Grüne Tukane im schwarzen Gewand

STUTTGART (RED). Zwischen den rotgolden leuchtenden Blättern verbreiten die farbenfrohen Vögel der Wilhelma auch im Herbst eine exotische Atmosphäre in Stuttgart. Einen ganz besonderen Blickfang bieten seit kurzem die aufgeweckten Grünarassaris. Zwei Pärchen haben im Oktober ihre Volieren auf den Subtropenterrassen bezogen.

Wer bei diesem klangvollen Namen nun ein glänzendes Gefieder in leuchtendem Grün erwartet, wird beim ersten Blick auf die Tropenvögel stutzen. Die Grünarassaris werden der Gattung der Schwarzarassaris zugeordnet und kleiden sich in dunkles Anthrazit. Leicht grünlich schimmern im warmen Herbstlicht nur die Weibchen, deren Köpfe zudem rotbraun gefärbt sind. Dabei sind kräftige Nuancen in ihrer Heimat, den tropischen Wäldern Südamerikas, eigentlich ein großer Vorteil, denn sie tragen zur Tarnung bei. „Regenwaldvögel können sich die vielen Farben leisten“, erklärt Revierleiterin Christina Schwab. „Sie fallen dadurch weniger auf, weil in ihrem Lebensraum ohnehin alles bunt bewachsen ist.“ Im Vergleich zu ihren exotischen Verwandten wirken die schwarzen Grünarassaris fast schon etwas schlicht.

Dafür kommt das auffälligste Merkmal dieser kleinen Tukanart im Kontrast zum dunklen Gefieder besonders gut zur Geltung: Der große, bunt gestreifte Schnabel. Dieser ist trotz seiner massiven Optik ein Leichtgewicht. „Das Knochengeflecht des Schnabels enthält Luftkammern. Er ist zwar stabil, aber eigentlich nicht schwer“, sagt Schwab. „Nur das Fressen ist etwas umständlich. Die Vögel müssen das Futter mit der Spitze aufnehmen, nach hinten werfen und mit dem geöffneten Schnabel auffangen.“ Auch beim Nestbau ist der Schnabel nicht unbedingt praktisch. Obwohl die Arassaris zu den Spechtvögeln gehören, mühen sie sich in der Regel nicht selbst mit der Bearbeitung hartnäckiger Baumrinde ab. Stattdessen nutzen sie leerstehende Höhlen anderer Tiere als Nistplätze. Darin schlafen sie mit Vorliebe dicht gedrängt. „Ein Pärchen bleibt in der Regel ein Leben lang zusammen und zieht gemeinsam den Nachwuchs auf“, erzählt Schwab. „Wenn die Bedingungen stimmen, kann es vorkommen, dass die Arassaris kurz nach ihrer ersten schon eine zweite Brut großziehen. Dann kümmern sich auch die älteren Jungvögel um die Nachzucht und die ganze Familie kuschelt sich zusammen in eine Höhle.“ Eine wichtige Funktion hat der Schnabel im Leben der Grünarassaris allerdings trotz der erwähnten Nachteile: Über dessen große Oberfläche können die Vögel bei Hitze überschüssige Körperwärme abgeben. Ist zu es kalt, wird die Blutzufuhr zum Schnabel gedrosselt, damit nicht zu viel Wärme verloren geht. Diese natürliche Klimaanlage kommt den Grünarassaris nicht nur in den heimischen Regenwäldern zugute. Auch für die kommende kühle Jahreszeit im Zoologisch-Botanischen Garten sind sie damit bestens gerüstet.

FOTO: Wilhelma Stuttgart

 

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