Adipositas — Überessen aus Frust: Binge-Eating

von | 30. September 2025 | Allgemein, Altmühlfranken, Gunzenhausen, Pleinfeld, Treuchtlingen, Weißenburg

Das soge­nann­te Bin­ge-Eating ist die am wei­tes­ten ver­brei­te­te Ess­stö­rung. Der Begriff „Bin­ge“ kommt aus dem Eng­li­schen und bedeu­tet „Gela­ge“. „Anders als Buli­mie (Ess-Brech-Sucht) und Anore­xie (Mager­sucht) beginnt die Bin­ge-Eating-Stö­rung meist erst im spä­te­ren Jugend- oder frü­hen Erwach­se­nen­al­ter“, sagt Anne­gret Win­ter, Ernäh­rungs­exper­tin bei der AOK in Mit­tel­fran­ken. Von einer Bin­ge-Eating-Stö­rung spricht man, wenn Betrof­fe­ne in einem Zeit­raum von meh­re­ren Mona­ten min­des­tens eine Ess­at­ta­cke pro Woche haben. Bin­ge-Eater ver­su­chen dabei häu­fig nicht, eine Gewichts­zu­nah­me zu ver­hin­dern und sind daher sehr oft über­ge­wich­tig.

Kör­per und Psy­che lei­den

Men­schen mit star­kem Über­ge­wicht haben ein erhöh­tes Risi­ko für Dia­be­tes mel­li­tus, Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen sowie Gelenk­be­schwer­den. Bei Ess­at­ta­cken haben die Betrof­fe­nen das Gefühl, die Kon­trol­le über ihr Ess­ver­hal­ten zu ver­lie­ren: Sie essen zu viel und zu schnell, ohne auf Hun­ger und Sät­ti­gung zu ach­ten. Infol­ge der Ess­stö­rung lei­det auch die Psy­che. Scham- und Schuld­ge­füh­le nach den Ess­an­fäl­len kön­nen die nega­ti­ve Sicht auf den eige­nen Kör­per ver­stär­ken, zu Depres­sio­nen oder ande­ren psy­chi­schen Erkran­kun­gen füh­ren. Die genau­en Ursa­chen für die Bin­ge-Eating-Stö­rung sind bis­her nicht bekannt. „Ver­mu­tet wird, dass Betrof­fe­ne mit den Ess­at­ta­cken ver­su­chen, gegen nega­ti­ve Gefüh­le, Ängs­te, Bezie­hungs­kon­flik­te, Lan­ge­wei­le oder Ein­sam­keit anzu­kämp­fen“, so Anne­gret Win­ter. Eine star­ke Unzu­frie­den­heit mit dem eige­nen Kör­per und wie­der­hol­te Diä­ten kön­nen der Stö­rung vor­aus­ge­hen.

Lang­fris­ti­ges The­ra­pie­kon­zept

Ist die Dia­gno­se gestellt und haben sich die Bin­ge-Eater zu einer The­ra­pie ent­schlos­sen, geht es zunächst dar­um, das Ess­ver­hal­ten zu nor­ma­li­sie­ren. „Als wirk­sam hat sich hier­bei die kogni­ti­ve Ver­hal­tens­the­ra­pie erwie­sen“, sagt Anne­gret Win­ter. Dabei fin­den die Betrof­fe­nen etwa mit­hil­fe eines Tage­bu­ches her­aus, in wel­chen Stim­mungs­la­gen sie unkon­trol­liert essen. Sie trai­nie­ren, sol­che Situa­tio­nen ohne Ess­at­ta­cken zu bewäl­ti­gen und sich bes­ser zu kon­trol­lie­ren. Außer­dem ler­nen sie, Hun­ger und Sät­ti­gung wahr­zu­neh­men, regel­mä­ßig zu essen, sich gesün­der zu ernäh­ren und sich mehr zu bewe­gen. Erst wenn die Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten ihr Ess­ver­hal­ten in den Griff bekom­men haben, kön­nen sie mit einer Gewichts­ab­nah­me begin­nen. „Dabei ist es wich­tig, auf kurz­fris­ti­ge Diä­ten zu ver­zich­ten, da man damit eine Ess­stö­rung eher ver­stärkt als ablegt“. Mehr Erfolg ver­spricht eine lang­fris­ti­ge Ände­rung des Lebens­stils und der Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten. Und: Bereits ein Leben ohne Ess­at­ta­cken bedeu­tet für vie­le Betrof­fe­ne eine ver­bes­ser­te Lebens­qua­li­tät.

Im Inter­net:

Bin­ge-Eating-Stö­rung: Ursa­chen, Fol­gen und The­ra­pie (www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/binge-eating-stoerung-ursachen-folgen-und-therapie/)

Bun­des­in­sti­tut für Öffent­li­che Gesund­heit: Bin­ge-Eating-Stö­rung: www.essstoerungen.bioeg.de/was-sind-essstoerungen/arten/binge-eating-stoerung/#c189

Bild­un­ter­schrift: Mit Essen las­sen sich emo­tio­na­le Pro­ble­me nicht lösen. Foto: Smar­ter­pix / HayD­mit­riy