Heimischer Fisch — verantwortbare Alternative

von | 26. August 2025 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Pleinfeld, Treuchtlingen, Weißenburg

Mee­res­fisch – ein zwei­fel­haf­ter Genuss

Alt­mühl­fran­ken (red).  Zum „Tag der Fische“ am 22. August möch­te Slow Food Alt­mühl­fran­ken die Bedeu­tung der Bin­nen­fi­sche als Alter­na­ti­ve zu den über­fisch­ten Bestän­den der Mee­res-fische in das Bewusst­sein der Kon­su­men­ten heben. Fische sind nach wie vor als kalo­rien­ar­mes, pro­te­in­rei­ches und äußerst gesun­des Nah­rungs­mit­tel in gro­ßen Tei­len der Welt auch das Haupt­nah­rungs­mit­tel. Lan­ge Zeit waren Stein­butt, See­zun­ge oder Wolfs­barsch aus der Bre­ta­gne oder Lach­se per Luft­fracht impor­tiert aus Kana­da oder Chi­le hier in Deutsch­land ein Sta­tus­sym­bol für vie­le Köche. Die Nach­fra­ge nach Mee­res­fisch ver­dop­pel­te sich sogar im Ver­gleich gegen­über dem Kon­sum vor 50 Jah­ren. Denn Fisch ent­spricht den ver­än­der­ten Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten vie­ler Men­schen.

Aller­dings wird Mee­res­fisch, wenn er aus Wild­fang stammt und nicht aus Aqua­kul­tur wegen einer mas­si­ven Über­fi­schung der Mee­re immer rarer und damit auch teu­rer. Mehr als 40 % der kom­mer­zi­ell genutz­ten Fang­grün­de in den Welt­mee­ren gel­ten daher als über­fischt und 52 % als maxi­mal genutzt. Die Über­fi­schung im Mit­tel­meer und in der Ost­see liegt teil­wei­se noch dar­über. Und die Aus­wei­sung von Mee­res­schutz­ge­bie­ten – auch zur Erho­lung der Fisch­be­stän­de und als deren „Kin­der­stu­be“ – sta­gniert über­all rund um den Glo­bus bzw. wird viel zu nach­läs­sig über­wacht. Die Erwär­mung der Mee­re durch den Kli­ma­wan­del trägt über­dies dazu bei, dass die Lebens­raum-bedin­gun­gen immer schlech­ter wer­den und die Repro­duk­ti­ons­ra­te der Fische stark rück­läu­fig ist Hin­zu kommt die unver­än­dert zuneh­men­de Ver­schmut­zung der Welt­mee­re mit unzu­rei­chend geklär­ten Abwäs­sern und Plas­tik­müll im Pazi­fik und süd­li­chen Atlan­tik sowie die Belas­tung über Emis­sio­nen aus der Hoch­see-Schiff­fahrt.

Der Lachs – frü­her im Zustand intak­ter Fließ­ge­wäs­ser – ein sehr belieb­ter Fisch aus hei­mi­schen Flüs­sen, ist wegen der Ver­schmut­zung, aber noch sehr viel stär­ker wegen den Ver­bau­un­gen und Stau­stu­fen, in Deutsch­land nur noch als Mee­res­fisch ein Teil des kuli­na­ri­schen Ange­bots. Die zur Fort­pflan­zung in den Atlan­tik abwan­dern­den Lach­se sind daher heu­te als Nah­rungs­mit­tel fast nur noch aus Mee­res-Aqua­kul­tur zu bezie­hen. Der Wild­lachs aus Kana­da wur­de zum sünd­teu­ren Luxus-gut und der aus den Aqua­kul­tu­ren Nor­we­gens oder Nord­ame­ri­kas stam­men­de Zucht­lachs ist zum Teil gen­ma­ni­pu­liert und in der Regel medi­ka­men­tös behan­delt. Wäh­rend der hei­mi­sche Karp­fen nach wie als nach­hal­tigs­te Form der der Aqua­kul­tur gilt, mutier­te der Lachs lei­der zur indus­tria­li­sier­ten Mas­sen­wa­re.

