Herrieder Reliquiar in Magdeburg

HERRIEDEN (RED). Das aus dem Jahre 1358 stammende Herrieder St. Veitsreliquiar, ein Geschenk Kaiser Karl IV. an das Chorherrenstift in der Altmühlstadt, ist erneut Gegenstand einer Ausstellung. Das wegen seiner kunstgeschichtlichen und historischen bedeutende Reliquiar war seit 1955 auf insgesamt neun Ausstellungen zu sehen, die sich u.a. mit Kaiser Karl IV. beschäftigten. So zum Beispiel in den Jahren 2005 und 2006 in der Ausstellung „Prague . the Crown of Bohemia“ im Metropolitan Museum of Art in New York, auf der Ausstellung „Kaiser Karl IV. – Kaiser von Gottes Gnaden“ in Prag und zum Thema „Heiliges Römisches Reich deutscher Nation“ in Magdeburg und zuletzt 2012 in der Öberösterreichisch-bayerischen Landesausstellung“ in Burghausen. Kürzlich wurde nun das Reliquiar erneut von einer auf den Transport von Kunstgegenständen spezialisierten Spedition abgeholt, die es erneut zu einer Ausstellung nach Magdeburg verbringt. In der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt findet vom September 2019 bis Februar 2020 im kulturhistorischen Museum eine Ausstellung unter dem Thema „Faszination Stadt – die Urbanisierung Europas im Mittelalter und das Magdeburger Recht“ statt. Die Ausstellung die vom Kulturhistorischen Museum in Magdeburg in Kooperation der Sächsischen Akademie für Wissenschaften in Leipzig und dem Zentrum für Mittelalterausstellungen konzipiert wird, will die Ausbreitung des Madgeburger Rechts und der Stadtkultur in Ost- und Mitteleuropa darstellen. Auf einer Ausstellungsfläche von 1200 qm werden Gemälde, Plastiken, Manuskripte, Druckwerke und Gebrauchsgegenstände aus ganz Ost- und Mitteleuropa zu sehen sein, die den Erfindergeist und die Kreativität der mittelalterlichen Stadt erlebbar machen. Das Herrieder Turm-Ostensorium mit einer autorisierten Reliquie des Hl. Vitus gilt als ein besonderes Kleinod der Prager Goldschmiedkunst beleuchtet nach Auskunft des Museums in Magdeburg eindrucksvoll die Blüte der mittelalterlichen Stadt als Produktionsstätte für wertvolle liturgische Goldschmiedearbeiten und dokumentiert die weitverbreitete Verehrung des Hl. Vitus. Bereits in den fünfziger Jahren haben sich die Kunsthistoriker Günter Rüger und Heinz Stafski unter dem Thema „St. Veit und sein Reliquiar zu Herrieden“ eingehend mit dem 42 cm hohen Reliquiar befasst. Ihre Arbeit wurde 1959 in einem Sonderdruck des 78. Jahrbuchs des Historischen Vereins für Mittelfranken veröffentlicht. Diese Veröffentlichung ist eine wichtige Grundlage zur Beschreibung des Reliquiars, bei der aber auch auf die verschiedenen Ausstellungskataloge zurückgegriffen werden kann. Die Katholische Kirchenstiftung als Eigentümer stolz auf die Reliquienmonstranz stellt sie nach Aussage der Verantwortlichen gerne bedeutenden Ausstellungszwecken zur Verfügung. Sie benötigt hierzu aber zweier Genehmigungen. Erforderlich ist die Genehmigung des Landratsamtes Ansbach als Untere Denkmalschutzbehörde. Dort werden u.a. Vorgaben für einen fachgerechten Transport durch eine Kunstspedition und zur Aufstellung in einer geeigneten Vitrine am Aufstellungsort gemacht. Arbeitsaufwendig ist die Einholung der Genehmigung kirchlicher Behörden. Bisher wurde diese Genehmigung durch die Diözesanverwaltung in Eichstätt erteilt. Da das kostbare Kunstwerk nun aber dort dem Grundvermögen der Kirchenstiftung zugerechnet wurde, ist auch die Genehmigung vatikanischer Behörden zu beantragen. Hierzu musste durch das Pfarrarchiv eigens eine sechsseitige Expertise erstellt werden. Im Frühjahr dieses Jahres gingen dann die Genehmigungen aus Eichstätt und Rom in Herrieden ein, die der Kirchenstiftung den Abschluss des Leihvertrages erlaubten. Die Pfarrangehörigen in Herrieden müssen während der ausstellungsbedingten Abwesenheit des Reliquiars nicht auf ihr Turm-Ostensorium verzichten, denn anlässlich der letzten Kirchenrestaurierung ließ die Kirchenverwaltung eine Nachbildung mit einer autorisierten Reliquie anfertigen, die im Schaubehältnis der Basilika zu sehen ist, während das Original sicher in einem Banktresor verwahrt.

 

Foto: Stadtpfarrer Peter Hauf und Kirchenpflegerin Martina Roth-Ubl übergeben des Reliquiar an einen Mitarbeiter der Kunstspedition. Foto: Rudolf Eder

 

  • Wochenzeitung - Werbung - Hier könnte Ihre Werbung stehen