70 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr: Schwester Anna Stettinger wirft einen Blick zurück auf die Anfänge

von | 6. Mai 2024 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Treuchtlingen, Weißenburg

Neu­en­det­tels­au (red). Ein beson­de­res Jubi­lä­um steht an: Das Frei­wil­li­ge Sozia­le Jahr (FSJ) fei­ert in die­sem Jahr sein 70-jäh­ri­ges Bestehen. Die Wur­zeln rei­chen dabei zurück auf das Dia­ko­ni­sche Jahr, das den Grund­stein für das heu­ti­ge FSJ leg­te. Schwes­ter Anna Stet­tin­ger wirft einen Blick zurück auf ihre eige­nen Erleb­nis­se im Dia­ko­ni­schen Jahr.

„Mein Dia­ko­ni­sches Jahr habe ich 1959 auf einer Sta­ti­on der Him­mel­kro­ner Hei­me begon­nen”, erzählt Schwes­ter Anna. Zusam­men mit der Sta­ti­ons­schwes­ter küm­mer­te sie sich damals um über 50 Men­schen mit Behin­de­run­gen. „Das war schon eine gro­ße Her­aus­for­de­rung”, erin­nert sie sich. Gleich von Anfang an habe sie auf der Sta­ti­on jeder­zeit mit­an­ge­packt. „Zu mei­nen Auf­ga­ben gehör­te es die Bewoh­ner zu wecken, zu waschen und ihnen Essen zu machen, aber
auch mit ihnen zu spie­len und sie zu för­dern“, erklärt die heu­te 87-Jäh­ri­ge.

Die ers­ten Kon­tak­te mit ande­ren Frei­wil­li­gen knüpf­te sie, als es um die Zuwei­sung der unter­schied­li­chen Auf­ga­ben­be­rei­che und die Aus­ga­be der Arbeits­klei­dung ging. Päd­ago­gi­sche Semi­na­re und gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten, die heut­zu­ta­ge üblich sind, gab es damals noch nicht. „Trotz­dem habe ich immer eine gute Zeit mit mei­nen Zim­mer­ge­nos­sin­nen ver­bracht”, fügt Schwes­ter Anna hin­zu. Denn in der Ver­gan­gen­heit exis­tier­ten noch kei­ne Ein­zel­zim­mer, die Zim­mer wur­den geteilt. Wäh­rend ihres Frei­wil­li­gen Jah­res wuchs in ihr die Über­zeu­gung, Dia­ko­nis­se zu wer­den. „Ich war stolz, dass ich bei der Arbeit etwas
leis­ten konn­te, und habe gemerkt, dass das für mich der rich­ti­ge Weg ist”, so Schwes­ter Anna. Außer­dem ermög­lich­te die Ent­schei­dung ihr, schon zur dama­li­gen Zeit, einer eige­nen Kar­rie­re nach­zu­ge­hen. Auch nach dem Dia­ko­ni­schen Jahr blieb ihr Fokus auf der Arbeit mit Men­schen mit Behin­de­rung bestehen. „Ich woll­te immer dazu bei­tra­gen, dass die Ver­sor­gung und die För­de­rung der Men­schen ver­bes­sert wird und etwas vor­an­brin­gen”, erin­nert sie sich. Nach ihrer Aus­bil­dung zur Dia­ko­nis­se arbei­te­te sie wei­ter­hin in die­sem Bereich.

