NABU ruft zum Mitmachen auf – Vogelvielfalt erleben bei der „Stunde der Gartenvögel“

von | 9. Mai 2024 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Treuchtlingen, Weißenburg

Stutt­gart (red).  Wer weni­ger mäht, ist glück­li­cher. Denn wo Blü­ten wach­sen dür­fen, fin­den Insek­ten mehr Nah­rung, und Vögel damit auch. Es gibt mehr Viel­falt für ein Bad in der Natur, deren Besuch nach­weis­lich hilft, gesund zu blei­ben. Auch die Nach­bar­schaft freut sich, wenn es summt und zwit­schert statt laut­stark röhrt. Weil die Bio­di­ver­si­tät bedroht ist, brau­chen wir zudem mehr Flä­chen, auf denen die Natur sich ent­fal­ten kann. War­um nicht direkt vor der Haus­tü­re, im eige­nen Gar­ten, damit star­ten.

Selbst­test machen und Natur genie­ßen

„Ein­fach weni­ger radi­kal rup­fen und nicht stän­dig mähen, dann kommt die blü­hen­de Natur von ganz allei­ne“, weiß NABU-Gar­ten­ex­per­tin Anie­la Arnold. Auf sel­ten gemäh­ten Grün­flä­chen wan­dern wei­ße Gän­se­blüm­chen, gel­ber Löwen­zahn, Gaman­der-Ehren­preis in blau­li­la oder die viel­far­bi­ge Zaun­wi­cke ein. Wild­bie­nen, Schweb­flie­gen und Schmet­ter­lin­ge tan­ken dort Nek­tar. „Machen Sie den Selbst­test und wer­den Sie Teil der aus Eng­land stam­men­den NoMow­May-Bewe­gung“, lädt Arnold zum Mit­ma­chen ein. Ein­fach Rasen und Wie­se über den Som­mer wach­sen las­sen und nur die Wege kurz­hal­ten. Wer weni­ger mäht, kann mehr Natur genie­ßen und hat weni­ger Stress. Sol­che Flä­chen sind zudem gute Spots für die nächs­ten bei­den NABU-Mit­mach­ak­tio­nen „Insek­ten­som­mer“ und „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ (Infos sie­he unten).

Weni­ger mähen zau­bert bun­te Gär­ten

Wäh­rend man­che Flä­chen in der frei­en Land­schaft wie etwa mage­re Wild­blu­men­wie­se bereits Ende Mai oder Anfang Juni erst­mals gemäht wer­den, um die Arten­viel­falt zu erhal­ten, zielt der „Mäh­freie Mai“ vor allem auf mehr Gelas­sen­heit im Gar­ten ab. Weni­ger Golf- und mehr Wild­kräu­ter­ra­sen ist das Ziel. Dafür blei­ben Rasen­mä­her, Elek­tro­sen­sen, Frei­schnei­der und Rasen­sche­ren ein­fach unge­nutzt den gan­zen Mai im Kel­ler oder Schup­pen. „Man­che schei­nen mit ihren Rasen­mä­hern Bonus­mei­len sam­meln zu wol­len, so viel sind sie damit unter­wegs. Aber für den Bonus an Natur braucht es mehr Stand- und weni­ger Lauf­zei­ten der Gerä­te“, so Anie­la Arnold. Das gel­te auch für Kom­mu­nen: „Wer­den öffent­li­che Grün­flä­chen, Böschun­gen, Weg- und Stra­ßen­rän­der weni­ger gemäht, spart das Zeit und Per­so­nal und för­dert zugleich die Arten­viel­falt – weni­ger ist mehr.“

Blü­ten locken Insek­ten an

In wil­den Gar­ten­ecken wächst die Gro­ße Brenn­nes­sel und ernährt die Rau­pen vom Klei­nen Fuchs und Tag­pfau­en­au­ge. „Alle lie­ben die­se wun­der­schö­nen Tag­fal­ter, vie­le mähen trotz­dem die Brenn­nes­seln ab. Machen Sie mit beim Mäh­frei­en Mai und las­sen Sie wil­de Ecken ste­hen“, rät Arnold. Man­che Gar­ten­be­sit­ze­rin­nen und ‑besit­zer mögen sich sor­gen, dass sie mit ihrem Rasen­mä­her nicht mehr durchs Dickicht kom­men, wenn sie nicht alle zwei Wochen mähen. Und dass der Gar­ten unge­pflegt erschei­nen könn­te. Doch auch dafür gibt es Lösun­gen: „Hal­ten Sie Lauf­we­ge und Rän­der kurz, das wirkt gleich viel auf­ge­räum­ter. Die ent­ste­hen­den Blu­men­in­seln las­sen sich mit einer Sen­se zwei bis drei Mal im Jahr kür­zen. Dabei ger­ne zeit­ver­setzt arbei­ten, dann haben Insek­ten Flucht­punk­te. Alter­na­tiv lässt sich ein viel­fäl­ti­ges Stau­den­beet anle­gen, das gut für Insek­ten und pfle­ge­leicht ist“, so NABU-Exper­tin Arnold.

