SPD im Landtag: Zukunft unserer Schwimmbäder sichern – Kommunen entlasten

von | 4. Juli 2025 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Pleinfeld, Treuchtlingen, Weißenburg

München/Mittelfranken (red).  Bay­ern­weit star­ben im ver­gan­ge­nen Jahr 70 Men­schen durch Ertrin­ken – erst kürz­lich ereig­ne­ten sich meh­re­re töd­li­che Bade­un­fäl­le. Hin­zu kommt: Immer mehr Schwimm­bä­der müs­sen schlie­ßen, weil den Kom­mu­nen das Geld aus­geht und der Erhalt der Bäder zu teu­er wird. Der kom­mu­nal­fi­nanz­po­li­ti­sche Spre­cher der Land­tags-SPD Har­ry Scheu­en­stuhl for­dert des­halb künf­tig eine Schwimm­bad­pla­nung nach Bedarf, abhän­gig von den jewei­li­gen regio­na­len Beson­der­hei­ten. „Es soll­te unser aller Inter­es­se sein, dass wir bay­ern­weit Schwimm­un­ter­richt anbie­ten und alle Kin­der schwim­men ler­nen kön­nen. Hier geht es nicht um poli­ti­sche Ani­mo­si­tä­ten, son­dern um Men­schen­le­ben.“

Har­ry Scheu­en­stuhl schlägt vor, anhand einer Modell­re­gi­on Mit­tel­fran­ken den genau­en Bedarf an Hal­len­bä­dern für den Schul- und Ver­eins­sport zu ermit­teln. Hier­für sol­len alle Kom­mu­nen, Städ­te und Gemein­den mit­ein­be­zo­gen wer­den. Maß­ge­bend für eine künf­ti­ge Pla­nung nach Bedarf sind die Anzahl der schul­pflich­ti­gen Kin­der, die Ent­fer­nung von Schu­le und Hal­len­bad und die jewei­li­gen Fahrt­kos­ten.
Auch der bau­li­che Zustand ein­zel­ner Hal­len­bä­der und not­wen­di­ge Sanie­rungs­kos­ten sol­len erfasst wer­den.

Dass CSU und Freie Wäh­ler den SPD-Antrag im Innen­aus­schuss abge­lehnt haben, stößt bei Scheu­en­stuhl auf Unver­ständ­nis. „Es kann nicht sein, dass CSU und Freie Wäh­ler sich gegen die Ver­bes­se­rung der Schwimm­fä­hig­keit unse­rer Kin­der stel­len. Mit einer bes­se­ren Pla­nung kön­nen wir Schwimm­un­ter richt inner­halb und außer­halb der Schu­le sicher­stel­len und Übungs­mög­lich­kei­ten für Ret­tungs­schwim­mer in ganz Mit­tel­fran­ken anbie­ten. Der Frei­staat Bay­ern darf die Kom­mu­nen jetzt nicht im Stich las­sen.“

Der SPD-Antrag sieht auch eine finan­zi­el­le Ent­las­tung der Kom­mu­nen vor. Nach den Plä­nen von Scheu­en­stuhl soll der Frei­staat erst­mals die lau­fen­den Betriebs­kos­ten ein­schließ­lich der Instand­hal­tung för­dern. Vor der Bera­tung des Antrags im Ple­num des Baye­ri­schen Land­tags for­dert der ehe­ma­li­ge Bür­ger­meis­ter von der Staats­re­gie­rung, sich auf die Sei­te der Kom­mu­nen, Ver­ei­ne und Bevöl­ke­rung zu stel­len und dem Antrag zuzu­stim­men. „Ich bit­te in die­sem Punkt an die Men­schen vor Ort zu den­ken und an die Ent­las­tung der Kom­mu­nen – es gibt kei­nen Grund, die­ser Initia­ti­ve eine Absa­ge zu ertei­len.“

Foto: MdL Har­ry Scheu­en­stuhl

 

Antrag

der Abge­ord­ne­ten Har­ry Scheu­en­stuhl, Hol­ger Grieß­ham­mer, Volk­mar Halbleib, Ruth Mül­ler, Anna Rase­horn, Doris Rauscher, Mar­kus Rin­der­spa­cher, Arif Taş­de­len, Chris­tia­ne Feicht­mei­er, Dr. Simo­ne Stroh­mayr, Horst Arnold, Nico­le Bäum­ler, Flo­ri­an von Brunn, Mar­ti­na Fehl­ner, Sabi­ne Gross, Ruth Wald­mann, Kat­ja Weit­zel SPD Mit­tel­frän­ki­sche Bedarfs­pla­nung Hal­len­bä­der

Kom­mu­na­le Zusam­men­ar­beit in einer Mus­ter­re­gi­on Mit­tel­fran­ken

Der Land­tag wol­le beschlie­ßen:
Die Staats­re­gie­rung wird auf­ge­for­dert, eine Modell­re­gi­on Mit­tel­fran­ken ein­zu­rich­ten, für die eine Bedarfs­pla­nung an Hal­len­bä­dern erstellt wird. Bei der Erstel­lung der Bedarfs­pla­nung soll auf die aus­ge­wo­ge­ne Stär­kung aller Kom­mu­nen geach­tet wer­den. Die Attrak­ti­vi­tät der Kom­mu­nen und die Ent­wick­lung des länd­li­chen Rau­mes set­zen einen aus­ge­gli­che­nen Bestand an sozia­ler Infra­struk­tur vor­aus. So wer­den die vor­han­de­nen Ein­rich­tun­gen in den Kom­mu­nen ein­be­zo­gen, die Zah­len der schul­pflich­ti­gen Kin­der, sowie der Aspekt der Ent­fer­nung der Schu­len von den Hal­len­bä­dern und die anfal­len den Fahrt­kos­ten.