Der Ursprung des Frei­wil­li­gen Sozia­len Jahrs geht auf das Jahr 1954 zurück, als der Rek­tor der Dia­ko­nis­sen­an­stalt Neu­en­det­tels­au, Her­mann Dietz­fel­bin­ger, jun­ge Men­schen dazu auf­rief, ein Jahr ihres­Le­bens dem Dienst an ande­ren zu wid­men. Anders als heu­te rich­te­te sich die­ser Appell jedoch aus­schließ­lich an jun­ge Frau­en. Die­se Idee ent­wi­ckel­te sich zum “Dia­ko­ni­schen Jahr” und leg­te den Grund­stein für das Erfolgs­mo­dell des heu­ti­gen Frei­wil­li­gen Sozia­len Jah­res. Das FSJ bie­tet jun­gen Men­schen die Mög­lich­keit, sich sozi­al zu enga­gie­ren, per­sön­li­che Erfah­run­gen zu sam­meln und einen Bei­trag zum Gemein­wohl zu leis­ten. „Das kann dabei hel­fen, her­aus­zu­fin­den, was man beruf­lich machen möch­te“, erklärt Regio­nal­lei­tung Ste­pha­nie Bräun­lein, die bei Dia­ko­neo die Frei­wil­li­gen­diens­te lei­tet. Eini­ge ent­schei­den sich nach dem FSJ bewusst für eine Aus­bil­dung im sozia­len Bereich. Ande­re stel­len wäh­rend der Zeit fest, dass es nichts für sie ist. „In jedem Fall ist es eine wert­vol­le Erfah­rung, die dabei hilft, sich per­sön­lich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln“, erklärt Ste­pha­nie Bräun­lein. Heu­te hat sich das FSJ zu einem fes­ten Bestand­teil des deut­schen Sozi­al­sys­tems ent­wi­ckelt. Bei Dia­ko­neo absol­vie­ren aktu­ell 62 jun­ge Men­schen ihr FSJ. Sie leis­ten ähn­lich wie einst der Zivil­dienst wich­ti­ge Arbeit im sozia­len Bereich. „Die Mit­tel für die Frei­wil­li­gen­diens­te soll­ten des­halb nicht wie aktu­ell geplant gekürzt wer­den. Es ist enorm wich­tig, dass es dafür wei­ter­hin Unter­stüt­zung gibt“, so Ste­pha­nie Bräun­lein.

Zum Jubi­lä­um ruft Dia­ko­neo dazu auf, sich zu mel­den, wenn jemand zwi­schen 1954 und 1970 sein Dia­ko­ni­sches Jahr absol­viert hat. Ste­pha­nie Bräun­lein hofft auf einen regen Aus­tausch von Erfah­run­gen. Inter­es­sier­te kön­nen sich unter presse@diakoneo.de oder Tel. 09874 82370 mel­den. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu den Frei­wil­li­gen­diens­ten fin­den Sie unter www.sozial-tut-gut.de.

Dia­ko­neo ist mit über 11.000 Mit­ar­bei­ten­den und einer Gesamt­leis­tung von ca. 800 Mil­lio­nen Euro ein zukunfts­ori­en­tier­tes dia­ko­ni­sches Sozi­al- und Gesund­heits­un­ter­neh­men. Wir sind offen für kul­tu­rel­le und reli­giö­se Viel­falt und set­zen uns für eine fried­li­che und inklu­si­ve Zukunft ein, in der Mensch­lich­keit
und Respekt unse­re Gesell­schaft prä­gen. Als inter­na­tio­nal ver­netz­ter, gemein­nüt­zi­ger Ver­bund von über 200 Ein­rich­tun­gen in Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg und Polen beglei­ten wir Men­schen, die in ihren Lebens­si­tua­tio­nen ver­läss­li­che Unter­stüt­zung suchen. Als eines der größ­ten dia­ko­ni­schen Unter­neh­men
in Deutsch­land bie­ten wir rund 190.000 Men­schen umfas­sen­de Leis­tun­gen in den Berei­chen Bil­dung, Gesund­heit, Pfle­ge, Woh­nen, Assis­tenz, Arbeit und
Spi­ri­tua­li­tät – weil wir das Leben lie­ben.

Mehr Infor­ma­tio­nen unter: www.diakoneo.de

Bild­un­ter­schrift: Schwes­ter Anna erin­nert sich an ihr Dia­ko­ni­sches Jahr zurück, wel­ches sie vor über 60 Jah­ren absol­viert hat. Foto: Diakoneo/Christin Koh­ler