ANSBACH (LUH). Als einen „Arbeitgebermarktoptimierungsexperten“ stellte sich Henner Knabenreich den Unternehmern zur besten Frühstückszeit vor. Der sperrige und sehr wohl mit einem Schuss Humor versehene Titel, hat dabei aber einen sehr ernsten Hintergrund. 56 Prozent aller Betriebe nennen laut einer Studie den Fachkräftemangel als Zukunftssorge Nummer eins. Schon im letzten Jahr entgingen der Wirtschaft wegen unbesetzter Stellen 49 Milliarden Euro. Aber warum tun sich viele Firmen so schwer Bewerber zu finden? Natürlich spielt der demografische Wandel hier eine Rolle laut Knabenreich, sehr viele Unternehmen würden aber auch beim Recruiting eklatante Fehler machen.

Warum akzeptieren manche Arbeitgeber keine Bewerbungen per Mail oder Post? Warum haben sie keine Webseite, die für mobile Endgeräte optimiert ist? Warum übernehmen Sie nicht die Anfahrtskosten bei Bewerbungsgesprächen? Das Kostenargument ist für den Experten dabei nicht haltbar. 148 Tage würde es im Schnitt dauern bis eine Stelle besetzt ist, in dieser Zeit gehe dem Arbeitgeber das Doppelte des Gehaltes des Mitarbeiters durch die Lappen. Recruitingmaßnahmen dagegen kosten nur einen Bruchteil des Verlustes. Noch fataler sei es allerdings, bei einem Bewerbungsgespräch potentielle Bewerber selbst bei Untauglichkeit schlecht zu behandeln. Der Imageschaden sei verheerend und unmittelbar in Verlusten nachzuweisen. Als absoluten Dreh- und Angelpunkt nannte Knabenreich den Webauftritt und im Speziellen die Karriereseite. Sie zähle zu den absoluten Basics, genauso wie eine moderne, aussagekräftige Bewerbungsanzeige. Sie müsse klar machen, was gesucht und geboten wird und Gründe nennen, warum sich ein Bewerber gerade für eben jenes Unternehmen entscheiden solle. Schließlich seien die Beweggründe für eine Jobentscheidung ganz unterschiedlich. Sie sei als eine Einladung an den Bewerber zu verstehen und sollte am Besten mit „Verben werben“. Zudem solle man sich auch Gedanken machen wo man wirbt. So könne man potenzielle Bewerber in zwei Gruppen aufteilen. Zum einen die aktiv auf Jobsuche befindlichen (40%) und die sich nicht umschauenden, die aber bei einem passenden Angebot geneigt sind eine Veränderung einzugehen. (60%). Erstere würden die klassischen Medien und Online-Portale aufsuchen, passive sind eher mit einer interesseweckenden Ansprache in den sozialen Medien zu bekommen. Wichtig sei zudem sich in Suchmaschinen gut zu platzieren, dies werde noch häufig vernachlässigt. Den aufkommenden Trend, bekannte Influencer für Mitarbeitergewinnung zu engagieren, sieht Knabenreich skeptisch. Die Maßnahmen führe zwar dazu, den Bekanntheitsgrad gerade bei Jugendlichen zu erhöhen, jedoch müsse sie authentisch zum Arbeitgeber passen und die Firma deutschlandweit operieren. Die meisten Arbeitgeber würden aber lokal suchen, hier würde dann der Kosten-Nutzen Rahmen nicht stimmen. Zudem müssten zuvor alle Basics stimmen, bevor man an Influencer denke. „Die besten Influencer sind aber sowieso ihre eigenen Mitarbeiter“ , führte Knabenreich den Unternehmern vor Auge. „Steht der Kandidat nicht im Mittelpunkt des Unternehmens, steht das Unternehmen nicht im Mittelpunkt des Bewerbers“ , mahnte der Experte. So gingen 70 Prozent der Bewerber durch einen mangelhaften Bewerbungsablauf verloren. Als letzten Tipp riet Knabenreich den Unternehmern, sie sollten sich einmal selbst bei sich bewerben.

Foto: Nach dem Vortrag von Henner Knabenreich kamen noch Unternehmer aus der Region zu Wort. Foto: Luca Herrmann

 

 

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