Hauser als Zeichen für Urfragen des Menschen

ANSBACH (ASC). In der vergangenen Woche widmeten sich im Rahmen der Kaspar-Hauser-Festspiele wieder zahlreiche Veranstaltungen dem Phänomen des „Findelkind Europas“. Eröffnet wurde die Veranstaltungsreihe im Tagungszentrum Onoldia durch Oberbürgermeister Thomas Deffner und dem Intendanten Eckart Böhmer, der über „Kaspar Hauser und die Anfänge“ referierte. Musikalisch unterstützt wurden sie dabei vom A-capella-Ensemble SONAT VOX.
Warum erzeugt Kaspar Hauser noch heute, 190 Jahre nach seinem Tod, so großes Interesse und Anteilnahme? Der Festspiel-intendant führt das, wie er in seinem Vortrag erläuterte, auf den Umstand zurück, dass sich in Kaspar Hauser die drei großen Urfragen der menschlichen Identität vereinen: Woher komme ich, wer bin ich und wohin gehe ich? In diesem Zusammenhang appellierte Böhmer warnend: Wenn wir als Menschen unsere Identität verkennen, dann wird es uns ergehen wie Kaspar Hauser und wir werden „dahin vegetieren“. Davon hätten wir alle in den letzten Monaten eine Ahnung bekommen, als wir durch die Corona-Schutz-Verordnungen in unseren „Kerkern“ zurückgehalten worden seien. Kaspar Hauser, der eigenen Angaben zufolge viele Jahre in Gefangenschaft in einem dunklen Raum gelebt haben soll, gelte als Inbegriff des isolierten Menschen. Aber er habe all das überwunden und sei sogar potenziert aus der Gefangenschaft hervorgegangen, sodass Menschen, die ihm begegneten, meinten, sie hätten es mit einem Wesen aus dem Paradies zu tun. Deshalb sei Hauser nicht nur Zeichen für die Gefahr, sondern auch für das Rettende.
Im Wesen Mensch gebe es „eine Widerstandskraft, die Grausamstes zu überwinden weiß“. „Kaspar Hauser gibt Mut, dass wir das Schlimmste überstehen können.“ Denn größer als die Gefahr, so Böhmer abschließend, sei die Schönheit des Rettenden.

 

 

Foto: Das A-capella-Ensemble SONAT VOX besteht aus ehemaligen Mitgliedern des Windsbacher Knabenchors. Die offizielle Eröffnung der Kaspar-Hauser-Festspiele unterstützten sie mit sowohl weltlichen als auch geistlichen Liedern. Foto: Anika Schildbach

 

 

 

 

 

 

 

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