Natür­li­ches Vogel­fut­ter wach­sen las­sen

„Fast alle unse­re Gar­ten­vö­gel ver­füt­tern pro­te­in­rei­che Insek­ten an ihren pie­pen­den Nach­wuchs. Wer Insek­ten schützt, hilft auch Kohl­mei­se, Gar­ten­rot­schwanz oder Klei­ber, damit ihre Jun­gen groß und satt wer­den“, ergänzt NABU-Orni­tho­lo­gin Alex­an­dra Ickes. Ein akro­ba­ti­scher Insek­ten­samm­ler ist der Klei­ber: Er klet­tert bei der Nah­rungs­su­che vom Stamm­fuß bis in die Wip­fel­zwei­ge, forscht aber auch am Boden nach Insek­ten. Sein gedrun­ge­ner Kör­per­bau mit dem kur­zen Schwanz hilft ihm, blitz­schnell auch kopf­über an Baum­stäm­men ent­lang­zu­lau­fen.

Ande­re Vögel holen sich die Samen von Wild­pflan­zen: „Vor allem unse­re Fin­ken­vö­gel pro­fi­tie­ren von sel­ten gemäh­ten Gär­ten, wo sie fei­ne Säme­rei­en an Kräu­tern, Grä­sern und Stau­den picken kön­nen“, führt NABU-Vogel­ken­ne­rin Ickes aus. Beson­ders in der Brut­zeit sind sol­che natür­li­chen Fut­ter­quel­len begehrt. Spat­zen­fa­mi­li­en nut­zen Getrei­de­sa­men, aber auch Insek­ten. Gim­pel fres­sen neben Insek­ten klei­ne Säme­rei­en wie Brenn­nes­sel­sa­men. Der Grün­fink mag halb­rei­fe und rei­fe Samen von Grä­sern und Kräu­tern, die er zum Teil auch an Nest­lin­ge ver­füt­tert. Der Dis­tel­fink ernährt sei­ne Küken weit­ge­hend mit Säme­rei­en von Löwen­zahn, Dis­teln, Kratz­dis­teln, Flo­cken­blu­men, auch Blatt­läu­se sind will­kom­men. Auch der Gir­litz nutzt klei­ne Säme­rei­en. „Wird weni­ger gemäht, belohnt die Natur uns mit kos­ten­frei­em Som­mer­vo­gel­fut­ter, das ganz natür­lich im Gar­ten wächst“, betont Ickes.

Hin­ter­grund:

Mit­ma­chen bei der „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“

Vom 9. bis 12. Mai ruft der NABU gemein­sam mit dem Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz (LBV) und der NAJU zur bun­des­wei­ten Mit­mach­ak­ti­on „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ auf. Eine Stun­de lang wer­den die Vögel gezählt, auch in den Städ­ten und Dör­fern Baden-Würt­tem­bergs. Die Vogel­zäh­lung ist ein Grad­mes­ser für den Zustand der Gär­ten. Wo Kräu­ter­wie­sen sprie­ßen und Gebü­sche als Ver­ste­cke vor­han­den sind, geht es den Vögeln bes­ser. Auf Schot­ter, Kies und an Stein­ste­len gibt es weder Nah­rung noch Brut­plät­ze. Wei­te­re Infos: www.NABU-BW.de/sdg

Citi­zen Sci­ence-Akti­on: NABU-Insek­ten­som­mer

Insek­ten beob­ach­ten, an einer bun­des­wei­ten Akti­on teil­neh­men und dabei noch die Natur vor der eige­nen Haus­tür bes­ser ken­nen­ler­nen – all das ver­eint der NABU-Insek­ten­som­mer. Vom 31. Mai bis 9. Juni und vom 2. bis 11. August 2024 ruft der NABU auch in Baden-Würt­tem­berg dazu auf, eine Stun­de lang das Sum­men und Brum­men in der Umge­bung zu erkun­den. Der Insek­ten­som­mer ist eine Gemein­schafts­ak­ti­on von NABU und LBV und ihres Part­ners naturgucker.de.

 Wei­te­re Infos:

Zur Akti­on: www.stundedergartenvoegel.de

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Bild­un­ter­schrift: Amsel­jun­ge im Nest; Foto: NABU