„Warum macht helfen glücklich, Herr Perktas?“

Geschäftsmann aus Heidenheim Hüseyin Perktas und Maike Wagner Wochenzeitung tauschten sich aus.

HeidenHeim (Wag/dast). Bei einem Frühstücksgespräch in den Räumlichkeiten des Bosporus Back- und Fleischwarenhandels in der Heidenheimer Steinbeisstraße zeigte uns Hüseyin Perktas die Wirkungsstätte seines gastronomischen Handelns. Der vielfach ausgezeichnete und für sein ehrenamtliches Engagement geehrte Geschäftsmann hat sich viele Jahre in herausragender Weise um die türkischdeutsche Völkerverständigung verdient gemacht. Die WochenZeitung hat nachgefragt, was Hüseyin Perktas heute wichtig ist.

Maike Wagner: Hüseyin, Du bewegst seit 40 Jahren die soziale Welt in Heidenheim mit. Auch mit der WZ hast Du schon gemeinsame Aktionen organisiert, wie das Weihnachtsessen im vergangenen Jahr im Heidenheimer Lokschuppen. Welches Projekt liegt Dir derzeit am Herzen?

Hüseyin Perktas: Es ist mir ein Anliegen, dass Menschen ungeachtet ihrer sozialen oder geografischen Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Einstellung bzw. ihres Glaubens zusammenfinden und sich kennenlernen. Denn zwei Dinge sind für Menschen nicht wählbar: Geburtsort und Familienzugehörigkeit. Ich finde, jeder Mensch hat etwas. Man kann von jedem etwas lernen. Die Haltung der Mitmenschlichkeit steht für mich über allem anderen und sie macht Begegnungen erst möglich. Ich freue mich, dass ich das mit  Dir, Maike, und der WochenZeitung in den beiden vergangenen Jahren im Lokschuppen bei den Weihnachtsessen mit über 300 Menschen erleben konnte (Hüseyin Perktas lächelt). Im Moment sind mein Team und ich in Vorbereitungen für das jährliche Fest im Frauengefängnis in Schwäbisch Gmünd. Das wird ein richtiges Fest mit Essen, Getränken und Musik, bei dem die Insassinnen einmal auf andere Gedanken kommen und sich als unbeschwerte Menschen fühlen können. Musik verbindet und kennt keine Fremdsprache. Ich gehöre diesem Land und möchte Menschen eine Freude machen. Für die Festveranstaltung mit etwa 300 Frauen brauchen wir für jede einzelne Frau eine Genehmigung des Gefängnispsychologen. Da ist viel gute Vorbereitung nötig. Mit dem Bosporus-Unternehmen habe ich für das Festmahl jedoch ideale Ressourcen, die ich dafür gerne einsetze.

Daniela Staengle: Welches gastronomische Angebot bieten Sie Ihren Kunden mit Bosporus an?

Hüseyin Perktas: Zwei- bis dreimal pro Woche erhalten wir Lieferungen mit Huhn aus Holland; Pute und Rindfleisch verwenden wir aus der Region. Von unseren Vertragspartnern erwerbe ich ausschließlich das Beste vom Fleisch. Bei Bosporus wird das bereits Geschlachtete unter anderem für Dönerspieße weiter aufbereitet. Backwaren haben wir ebenfalls im Programm.

Daniela Staengle: Herr Perktas, im letzten Jahr wurden Sie von der Stadt Heidenheim für Ihre vorbildliche Ehrenamtstätigkeit mit dem Bürgerpreis der Stadt Heidenheim in der Kategorie ‚Engagierte Unternehmer‘ gewürdigt. Wie fühlten Sie sich, als Sie diese besondere Auszeichnung erhielten?

Hüseyin Perktas (lächelt): Gut, denn das ist eine Ehre! Ich habe seit Beginn meiner Zeit in Heidenheim viel für die deutschtürkische Völkerverständigung gekämpft, bin dafür auch Risiken eingegangen und habe mich sozial für Menschen am Rande der Gesellschaft oder mit Behinderung eingesetzt. Auch als Menschen in Not aus Syrien nach Heidenheim kamen, machte ich mich sofort mit stark dafür, dass sie in guten Wohnungen untergebracht werden. Maike, Du betreust ja ebenfalls von Anfang an eine syrische Familie. Ich habe mitbekommen, dass Du in dieser Legislaturperiode für die CDU in den Stadtrat kandidierst. Bei dir, Maike, schlägt ja auch ein soziales Herz. Was möchtest Du in Heidenheim bewegen?

Maike Wagner: Ich finde, es ist dringend notwendig sich gesellschaftlich, sozial und politisch zu engagieren, gemeinsam für ein gutes und respektvolles Miteinander zu kämpfen und den Populisten mit guten Argumenten  entgegenzutreten – und dies nicht nur in Heidenheim. Ein klares „Ja“ von mir zu einer Aufgabe, in der ich meine fast zwanzigjährige Erfahrung im wirtschaftlichen, politischen, sozialen und ehrenamtlichen Bereich in Heidenheim nützen kann. Ich durfte sehr viel lernen von Menschen wie „Hüsiyin Perktas“, die einem immer wieder zeigen, dass es sich lohnt auf die Menschen, die Tiere und die Umwelt zu achten. Ich stehe für eine ergebnisorintierte, ehrliche und direkte Kommunikation.  Genau aus diesem Grund führe ich auch Gespräche zu vielen Themen wie z.B. Pflege,  Tierschutz, Wirtschaft, Prävention, Soziales, Politik etc., um zu lernen, wo man gemeinsame, verbindende und notwendige Entwicklung braucht oder eben schöne Dinge in unserer Gesellschaft stattfinden. Du kennst mich: Eine Frau, ein Wort. Das ist meine Devise.

Maike Wagner: Hüseyin, Dein Engagement für andere Menschen nahm in Deinem Leben bisher viel Raum ein. Was wünschst Du Dir privat in der Zukunft? Welchen Zielen gehst Du geschäftlich nach?

Hüseyin Perktas: Unternehmerisch gesehen habe ich erreicht, was ich mir vorgenommen habe. Alles läuft im Moment gut, ich bin zufrieden. Das von mir im Familienbetrieb Aufgebaute kann die jüngere Generation zu gegebener Zeit weiterführen. Zwischendurch war es eine zeitlang schwierig, als ich gastronomisch Verantwortung für ein bestimmtes Objekt übernommen hatte. Doch das hat sich wieder stabilisiert. Privat möchte ich weiterhin soziale Projekte machen. Das liegt mir einfach am Herzen. Über 35 Jahre veranstalte ich jetzt zum Beispiel Aktionen mit der Arche. Das Weihnachtsessen möchte ich weiterführen, auch ein interkulturelles Essen zu Ramadan, und anderes. Ich selbst komme aus eher ärmeren Verhältnissen, hatte aber immer das Gefühl, Gott als Stärkung im Rücken zu haben. Das hat mir selbst viel Gutes gebracht. Daher kann ich mir mein Leben nicht ohne den Einsatz für die Menschlichkeit vorstellen. Ich lege auch Wert darauf, viele Menschen kennenzulernen. Denn Menschen bringen einen nach oben, aber auch nach unten.

Maike Wagner: Das erlebe ich ähnlich wie Du, Hüseyin: Wenn man gut zu den Menschen war, mit denen man ein Stück seines Weges teilte, dann wird man getragen.

Hüseyin Perktas: Auch wenn ich von Menschen beim Einkaufen gegrüßt werde, ist das für mich ein Grund zur Freude. Denn das ist Reichtum.

WZ: Herr Perktas, danke für das interessante Gespräch.

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