Landg’macht. Regionale Produkte aus Altmühlfranken.

von | 24. März 2025 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Treuchtlingen, Weißenburg

Alt­mühl­fran­ken (red). Regio­na­le Lebens­mit­tel? In Alt­mühl­fran­ken kein Pro­blem. Eine leben­di­ge Sze­ne an Direkt­ver­mark­tern ist hier zuhau­se und steht für Regio­na­li­tät im Ein­kaufs­korb. Vom Apfel bis zur Zuc­chi­ni, vom Büf­fel bis zur Wach­tel. In Rah­men der Serie „Landg’macht“ erzäh­len wir die Geschich­ten der Men­schen, die hin­ter die­sen Pro­duk­ten ste­hen. Machen Sie sich mit uns auf eine Rei­se zu den Direkt­ver­mark­tern Alt­mühl­fran­kens. Zu Men­schen vol­ler Lei­den­schaft für Lebens­mit­tel, Lie­be zur Natur und Zunei­gung zu der Regi­on, in der sie zuhau­se sind.

Die Serie „Landg’macht.
Regionale Produkte aus Altmühlfranken“ hat fünf Betriebe besucht. Heute: Der Müßighof in Absberg

Wo in Fran­ken die Melo­nen und Auber­gi­nen wach­sen

Der Feld­sa­lat, der hier gera­de auf dem Bur­ger­bröt­chen lan­det, steck­te noch vor einer hal­ben Stun­de mit allen Wur­zeln in der Erde. Ein paar Meter wei­ter in einem der Gewächs­häu­ser auf dem Müßig­hof bei Abs­berg. Jetzt wird er von einem Gast des Hof­bis­tros mit Genuss ver­zehrt. Viel schnel­ler vom Acker bis zum Tel­ler, geht kaum. Zumal auch die Bur­ger-Pat­tys, die Kar­tof­feln, die Karot­ten, das Kraut und vie­les ande­re mehr in Bis­tro und Hof­la­den des Müßig­hofs aus eige­ner Pro­duk­ti­on stam­men und nur ein paar Dut­zend Meter Lie­fer­weg auf der Kli­ma­bi­lanz haben.

Beim Müßig­hof von Regens Wag­ner in Abs­berg hat man es mit einem Betrieb zu tun, der Inklu­si­on im All­tag lebt, der bio­lo­gisch arbei­tet, lokal pro­du­ziert und sei­ne Pro­duk­te regio­nal ver­treibt. Das liegt an einer spe­zi­el­len Kon­stel­la­ti­on, die sich am Ufer des Brom­b­ach­sees erge­ben hat. Seit mehr als 100 Jah­ren ist das Schloss in Abs­berg ein Heim für Men­schen mit Behin­de­rung und seit mehr als 100 Jah­ren wer­den am Müßig­hof ein paar Stein­wür­fe den Berg hin­un­ter die Lebens­mit­tel für die­ses Heim her­ge­stellt.

In den Anfän­gen der Ein­rich­tung war ein Kon­vent von Ordens­schwes­tern für die Pfle­ge der Men­schen mit Behin­de­rung zustän­dig. Für sie war es selbst­ver­ständ­lich, dass sie die Gär­ten am Müßig­hof zur Selbst­ver­sor­gung nutz­ten. Wo hät­te man in Vor-Super­markt­zei­ten schon ver­läss­lich sol­che Men­gen an Lebens­mit­teln her­be­kom­men sol­len?

Selbst­ver­sor­gung statt Cate­ring

Der Schwes­tern-Kon­vent ist seit 2001 in Abs­berg Geschich­te, die letz­te Dil­lin­ger Fran­zis­ka­ne­rin hat Ende 2023 Abs­berg ver­las­sen. Regens Wag­ner am Brom­b­ach­see ist heu­te ein moder­nes Sozi­al­un­ter­neh­men mit gut 600 Ange­stell­ten, die sich um fast 250 Kli­en­ten küm­mern. Zwi­schen­zeit­lich war Selbst­ver­sor­gung in den Pfle­ge­ein­rich­tun­gen die­ser Welt eher kein The­ma, man stell­te lie­ber auf Cate­ring um oder nutz­te Con­ve­ni­ence-Pro­duk­te in den eige­nen Groß­kü­chen. In Abs­berg aber blieb man sei­nen Wur­zeln treu und koch­te nicht nur wei­ter in den eige­nen vier Wän­den, son­dern bau­te die Zuta­ten dafür auch weit­ge­hend selbst an. Mitt­ler­wei­le ist man mit die­sem Ansatz wie­der mit­ten im Zeit­geist. Längst hat man erkannt, wie wich­tig die Ernäh­rung für die Gesund­heit von Men­schen ist, und dass kur­ze Kreis­läu­fe einen Bei­trag leis­ten, sorg­sam mit dem Pla­ne­ten umzu­ge­hen.

Für den land­wirt­schaft­li­chen Lei­ter, Johan­nes Wag­ner, ist die Regio­na­li­tät eine ganz selbst­ver­ständ­li­che Sache. „Wo es geht, grei­fen wir auf die Lebens­mit­tel vom Hof zurück. Das soll in Zukunft sogar noch viel wei­ter aus­ge­baut wer­den.“ Denn ver­sorgt wird ja nicht nur die eige­ne Ein­rich­tung, son­dern auch die Men­schen der Umge­bung über den Hof­la­den mit nach­hal­ti­gen, gesun­den und kli­ma­scho­nen­den Pro­duk­ten.

