Kaffeezucht erhält seltene Arten

AALEN (PM) Ob Old Paradenia oder Catuai Amarelo: Dank seines Sortenreichtums reicht das aromatische Spektrum des
Kaffees von würzig-kräftig bis süßlich-schokoladig. Diese Vielfalt zu erhalten, hat sich die Wilhelma in
Stuttgart zur Aufgabe gemacht. Mit über 40 Sorten und fünf Wildformen verfügt sie über eine Sammlung, die
fortlaufend erweitert wird und bereits jetzt europaweit ihresgleichen sucht. Die Ernte, wie sie aktuell im
Nutzpflanzenhaus erfolgt, ist dabei eher eine Nebensache – Ziel ist vielmehr der Fortbestand dieser sensiblen
Pflanzengattung. Denn zahlreiche Kaffeearten sind inzwischen vom Aussterben bedroht.
Ursprünglich stammt der Kaffee aus Äthiopien, von wo aus er sich bis nach Mexiko, Brasilien, Indien und
China verbreitete. Heute wird er in vielen subtropischen Regionen rund um den Äquator angebaut. Doch der
Klimawandel und die Rodung von Regenwäldern gefährden den Kaffee zunehmend, der nur in schattigen
Standorten mit einem ausgeglichenen Klima gut gedeiht. Neben den Wildformen sind auch kommerziell
gezogene Sorten betroffen. Diese bringen zwar große Erträge, sind gegenüber Krankheiten aber weniger
widerstandsfähig. „Beim Kaffee haben wir das gleiche Problem wie bei unserem heimischen Obst“, ergänzt
Dr. Björn Schäfer, der in der Wilhelma den Fachbereich Botanik leitet. „Es werden nur noch beliebte Sorten
oder Hochleistungszüchtungen angebaut.“ Seit dem Jahr 2016 sammelt der Zoologisch-Botanische Garten
daher auch weniger bekannte Arten aus der Gattung Coffea. Sie stammen aus Thailand, Mexiko, China oder
Malaysia und kommen direkt von dort heimischen Kaffeebauern. Das umfangreiche Sortiment wird in dieser
Woche sogar noch einmal um zehn weitere Sorten aus Indien ergänzt. In den Gewächshäusern der Wilhelma
werden dann aus den Samen Kaffeepflanzen gezogen. Hierbei ist viel Geduld gefragt: Bis zu 120 Tage
vergehen bis zur Keimung, die längst nicht bei jeder Ansaat erfolgreich ist. Mittlerweile sind aber schon 14
der seltenen Sorten zu kleinen Sträuchern herangewachsen. Sobald sie die ersten Früchte tragen, werden sie
auch in einer Sonderschau für die Wilhelma-Gäste zu sehen sein.
Wie das Resultat dieser jahrelangen Bemühungen aussehen wird, kann man schon jetzt im Nutzpflanzenhaus
des Zoologisch-Botanischen Gartens entdecken. „Wir halten Pflanzen, die nicht nur wissenschaftlich
interessant, sondern auch für die Besucher spannend sind“, erklärt Dr. Schäfer. „Daher zeigen wir im Haus
den traditionellen Kaffeeanbau, bei dem es um den größtmöglichen Ertrag geht.“ Die stattlichen Exemplare
aus der bekannten Art Arabica tragen derzeit viele der kleinen roten Früchte, die Beeren oder Kaffeekirschen
genannt werden. Diese enthalten jeweils zwei bis drei Bohnen, aus denen nach einem aufwendigen Prozess
das beliebte Heißgetränk gebrüht wird. Die Ernte und Aufbereitung erledigen die Gärtnerinnen und Gärtner
der Wilhelma: Fruchtfleisch und Hautschichten müssen per Hand abgelöst werden. Die weitere Verarbeitung
übernimmt eine Rösterei in Berlin. Dann wird sich zeigen, welche Aromen der erste Wilhelma-Kaffee enthält
– und ob er seinen Geschmackstest bestehen kann.

 Foto: Wilhelma Stuttgart

 

 

 

 

 

 

 

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