Literaturcafé der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen diesmal als Nachklapp zur Buchmesse

von | 11. Dezember 2023 | Altmühlfranken, Gunzenhausen

Gun­zen­hau­sen (red). Tipps zu 18 Neu­erschei­nun­gen gab es beim Lite­ra­tur­ca­fé in der Stadt- und Schul­bü­che­rei Gun­zen­hau­sen. 14 Test­le­se­rin­nen und Test­le­ser sowie das Büche­rei­team betei­lig­ten sich und unter­hiel­ten die Run­de mit leben­di­gen Schil­de­run­gen ihrer per­sön­li­chen Lese-Erleb­nis­se.

Moni­ka Wop­pe­rer erzähl­te von ihren per­sön­li­chen Ein­drü­cken aus ihrer Bekannt­schaft mit der Autorin der „Vam­perl-Bücher“ Rena­te Welsh. Die­se war als Kin­der­buch­au­to­rin zwei Mal in Gun­zen­hau­sen auf Lese­rei­se zu Gast und Moni­ka Wop­pe­rer hat sie in ihrer Hei­mat­stadt Wien auch ein­mal besucht. Unlängst hat Rena­te Welsch (Jahr­gang 1937) einen Schlag­an­fall erlit­ten. In ihrem klei­nen Buch “Ich ohne Wor­te” schil­dert sie, wie sie sich zurück ins Leben gekämpft hat.

Nahe­ge­hend war Ulri­ke Fischers Schil­de­rung des Schick­sals von Madi­na, die in ihre vom Krieg in den Abgrund gesto­ße­ne, alte Hei­mat und die leid­ge­prüf­ten Men­schen dort zurück­reist. Der “Geruch von Ruß und Rosen” ist ein emp­feh­lens­wer­tes Buch für jun­ge Lese­rin­nen und Leser ab 14 Jah­ren.

Humor­voll-kri­tisch stell­te Johann Teiml die Fort­set­zung der Mill­en­ni­um-Rei­he “Ver­der­ben“ vor und attes­tier­te ihr einen “zusam­men­ge­bro­che­nen Span­nungs­bo­gen”. Die Autorin Karin Smirn­off hat den Wett­be­werb des Ver­lags gewon­nen und durf­te offi­zi­ell die Rei­he von Stieg Lar­sen und David Lager­crantz wei­ter­schrei­ben. Lei­der mit platt und höl­zern wir­ken­den Figu­ren. Johann Teimls Fazit: „Smirn­off führt die Rei­he ins Ver­der­ben!“ Für die Mill­en­ni­um Fans hat er aber einen Tipp: Refu­gi­um von John Ajvi­de Lind­q­vist. Des­sen Manu­skript wur­de vom Ver­lag zunächst abge­lehnt, ist aber unbe­dingt lesens­wert!

Mit viel Ver­ständ­nis für den lako­ni­schen Ruhr­pott-Witz stell­te Hart­mut Röhl das sehr kur­ze Büch­lein von Elke Hei­den­reich “Frau Dok­tor Moor­mann & ich” vor. Mel­e­na Ren­ner setz­te sich dafür ein, sich von Frie­da, der schwie­ri­gen und eigent­lich wenig lie­bens­wer­ten Alten aus dem Roman “Kon­tur eines Lebens” nicht sofort abzu­wen­den. Der nie­der­län­di­sche Autor Jaap Rob­ben erzählt, wie der Tod des Ehe­manns und der Umzug ins Alten­heim Frie­das Leben aus der Bahn zu wer­fen droht. Erschüt­tern­de Erin­ne­run­gen an die unge­woll­te Schwan­ger­schaft und den dama­li­gen Ein­schnitt in ihr Leben bre­chen sich bei der 80-Jäh­ri­gen Bahn.

Gut für Reso­nanz in einem selbst, aber kei­ne schnel­len Ant­wor­ten oder Rezep­te fürs Leben bie­tet nach dem Erle­ben von Mar­gret Thill die Mischung aus auto­bio­gra­fi­schem Erzäh­len und Essay “Trost der Schön­heit” von Gabrie­le von Arnim.

Aus dem Leben gegrif­fen ist “Eine voll­stän­di­ge Lis­te aller Din­ge, die ich ver­ges­sen habe” von Doris Knecht. Mari­on Hin­de­rer emp­fiehlt den Roman über eine allein­er­zie­hen­de Zwil­lings­mut­ter, deren Kin­der aus dem Haus sind und die nun end­lich mal ihr eige­nes Leben anpa­cken kann — oder muss.

Eine Erin­ne­rungs­rei­se an die eige­ne Mut­ter tritt die Jour­na­lis­tin Doro­thee Röh­rig in ihrer Mischung aus Fami­li­en­ge­schich­te und Zeit­ge­schich­te an: Bei Chris­ti­ne Höl­ler weck­te “Du wirst noch an mich den­ken” viel Inter­es­se: Die schwie­ri­ge Mut­ter und auch ande­re Ver­wand­te der Autorin, dar­un­ter auch Diet­rich Bon­hoef­fer wur­den Opfer der Wun­den, die der Zwei­te Welt­krieg geris­sen hat.

Zurück in die Zeit der Hexen­ver­fol­gung führt Jar­ka Kub­so­vas Roman “Marsch­lan­de”. Man lernt Abel­ke Ble­ken, eine “uner­hör­te Frau” ken­nen, die von ihrem Umfeld um ihren Land­be­sitz gebracht und als Hexe dif­fa­miert wird. Für Tina Ellin­ger ein uner­hört wich­ti­ger Roman und eben­so lesens­wert wie Kub­so­vas Debüt “Berg­land”.

Auch Caro­lin Föt­tin­ger, Nik Bau­mann, Jür­gen Huber und Babett Gut­h­mann vom Büche­rei­team stell­ten ihre Favo­ri­ten des Bücher­herbs­tes vor. Ein aus­führ­li­ches Ver­zeich­nis mit allen Titel gibt es in der Stadt- und Schul­bü­che­rei.

Foto: Babett Gut­h­mann