Von der Ölpflanze bis zum fertigen Produkt

Insingen-Lohr (bbv/jg). Was essen wir, woher kommen unsere Lebensmittel und wie werden sie erzeugt? Mit diesen Fragen setzen sich immer mehr Menschen auseinander – verstärkt durch den Verlauf der Corona-Pandemie wurden die Stimmen für nachhaltige, umweltfreundliche Ernährungsweisen immer hörbarer. Regionale und saisonale Produkte sind im Trend. Gleichzeitig haben immer weniger Menschen einen Bezug zur Landwirtschaft. Der Bayerische Bauernverband (BBV) will diese Lücke schließen und informiert daher im Rahmen einer sogenannten Traktor-Tour, die unter dem Motto „#EssenAusBayern“ steht. Ziel der Aktion ist es, den Bayerischen Verbraucher:innen eine Orientierung zu geben, indem sie über die Erzeugung regionaler Lebensmittel bewandert werden. Seit Pfingsten fährt der bunt beklebte Traktor schon durchs Bundesland. Nach mehreren Zwischenstopps in Schwaben, Niederbayern, der Oberpfalz, als auch Ober- und Unterfranken, machte der Trecker nun seinen ersten Halt in Mittelfranken bei der Hof-Manufaktur Kreiselmeyer in Lohr. Der heimische Betrieb baut im Landkreis verschiedene Ölpflanzen wie Raps, Hanf, Lein, Leindotter, Blaumohn und Schwarzkümmel auf ihren Feldern an und verarbeitet diese in einer eigenen Hof-Manufaktur zu hochwertigen, kaltgepressten Speiseölen. Während eines Pressetermins gab Tobias Kreiselmeyer, Gründer und Leiter der Manufaktur, tiefreichende Einblicke in den Anbau und die Verarbeitung der Ölpflanzen. An seiner Seite: Mutter Karin Kreiselmeyer – in der Hof-Manufaktur ist sie maßgeblich für die Rezeptgestaltung sowie das Marketing zuständig. Unter anderem vor Ort waren Kreisbäuerin Christine Reitelsöfer, Kreisobmann Ernst Kettemann, Ottmar Braun, Geschäftsführer des BBV Bildungswerkes im Bezirk Mittelfranken sowie weitere Vertreter des BBV.

Ob im Salat-Dressing, zum Braten oder Verfeinern – der Einsatz hochwertiger Öle ist in der Küche maßgebend und sorgt gleichzeitig dafür, dass der Körper mit wertvollen essentiellen Fettsäuren versorgt wird. Aus Ökologischer Sicht punkten heimische Öle vor allem wegen ihrer kurzen Transportwege – sie fördern die lokale Landwirtschaft und stehen für Wertschöpfung. Zudem werden bayerische Pflanzenöle nachhaltig und hygienisch produziert, was für ein eindeutiges Qualitätsmerkmal spricht. „Der Anbau von Pflanzenölen gehört seit Langem zur Tradition in unserem Familienbetrieb“, erklärte Tobias Kreiselmeyer. Als gelernter Landwirt begab er sich nach seiner Berufsausbildung zunächst auf eine „landwirtschaftliche Weltreise“, um sowohl die Arbeit anderer ausländischer Betriebe, als auch ihre Art und Weise der Rohstoffverarbeitung kennenzulernen. Nach einigen Abstechern in Kanada, Neuseeland oder Indonesien, zog es den heute 28-jährigen schließlich wieder in die fränkische Heimat. Der Jungunternehmer war sich lange Zeit unsicher, ob und inwiefern er den elterlichen Hof weiterführen möchte. Bei der Arbeit auf einem Reisfeld in Bali erst wurde Tobias die Vielschichtigkeit der Landwirtschaft bewusst. Die Zeit im Ausland öffnete ihm die Augen und ließ ihn über neue Konzepte und Möglichkeiten in der Heimat nachdenken. „In Kanada war ich bei einem Betrieb, der viel Leinen angebaut hat“ erzählte er. „Mir war zuvor gar nicht so bewusst, dass dies eine absolut mittelfränkische Kultur ist.“ Auch mit Nutzhanf kam er das erste Mal in Neuseeland in Berührung. „So ist im Hintergrund bei mir langsam die Idee gereift, man könnte den elterlichen Betrieb in eine andere Richtung entwickeln“. Vor drei Jahren stand die Familie dann gemeinsam in der Küche, um die allerersten Fläschchen Raps- und Leinöl zu pressen. Seitdem versuche man, die Marke Hof-Manufaktur zu etablieren. Begonnen im Jahr 2017, bauen die Kreiselmeyers ihre Pflanzen weiterhin eigens an und verarbeiten sie in der hofeigenen Mühle zu kaltgepressten Ölspezialitäten. Dabei sorge das schonende Pressverfahren bei einer Höchsttemperatur von 40 Grad dafür, die wertvollen Inhaltsstoffe und den natürlichen Geschmack der Ölpflanzen zu erhalten.

Kreisbäuerin Christine Reitelshöfer freute sich in besonderem Maße darüber, dass der „EssenAusBayern“-Traktor den langbeständigen Familienbetrieb ansteuerte. So kritisierte sie, „jeder redet von pflanzenbasierter Ernährung und weniger Fleischkonsum, dabei haben die meisten gar keine Ahnung, von was da eigentlich gesprochen wird“. In den „wertvollen Ölen“ der Familie Kreiselmeyer sehe sie ein Nischenprodukt, das bei den von der Corona-Krise geprägten Selbstversorger:innen gut ankäme. „Es ist so manches Umdenken gekommen“, versicherte Reitelshöfer. Die Verbraucher:innen fragen sich nunmehr häufiger „mit was und wie koche ich überhaupt“. Dabei gewinnen regionale, naturbelassene Produkte immer mehr an Bedeutung. Diesen Anspruch teilt auch die Hof-Manufaktur. Die Öle des Lohrer Jungunternehmens werden in Hofläden und Supermärkten der Region sowie im eigenen Hofladen und Online-Shop verkauft.

 

Foto: Janine Gierszewsky

BU: Tobias Kreiselmeyer (3. v.l.) und seine Mutter Karin (2. v.l.) stellten die Öle der Hof-Manufaktur im Rahmen der Traktor-Tour vor, die der BBV ins Leben rief. Kreisbäuerin Christine Reitelshöfer (1. v.l.) ist von den regionalen Produkten aus familiärer Herstellung besonders angetan.

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