Gefährliche Blaualgen erneut im Fokus – wie geht es nun weiter am Altmühlsee?

von | 12. Mai 2025 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Treuchtlingen, Weißenburg

Ansbach/Wilhermsdorf (red). Jüngst lud Tho­mas Kel­ler, Behör­den­lei­ter des WWA Ans­bach, den für West­mit­tel­fran­ken und Roth zustän­di­gen SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Har­ry Scheu­en­stuhl, zu einem was­ser­po­li­ti­schen Fach­ge­spräch in die Räum­lich­kei­ten des Was­ser­wirt­schafts­am­tes nach Ans­bach ein. Haupt­the­ma war dabei die Blau­al­gen­be­las­tung hei­mi­scher Gewäs­ser und das wei­te­re Vor­ge­hen am Alt­mühl­see.

Wie Kel­ler berich­te­te, war der Spei­cher­see im Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren seit 2010 durch eine wie­der­keh­ren­de Blau­al­gen­pro­ble­ma­tik in den Fokus von Poli­tik und Öffent­lich­keit gerückt. Die­se soge­nann­ten Cya­no­bak­te­ri­en (ugs. „Blau­al­gen“), die häu­fig als blau-grü­ner Schim­mer im Was­ser wahr­ge­nom­men wer­den, kön­nen unter Umstän­den Gif­te in unter­schied­li­chen Stär­ken bil­den und sind des­halb als poten­zi­ell gefähr­lich für Mensch und Tier ein­zu­stu­fen. Daher wur­den vor allem im Jahr 2024 ver­mehrt Bade­ver­bo­te durch das für die Über­wa­chung zustän­di­ge Gesund­heits­amt aus­ge­spro­chen. Laut Scheu­en­stuhl waren im letz­ten Jahr Blau­al­gen als Haupt­ver­ur­sa­cher zahl­rei­cher Bade­ver­bo­te an „fast allen mit­tel­frän­ki­schen Bade­seen“ aus­zu­ma­chen: „Auf­grund immer grö­ße­rer Tro­cken­pe­ri­oden müs­sen wir mit einer wei­te­ren Ver­schär­fung sol­cher Bade­ver­bo­te rech­nen. In die­ser Form kön­nen wir nicht wei­ter­ma­chen!“, so der gelern­te Umwelt­schutz­in­ge­nieur Scheu­en­stuhl, der eben­so wie Behör­den­lei­ter Kel­ler eine wei­te­re Ver­schlech­te­rung der Situa­ti­on vor Ort und ein Über­grei­fen auf den öst­lich gele­ge­nen Brom­b­ach­see befürch­tet. Laut Kel­ler las­se sich da bei nur wenig über die tat­säch­li­che Gif­tig­keit der Blau­al­gen sagen: „Die Toxi­zi­tät kann von Jahr zu Jahr vari­ie­ren. Dabei kann ein glas­kla­res Gewäs­ser gefähr­li­cher sein als s  man­che trü­be Brü­he, wie Bei spie­le ver­en­de­ter Hun­de im Süden Bay­erns in den letz­ten Jah­ren gezeigt haben.“ Aktu­ell sei­en vier Hoch­schu­len mit der The­ma­tik am Alt­mühl­see befasst.

Durch Hoch­was­ser gelangt auch Phos­phor aus der Land­wirt­schaft in den See, der wie­der­um das Wachs­tum der Blau­al­gen för­dert. So tra­ge man aktu­ell rund 20.000 – 30.000 Kubik­me­ter belas­te­tes Sedi­ment pro Jahr mit­tels Frä­se und Absau­gung ab. Außer­dem wur­den bis­her rund 440 Ton­nen Fried­fi­sche (über­wie­gend Weiß­fi­sche) zur För­de­rung von Zoo­plank­ton und gleich­zei­ti­gen Dezi­mie­rung der Blau­al­gen ent­nom­men und auch die natur­na­he Umge­stal­tung der Obe­ren Alt­mühl schrei­tet vor­an.

Wei­te­res Poten­zi­al sieht Scheu­en­stuhl in der grund­was­ser­scho­nen­den Steue­rung umlie­gen­der, land­wirt­schaft­li­cher Drai­na­gen: „Die intel­li­gen­te Steue­rung sol­cher Drai­na­gen leis­tet auf geeig­ne­ten Flä­chen einen wich­ti­gen Bei­trag zum Hoch­was­ser­schutz und kann die Aus­tra­gung von Phos­phor und an derer Stof­fe min­dern. Daher wer­de ich mich im Land­tag für eine ent­spre­chen­de wis­sen­schaft­li­che För­de­rung in Bay­ern, die es bis­her noch nicht gibt, stark machen.“, erklärt der Abge­ord­ne­te. Wei­te­re Erfol­ge in Zusam­men­ar­beit mit der Land­wirt­schaft vor Ort ver­spre­che sich Kel­ler durch Hecken­struk­tu­ren im soge­nann­ten „Key­line-Design“, ein land­wirt­schaft­li­cher Pla­nungs­an­satz, der Boden­ero­si­on wir­kungs­voll ver­hin­dern soll, sowie der Ver­bes­se­rung der Boden­struk­tur und des Was­ser­rück­hal­tes rund um den See durch den Auf­bau von Humus­schich­ten auf den land­wirt­schaft­lich genutz­ten Flä­chen. In die­sem Jahr sol­len dann außer­dem noch wei­te­re Pilot­vor­ha­ben rund um den Alt­mühl­see initi­iert wer­den. So gebe es aktu­ell Pla­nun­gen für die Her­stel­lung eines mit­tels Tauch­wän­den abge­trenn­ten Bade­be­reichs samt klei­ner Klär­an­la­ge. Des Wei­te­ren wol­le man ermit­teln, ob eine inten­si­ve Sedi­men­t­ent­nah­me (schät­zungs­wei­se rund 60.000 LKW-Ladun­gen) zur Lösung der Blau­al­gen Pro­ble­ma­tik bei­trägt. Hier soll ein ers­ter Test­ver­such im Ein­lauf­be­reich des Alt­mühl­sees star­ten, erläu­ter­te Kel­ler abschlie­ßend im Gespräch mit dem SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten.

Foto: MdL Har­ry Scheu­en­stuhl