Wag­ner ist ein gro­ßer, kräf­ti­ger Mann, der eine grund­le­gen­de Ruhe aus­strahlt. Den Her­aus­for­de­run­gen des spe­zi­el­len Betriebs auf dem Hof begeg­net er grund­sätz­lich erst­mal mit einem Lächeln, um sich dann gemein­sam zu über­le­gen, wie man die Din­ge wei­ter ange­hen könn­te. Neben einem klei­nen Team an Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ohne Ein­schrän­kung hat er sechs Men­schen mit Behin­de­rung an sei­ner Sei­te.

Mit denen geht er ganz selbst­ver­ständ­lich auf Augen­hö­he um. „Ich erwar­te etwas von mei­nen Mit­ar­bei­tern, weil sie etwas kön­nen, und es ist auch eine Fra­ge des Respekts, dass man ihnen etwas zutraut“, sagt Wag­ner. Gera­de rat­tert in einer über­dach­ten Hal­le eine Maschi­ne, die aus einer fer­nen tech­no­lo­gi­schen Zeit zu kom­men scheint. Die Kar­tof­feln aus dem Lager wer­den mit­hil­fe meh­re­rer Sie­be in ver­schie­de­ne Grö­ßen sor­tiert.

„Auf die Emma kann man sich ver­las­sen“, erzählt eine der in der Land­wirt­schaft beschäf­tig­ten Kli­en­tin­nen mit Ken­ner­mi­ne und ver­weist auf das blaue Unge­tüm, das es offen­bar zu einem Spitz­na­men gebracht hat. Auf den Beschäf­tig­ten davor kann man sich ein­deu­tig eben­falls ver­las­sen. Bevor die Kar­tof­feln auf die Maschi­ne fal­len, sor­tiert er mit wachem Auge und schnel­ler Hand die Knol­len aus, die nicht mehr gut für Küche oder Hof­la­den sind. Wäh­rend­des­sen ern­te­te ein ande­rer Beschäf­tig­ter den Feld­sa­lat, der in den Win­ter­mo­na­ten im Gewächs­haus ange­pflanzt ist, weil er mit so wenig Son­ne aus­kommt. Man merkt den Men­schen an, dass sie stolz auf ihre Arbeit und ihre Leis­tung sind und zu tun ist hier sowie­so immer was.

Das gilt auch für den Stall, wo mehr als 100 Tie­re der alten Nutz­tier­ras­se Frän­ki­sches Gelb­vieh ste­hen und jetzt auf ihr Fut­ter war­ten. Einst waren die kräf­ti­gen Rin­der selbst­ver­ständ­li­cher Teil eines frän­ki­schen Bau­ern­hofs, weil sie einen Pflug zie­hen konn­te, Milch gaben und Fleisch lie­fer­ten. Sol­che „Drei­nut­zungs­ras­sen“ sind in der moder­nen Land­wirt­schaft sel­ten gewor­den, dort setzt man auf spe­zia­li­sier­te Züch­tun­gen, die per­fekt für Milch­leis­tung oder Fleisch­ertrag sind. Heu­te steht das Gelb­vieh daher auf der Roten Lis­te der gefähr­de­ten Nutz­tier­ras­sen. Auf dem Müßig­hof aber hat die­se Art wei­ter eine Hei­mat. Dass man dort auch Tie­re für die Fleisch­pro­duk­ti­on züch­tet, folgt einem tie­fe­ren Sinn. „Wir brau­chen das, damit wir beim Gemü­se­an­bau den Bio­kri­te­ri­en gerecht wer­den“, erklärt Johan­nes Wag­ner. Denn mit dem Mist der Tie­re wer­den die Gemü­se­bee­te im Gewächs­haus gedüngt. Auch hier kur­ze Wege und kur­ze Kreis­läu­fe. Das gilt auch für die Kar­tof­feln, die an der „Emma“ nun gera­de aus­sor­tiert wor­den sind. Sie sind nicht mehr gut genug für die Küche, für einen Rin­der­ma­gen aber rei­chen sie noch alle­mal.

Weg­ge­schmis­sen und ver­schwen­det wird auf die­sem Hof nichts. Kau­fen die Kun­den mal nicht so flei­ßig im Hof­la­den, dann hat die Groß­kü­che der Ein­rich­tung die Auf­ga­be, das fri­sche Gemü­se zu einer Mahl­zeit zu ver­ko­chen. Am Müßig­hof greift ein Räd­chen ins ande­re. Zum Wohl der Men­schen, der Natur und der Tie­re.

Auf der Kam­pa­gnen­sei­te www.altmuehlfranken.de/landgmacht wer­den die Repor­ta­gen, Bil­der­stre­cken und Video­bei­trä­ge der Direkt­ver­mark­ter ver­öf­fent­licht. „Schau­en Sie doch auch mal auf unse­ren Social-Media-Kanä­len vor­bei, um die span­nen­den Geschich­ten unse­rer Direkt­ver­mark­ter ken­nen­zu­ler­nen“, lädt Land­rat Manu­el West­phal ein.

Bild­un­ter­schrift: Das Team am Müßig­hof Abs­berg ist stolz auf sei­ne wert­vol­le Arbeit. Foto: be media / Felix Oeder