Ansbach (WZ). Acht Jahre lang prägte Jürgen Eick das Ansbacher Kulturleben maßgeblich. 2007 wurde er zum ersten Intendanten des im Jahr zu vor neu gegründeten Theater Ansbach ernannt. Dort übernahm er die künstlerische Leitung und etablierte ein Schauspielhaus mit festem Ensemble und Eigenproduktion, das jährlich bis zu 25.000 Besucher ins Borkholderhaus lockte. Nach erfolgreichen Jahren zog es ihn 2015 nach Freiburg, wo er als Geschäftsführer das Kulturzentrum E-Werk, seit 2017 als geschäftsführender Vorstand, leitet. Er fühlt sich wohl, doch auf seine Arbeit in Ansbach blickt er mit Stolz zurück und kommt immer wieder gerne zu Besuch, wie er im WZ-Interview verriet.
WZ: Was macht eigentlich Jürgen Eick?
Eick: Der genießt gerade den Ansbacher Spätsommer und schaut bei zwei Ansbacher Freunden auf ihr neues Programm.
WZ: Und beruflich?
Eick: Ich leite in Freiburg als Geschäftsführender Vorstand ein Produktionssystem für alle Performance arts. Mit Festivals, bildender Kunst und einem soziokulturellen Ansatz ein sehr umfangreiches Haus.
WZ: Also kein Stadttheater mehr.
Eick: Zurzeit nicht.
WZ: Sie fahren immer noch mit einem Ansbacher Kennzeichen?
Eick: In der Tat habe ich es noch nicht über das Herz gebracht, es abzumelden. Meine Familie und ich sind der Stadt noch sehr verbunden, eines unserer Kinder wurde hier geboren.
WZ: Ansbach sucht einen neuen Intendanten. Kommen Sie zurück?
Eick: Ich habe viele Nachfragen bekommen, aber beworben habe ich mich nicht. Zurzeit habe ich eine sehr produktive Zeit in Freiburg. Auch wenn ich einen zweiten Blick auf Ansbach künstlerisch reizvoll fände.
WZ: Bekommen Sie etwas von den Querelen hinter den Kulissen mit?
Eick: Ich bin in dieser Diskussion weit weg von Ansbach, aber doch sehr verwundert. Als ich 2015 das Theater Ansbach verlassen habe, war das Haus von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit aller Beteiligten geprägt. Von den Künstlern, über die beiden Vorstände unter Bundesmister a.D. Carl-Dieter Spranger und Heribert Schmidt, der Genossenschaft, nicht zuletzt auch mit Verwaltungsleiterin Martina Bauer war es eine großartige Zusammenarbeit.
WZ: Schadet die Diskussion nicht dem Projekt „Theater Ansbach“?
Eick: Künstlerisch kann ich es nicht beurteilen, ich habe nur eine Inszenierung gesehen. Zuschauer- und Abonnentenzahlen sind zwar wichtig, aber bei der Suche nach ihrem Publikum muss man einer Intendantin drei volle Spielzeiten Zeit lassen. Ich hoffe nur, dass die Genossen, die Stadt, der Freistaat und die Zuschauer nicht ein stückweit das grundsätzliche Vertrauen in die für Ansbach so wichtige Entwicklung eines selbst produzierenden Stadttheaters verlieren.
Es muss zweifellos weiterentwickelt werden. Eine der wichtigsten Aufgaben der zukünftigen Intendanz.
WZ: Was zum Beispiel?
Eick: Die Strukturen der Genossenschaft, Produktionsetats, das Borkholderhaus muss umfassend saniert werden, das ehemalige Kino benötigt andere Sichtlinien und Sitze, die Bürosituation ist nach wie vor schlecht, die energetische Sanierung ist sehr dringend und auch fehlt es noch an einer eigenständigen Proben- und Studiobühne.
WZ: Das klingt für das Stadtsäckel aber teuer?
Eick: Es muss ja nicht alles sofort und von der Stadt alleine finanziert werden, wichtig ist dass es die Stadt Ansbach, der Freistaat und die Genossenschaft im Schulterschluss angehen. Noch zu meiner Zeit wurden hier erste Gespräche geführt.
WZ: Das klingt als ob Sie sich immer noch verantwortlich fühlen?
Eick: Ich denke nach wie vor über das nach, was wir damals aufgebaut haben. Und dann hätte ich noch große Lust den Faust II zu inszenieren, das Konzept steht…
WZ: „Dieser Erdenkreis gewährt noch Räume zu großen Taten.“ — Faust II
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Eick. Wir wünschen Ihnen auf Ihrem weiteren Weg für die Zukunft alles Gute!
Der ehemalige Intendant des Theater Ansbach Jürgen Eick im Interview mit WZ-Chefredakteurin Martina Schürmeyer.
Foto: Der ehemalige Intendant des Theater Ansbach Jürgen Eick im Interview mit WZ-Chefredakteurin Martina Schürmeyer. Foto: Anika Schildbach