Fol­gen­de Punk­te sol­len beach­tet wer­den:

─ Die Bedarfs­pla­nung soll in Zusam­men­ar­beit mit den Städ­ten und Gemein­den er stellt wer­den, denen die Pla­nung in der Fol­ge zur Ver­fü­gung gestellt wird. Die Kos­ten trägt der Frei­staat.

─ In der Modell­re­gi­on soll in der Fol­ge die Zusam­men­ar­beit von kom­mu­na­len Sach­auf­wands­trä­gern für den Erhalt bzw. Neu­bau von Hal­len­bä­dern unter Berück­sich­ti­gung des Schul­schwimm­spor­tes, außer­schu­li­schem Schwimm­un­ter­richt und Aus­bil­dung sowie Übungs­mög­lich­kei­ten für Ret­tungs­schwim­mer ermög­licht wer­den.

─ Der Frei­staat soll eine ziel­ge­rich­te­te För­de­rung für die genann­ten Zusam­men schlüs­se ein­rich­ten, die die Über­nah­me der Betriebs­kos­ten eines Lehr­schwimm­be­ckens in Höhe von min­des­tens 50 Pro­zent der ent­stan­de­nen Kos­ten vor­sieht.

─ Des Wei­te­ren sol­len die bestehen­den För­de­run­gen für den Neu- bzw. Ersatz­neu­bau sowie die Sanie­rung von Schwimm­bä­dern min­des­tens in bis­he­ri­ger Höhe bei­be­hal­ten wer­den.

Begrün­dung:

Im Jahr 2024 star­ben in Bay­ern 70 Per­so­nen durch Ertrin­ken. Damit führt der Frei­staat die­se trau­ri­ge Sta­tis­tik an. Bay­ern­weit wur­den in den Jah­ren 2019 bis 2022 allein 15 öffent­li­che Bäder geschlos­sen. Die Was­ser­wacht des Deut­schen Roten Kreu­zes sowie die Deut­sche Lebens-Ret­tungs-Gesell­schaft e. V. (DLRG) rufen auch wegen der ab neh­men­den Schwimm­fä­hig­keit der Bevöl­ke­rung zur Ret­tung der Bäder auf. Die Schwimm­aus­bil­dung von Kin­dern und Jugend­li­chen ist uner­läss­lich. Um die­se – auch im Rah­men von Schwimm­un­ter­richt an Schu­len – zuver­läs­sig gewähr­leis­ten zu kön­nen, müs­sen flä­chen­de­ckend Hal­len­bä­der zur Ver­fü­gung ste­hen. Dies ist auch für den außer­schu­li­schen Schwimm­un­ter­richt für Erwach­se­ne, ins­be­son­de­re auch Senio­rin­nen und Senio­ren, not­wen­dig.

Aktu­ell exis­tiert kei­ne Bedarfs­pla­nung, die ein lücken­lo­ses Netz an Hal­len­bä­dern gewähr­leis­tet. Die­ses ist für das gesell­schaft­li­che Leben, für den Ver­eins­sport und für die Sicher­stel­lung flä­chen­de­cken­den Schwimm­un­ter­richts jedoch unbe­dingt not­wen­dig. Die Her­aus­for­de­run­gen für die Kom­mu­nen in Bezug auf den Erhalt der kom­mu­na­len Hal­len­bä­der sind groß. Auch in Mit­tel­fran­ken ist ein gro­ßer Teil der Hal­len­bä­der sanie­rungs­be­dürf­tig. Dies ist vor allem in den aktu­el­len Zei­ten der ange­spann­ten kom­mu­na­len Kas­sen­la­ge ein The­ma. Unse­re Kom­mu­nen dür­fen wir nicht im Regen ste­hen las­sen. Betrof­fen sind auch die Land­krei­se Fürth und Neu­stadt a. d. Aisch–Bad Winds­heim, ins­be­son­de­re die Kom­mu­nen Stadt Zirn­dorf, Markt Wil­herms­dorf, Lan­gen­zenn und Markt Erl­bach, wes­halb wir im ers­ten Schritt für den Bezirk Mit­tel­fran­ken die Errich­tung der Modell­re­gi­on for­dern.

Durch eine ent­spre­chen­de Pla­nung kann der aktu­el­le Bedarf ermit­telt und ein Kon­zept erstellt wer­den, das nicht an der jewei­li­gen Gemein­de- oder Land­kreis­gren­ze endet. Hier­bei soll­ten die bau­li­chen Zustän­de der ein­zel­nen Hal­len­bä­der ein­be­zo­gen wer­den und die jewei­li­gen not­wen­di­gen Sanie­rungs­kos­ten Berück­sich­ti­gung fin­den. Gleich­zei­tig kann durch die Bedarfs­pla­nung her­aus­ge­fil­tert wer­den, wel­che Hal­len­bä­der unbe­dingt erhal­ten wer­den müs­sen und wie hier­bei die inter­kom­mu­na­le Zusam­men­ar­beit genutzt wer­den kann.

Wei­ter­hin kön­nen in die­ser Bedarfs­pla­nung auch die Mög­lich­kei­ten der Form der kom­mu­na­len Zusam­men­ar­beit (z. B. nach dem Gesetz über die kom­mu­na­le Zusam­men­ar­beit (KommZG) oder ande­ren Rechts­for­men) auf­ge­zeigt wer­den. Ent­spre­chen­de Bedarfs­ana­ly­sen kön­nen dann bay­ern­weit auf wei­te­re Regio­nen ange­wen­det und aus­ge­wei­tet wer­den.