr Taschenbier kam, und dass das mit den Wunschpunkten manchmal gar nicht so einfach ist. Regisseur Lennart Matthiesen wird den quirligen Rotschopf, den einst Paul Maar erschuf, zum Leben erwecken und zaubert dem jungen Publikum mit seiner Interpretation vom Sams in jedem Fall ein breites Grinsen ins Gesicht.

Das Programm breitet sich in dieser Spielzeit großflächig auf zwei Theaterstätten aus. Neben dem bekannten Kreuzgang steht fortan auch der umgebaute „Nixelgarten“ für die Zuschauer zur Verfügung. Somit wird zusätzlich professioneller Schaffensfreiraum geboten, um den Theaterstücken die notwendige Authentizität in der Atmosphäre und dem Bühnenbild zu verleihen.
Mit „Frederick“ von Leo Lionni kreierte die „BühneBumm“ ein weiteres Kinderstück, das diesmal im eben genannten Nixelgarten aufgeführt wird. Hierbei verkörpern die Darsteller keine Menschen. Denn Frederick und seine Familie sind Mäuse.

Ihre tägliche Aufgabe ist es, für den langen, kalten Winter Vorräte anzuschaffen. Hauptfigur Frederick jedoch ist eine sehr verträumte Maus, die lieber in Gedanken versunken mit sich selbst beschäftigt ist. Oft zum Nachteil seiner Familienmitglieder. Schlussendlich lernen sie die kleine Maus jedoch noch schätzen, als Frederick ihnen durch eine Zeit voller Strapazen helfen konnte. So bezahlt es sich am Ende aus, dass der Mäuserich so ist, wie er ist.

Abgerundet wird der Spielplan im Nixelgarten mit einem höchst komplexen Drama aus der Zeit des Sturm und Drang. Es geht um zwei Brüder, die von ihrem Vater ungleich behandelt werden. Regisseur Kaetzler leitet das konfliktlastige und aufrüttelnde Stück Schillers, welches im Kern auch die modernen gesellschaftlichen Folgen von emotionaler Vernachlässigung veranschaulicht. Das Interessante dabei, so Kaetzler, sei zudem, dass sich die sehr jungen Schauspieler oftmals selbst in der Handlung widerspiegeln, was durchaus herausfordernd sei.
Die regulären Spielzeiten variieren und können im Informationsheftchen nachgelesen werden. Der Flyer enthält Angaben zu den neuen „Kreuzgangspiele extra“ und „Kreuzgangspiele Klassik“ Programmen. Im Extra-Programm werden erstmalig Lesungen, Mitternachtsshows, Theaterspaziergänge, Konzerte, Führungen und weitere Zusatzleistungen geboten.
Das Klassik-Programm hingegen enthält spannende Vertonungen von Gedichten unter dem Namen „Des Knaben Wunderhorn“. Hinter den Neuerungen stehe ein klarer Sinn, so Intendant Kaetzler. Es sei essentiell wichtig, mit dem Publikum im Dialog zu bleiben, dies verbinde sie noch mehr mit dem Theater.
Zuletzt sei speziell darauf zu achten, die gewünschten Karten so bald wie möglich zu ordern, da die Kreuzgangspiele in der Stadt Feuchtwangen gut aufgestellt seien. Im letzten Jahr zogen sie sogar über 50.000 Besucher an.

 

Foto: Bürgermeister Patrick Ruh und Intendant der Feuchtwanger Kreuzgangspiele Johannes Kaetzler stellten das neue Programm vor. Foto: Janine Gierszewsky

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