Vor die­sem Hin­ter­grund des glo­ba­len Fisch­markts, soll­ten sich ver­ant­wor­tungs­be­wusst Kon­su­mie­ren­de auf unse­re hei­mi­schen Bin­nen­fi­sche aus Süß­was­ser kon­zen­trie­ren. Wäh­rend in der natio­na­len Kon­sum­nach­fra­ge aber immer noch 76 % den Pro­duk­ten aus den über­fisch­ten Mee­ren gel­ten, sum­mie­ren sich die Bin­nen­fisch­an­ge­bo­te auf gera­de ein­mal 24 %, der größ­te Teil aus Teich­kul­tu­ren. Und auch hier zeich­nen sich im Ange­bot Unter­schie­de ab. Wäh­rend Forel­le, Saib­ling und Karp­fen nach wie vor in aus­rei­chen­der Men­ge zur Ver­fü­gung ste­hen, sind Ren­ken, Zan­der, Aal, Huchen, Äsche, Bar­sche, Rot­au­gen, Nasen, Döbel, Wel­se und mit­un­ter auch wie­der Stör nur in begrenz­ten Men­gen ver­füg­bar.
Die­ser teil­wei­se ein­ge­schränk­ten Ver­füg­bar­keit ste­hen jedoch ande­re Geschmacks­er­leb­nis­se gegen-über. Kur­ze Lie­fer­we­ge und damit fang­fri­sche Qua­li­tät sowie der direk­te Aus­tausch mit Züch­tern oder Berufs­fi­schern wird nicht nur von pro­fes­sio­nel­len Köchin­nen und Köchen, son­dern zu-neh­mend auch von qua­li­täts­be­wuss­ten Ver­brau­chern geschätzt. Drei Ster­ne-Koch wie Mar­co Mül­ler aus Ber­lin setzt daher z.B. sehr stark auf den Eigen­ge­schmack der Fische, der vor allem bei Fischen aus Fließ­ge­wäs­sern oder Seen mit Boden­si­cker­quel­len zum Tra­gen kommt. Selbst der hier­zu­lan­de zu Unrecht wenig geschätz­te Weiß­fisch stellt mit sei­ner Fleisch­qua­li­tät vie­le ande­re Fisch­ar­ten in den Schat­ten. So hat Mar­co Mül­ler eine zu den Weiß­fi­schen zäh­len­de Rot­au­ge gegen den belieb­ten Mee­res­fisch Wolfs­barsch blind ver­kos­tet und fest­ge­stellt, dass die­ser aro­ma­tisch abso­lut mit­hal­ten konn­te. Beim G7-Gip­fel aus Schloss Elmau wur­de den Regie­rungs­chefs ein Menü mit baye­ri­schem Saib­ling, Forel­len und Huchen ser­viert. Der Bin­nen­fisch aus sau­be­rem Was­ser ohne Wachs­tums­ver­stär­ker und Anti-bio­ti­ka ist in der ambi­tio­nier­ten Küche ange­kom­men und muss die Kon­kur­renz des Mee­res­fisch-Ange­bots nicht mehr scheu­en. Öko­lo­gisch ist er ihm ohne­hin unein­ge­schränkt über­le­gen.

Am „Tag der Fische“ soll­te daher auch ein Gedan­ke Lebens­raum gewid­met sein. In Zei­ten des Kli­ma­wan­dels wird immer mehr ver­stan­den, dass auch unse­re Gewäs­ser für deren Tier- und Pflan­zen­welt eine „Wohl­fühl­tem­pe­ra­tur“ benö­ti­gen. Es ist daher für die Sal­mo­ni­den (Forel­len­ar­ti­ge Fisch­ar­ten) über­le­bens­not­wen­dig, nicht nur rei­ne Quell­was­ser­qua­li­tät ver­füg­bar zu haben, son­dern für alle Fisch­ar­ten sind ganz bestimm­te Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren ein begren­zen­der Fak­tor. Da kann eine Erwär­mung von nur einem Grad bereits eine Bedro­hung dar­stel­len. Wenn man weiß, dass etli­che unse­rer Seen heu­te bereits eine um rund 4 0C erhöh­te Tem­pe­ra­tur auf­wei­sen, wird die dra­ma­ti­sche Situa­ti­on vie­ler Fisch­ar­ten und vor allem von deren Nähr­tie­ren trans­pa­rent!
Unse­re Fließ­ge­wäs­ser benö­ti­gen mög­lichst durch­gän­gi­gen Baum­be­wuchs zur Beschat­tung und zur Ufer­sta­bi­li­sie­rung. Und für die ste­hen­den Gewäs­ser sind eine opti­ma­le Durch­mi­schung der Was­ser-schich­ten not­wen­dig, wozu es u.a. öko­lo­gisch funk­tio­nie­ren­de Ufer- und Unter­was­ser­pflan­zen-Berei­che braucht. Denn nur dadurch wer­den auch die Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen, dass die Selbst­rei­ni­gungs­kraft des Was­sers erhal­ten bleibt. Wel­che Pro­ble­me es damit geben kann, wird aktu­ell gera­de am Alt­mühl­see oder am Klei­nen Brom­b­ach­see – bei­des aller­dings künst­lich ange­leg­te Gewäs­ser – deut­lich.

Selbst dort am Alt­mühl­see – wie ins­ge­samt im Frän­ki­schen See­land — wäre es aber mög­lich, den vor­han­de­nen Bin­nen­fisch bes­ser in der Regi­on zu ver­mark­ten. Für die­sen Schritt ist aber die Eta­blie­rung eines Berufs­fi­schers eine not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung, um eine nach­hal­ti­ge Bewirt­schaf­tung und dau­er­haf­te Fisch­be­lie­fe­rung zu gewähr­leis­ten.

Veranstaltungshinweise zum heimischen Fisch:

Wer auf hei­mi­schen Fisch set­zen möch­te, den sei in der Regi­on das „Gast­haus zum Hir­schen“ in Muhr am See emp­foh­len, das zum „Tag des Fischs“ gezielt Fische aus Alt­mühl­fran­ken anbie­ten wird.

Beim „Frän­ki­schen Seen­Land-Fischer­fest“ am 11. Und 12.Oktober in Wald ist es seit elf Jah­ren schon Tra­di­ti­on, dass bei die­sem Fischer­fest kon­se­quent nur auf Bin­nen­fisch gesetzt wird! Ein Allein­stel­lungs­wert unter den vie­len Fisch- und Fischer­fes­ten in Bay­ern.

Foto: Pix­a­bay