Gelungenes Beispiel integrierter Dorfentwicklung

von | 11. November 2024 | Altmühlfranken, Gunzenhausen

Brot­back­haus Geis­lo­he ein­ge­weiht

Geis­lo­he (red). Im Haun­dor­fer Orts­teil Geis­lo­he wur­de ein Brot­back­haus von der Dorf­ge­mein­schaft geplant, errich­tet und jetzt mit einer klei­nen Fei­er auch ein­ge­weiht. Es ist beein­dru­ckend, wie sol­che gemein­schaft­lich ange­gan­ge­nen Dorf-Pro­jek­te auch in die­ser Kon­se­quenz umge­setzt und dann auch gelebt wer­den. Es blieb dem die öffent­li­che Wid­mung und den Segen der Kir­che voll­zie­hen­den Pfar­rer Knoch vor­be­hal­ten, auf den bibli­schen Bezug des Wor­tes „Brot­back­haus“ hin­zu­wei­sen. Der hebräi­sche Name „ ת לֶחֶם bêt læḥæm..“ bedeu­tet „Haus des Bro­tes“ (bêt = „Haus“ und læḥæm = „Brot“). Damit war der Bezug zu dem umfas­sen­den Ansatz des Gemein­schafts­werks des Brot­ba­ckens her­ge­stellt.

Frü­her wur­de Brot in der Regel gemein­sam in der Dorf­ge­mein­schaft geba­cken und noch heu­te ist dies in vie­len Kul­tu­ren welt­weit noch immer der Fall. Und auch bei uns in Euro­pa wird wie­der die­ses alte Kul­tur­er­be zum Leben erweckt, wie z.B. im Spes­sart und in der Rhön, in Böh­men im Erm­land, in Süd­ti­rol und in Istri­en oder in den Arden­nen und in den Kar­pa­ten. Es stellt daher ein groß­ar­ti­ges Reak­ti­vie­ren alter Tra­di­tio­nen mit gemein­schaft­li­chem Ansatz dar, wenn die­ses gemein­sa­me Brot­ba­cken wie­der ver­mehr – und auch hier in Fran­ken — in das öffent­li­che Bewusst­sein geho­ben wird.

Mit dem Ansatz der Inte­grier­ten Länd­li­chen Ent­wick­lung (ILE) wer­den genau sol­che Ansät­ze ver­folgt. Es geht dabei um inter­kom­mu­na­le Pro­jek­te, also Vor­ha­ben die zu ihrer Umset­zung meh­re­re Kom­mu­nen not­wen­dig machen oder aber Maß­nah­men, bei denen der Gemein­schafts­sinn der Dorf­be­woh­ne­rin­nen und ‑bewoh­ner vor Ort im Vor­der­grund ste­hen. Denn bei­de Stra­te­gien sind in den letz­ten Jahr­zehn­ten stark in den Hin­ter­grund getre­ten und mit den ILE-Ansät­zen sol­len sie wie­der sicht­bar wer­den und dabei ihre Gemein­sinn und Iden­ti­tät aus­lö­sen­de Wir­kung ent­fal­ten. Bei dem Pro­jekt des Brot­back­hau­ses in Geis­lo­he ging es zum einen um die gemein­sam ent­wi­ckel­te und danach umge­setz­te Idee des Baus die­ses Back­hau­ses. Um zum ande­ren wird die künf­ti­ge Nut­zung des Geis­lo­her Back­häus­le auch nur als Gemein­schafts­werk gelin­gen. Sei es bei ent­spre­chen­den Back­haus­fes­ten oder bei einer gemein­schaft­lich abge­stimm­ten indi­vi­du­el­len Nut­zung. Denn die lan­ge Anheiz­zeit und die dau­er­haft zu gewähr­leis­ten­de Back­tem­pe­ra­tur eines sol­chen Hau­ses ist nur zu gewähr­leis­ten, wenn die­se Auf­ga­be von vie­len Nut­zen­den gemein­sam geplant und danach part­ner-schaft­lich umge­setzt wird. Inso­fern gibt es kaum ein idea­le­res Pro­jekt für die Phi­lo­so­phie der Länd­li­chen Inte­grier­ten Ent­wick­lung wie ein gemein­sam betrie­be­nes Back­haus.

Ers­ter Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Bei­er­lein hob in sei­nem Gruß­wort im Rah­men der Ein­wei­hungs­fei­er auf die­se Gemein­schafts­leis­tung ab und dank­te der Dorf­ge­mein­schaft Geis­lo­he und deren Initia­tor Mar­tin Wag­ner für die­ses Enga­ge­ment. Nur dadurch war die­ses Pro­jekt mög­lich und es wird auch zukünf­tig die die Dorf­ge­mein­schaft nach­hal­tig bele­ben. Gera­de sol­che selbst initi­ier­ten Aktio­nen schwei­ßen deut­lich mehr zusam­men, als vie­le ande­re Maß­nah­men, bei denen die Moti­va­ti­on von außen her­ein­ge­tra­gen wur­de. Und es stand auch nicht eine in Aus­sicht ste­hen­de finan­zi­el­le För­de­rung im Vor­der­grund, son­dern nur der Wil­le, ein sol­ches Back­haus gemein­sam bau­en zu wol­len. Die Gemein­de hate dann auf die ergän­zen­den För­der­mög­lich­kei­ten des Regio­nal­bud­get durch die ILE-Regi­on Frän­ki­sches Seen­land-Hah­nen­kamm hin­ge­wie­sen. Und der dann tat­säch­lich gestell­te För­der­an­trag erreich­te unter allen 2024 aus­ge­wähl­ten Pro­jek­ten die höchs­te Punkt­zahl, womit unter­stri­chen wur­de, dass das Geis­lo­her Brot­back­haus ein Mus­ter­bei­spiel für die geleb­te inte­grier­te länd­li­che Ent­wick­lung dar­stellt.

Foto: Die­ter POPP