Personalnot in Heimen: Chance für Quereinsteiger

von | 15. Juni 2025 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Pleinfeld, Treuchtlingen, Weißenburg

Berufs­ein­blick bei „Pfle­ge live“

(red). Der gro­ße Per­so­nal­man­gel in der Pfle­ge betrifft alle. In den kom­men­den fünf bis zehn Jah­ren wer­de sich die Lage noch dras­tisch ver­schär­fen, sagt Ste­fan Kett­ler, Lei­ter des Burk­hard-von-Secken­dorff-Heims in Gun­zen­hau­sen. Des­halb hat die Agen­tur für Arbeit Ans­bach-Wei­ßen­burg eine Rei­he von Bewer­ber­ta­gen ange­bo­ten. Bei „Pfle­ge live“ konn­ten zahl­rei­che Inter­es­sier­te sich in Gun­zen­hau­sen einen Ein­druck vom Heim-All­tag ver­schaf­fen.

Die Idee dahin­ter ist, Men­schen für eine Aus­bil­dung oder auch als Quer­ein­stei­ger in Pfle­ge­be­ru­fen zu begeis­tern. „Dabei ste­hen weder ein Migra­ti­ons­hin­ter­grund noch ein erfah­re­nes Lebens­al­ter im Weg“, sagt Hed­wig Hoch­rei­ter von der Agen­tur für Arbeit. Ins­ge­samt besuch­ten rund 40 Men­schen in den ver­gan­ge­nen Wochen vier regio­na­le Pfle­ge­hei­me. Neben Gun­zen­hau­sen auch in Wei­ßen­burg, Treucht­lin­gen und Ellin­gen.

Per­so­nal­man­gel: Heim muss Zim­mer trotz Nach­fra­ge leer las­sen

Die Teil­neh­men­den in Gun­zen­hau­sen beka­men unter ande­rem die Wäsche­rei, die Azu­bi-Küche sowie eine Sta­ti­on des Heims zu Gesicht. Von denen gibt es ins­ge­samt fünf – mit 150 Bet­ten. Mehr wären ver­füg­bar, sagt Kett­ler. Eine Sta­ti­on mit gefrag­ten Ein­bett­zim­mern kön­ne der­zeit nicht belegt wer­den. Der Grund: feh­len­des Fach­per­so­nal. Im Heim gibt es viel­fäl­ti­ge Ein­satz­mög­lich­kei­ten, neben der kör­per­li­chen Pfle­ge auch als Betreu­ungs­kraft oder in der Haus­wirt­schaft. Für Letz­te­re gibt es eine eige­ne Aus­bil­dung.

Aus­bil­dung in der Pfle­ge: Sprach­bar­rie­re kei­ne Hürde

„Wer sich für einen Beruf in der Pfle­ge ent­schei­det, wird garan­tiert nie­mals arbeits­los“, sagt Hed­wig Hoch­rei­ter von der Agen­tur für Arbeit. Damit sich mehr Men­schen dafür ent­schei­den, stellt das Haus eini­ges auf die Bei­ne. So gibt es laut Kett­ler eine eige­ne Mit­ar­bei­te­rin, die nur für Aus­zu­bil­den­de zustän­dig ist: Sie ver­an­stal­tet unter ande­rem Sprach­kur­se für Pfle­ge­schü­ler mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund und schult im Umgang mit Senio­ren und ihren spe­zi­el­len Bedürf­nis­sen. Inter­es­sier­te kön­nen sich auch im Rah­men eines Prak­ti­kums ein Bild ver­schaf­fen.

Für die eigent­li­che Aus­bil­dung zur Pflegefachfrau/zum Pfle­ge­fach­mann gibt es Ver­trä­ge mit Pfle­ge­schu­len in Wei­ßen­burg und Ans­bach. Die fin­det etwa zur Hälf­te in Theo­rie und Pra­xis statt – bei 1.500 Euro Aus­bil­dungs­ge­halt. Das letz­te Jahr von drei­en ver­brin­gen Aus­zu­bil­den­de dann kom­plett in der Pra­xis an ihrem eigent­li­chen Ein­satz­ort. Vor­her durch­lau­fen sie aber zahl­rei­che ande­re Sta­tio­nen, unter ande­rem in der Kin­der­pfle­ge, der Psych­ia­trie und Ein­rich­tun­gen für Men­schen mit Behin­de­rung.

Pfle­ge­aus­bil­dung EU-weit aner­kannt
Die Pfle­ge­aus­bil­dung ist eine all­ge­mei­ne, sagt Kett­ler – und EU-weit aner­kannt. Arbeit ist damit auch in einem Kli­ni­kum oder in ande­ren Pfleg­ein­rich­tun­gen mög­lich. Es sei für ihn weni­ger ent­schei­dend, ob die Aus­zu­bil­den­den lang­fris­tig in sei­nem Heim blei­ben. Wich­ti­ger ist es dem­nach, dass alle Pfle­ge­stel­len selbst aus­bil­den, um ins­ge­samt genug Per­so­nal zu gewin­nen.

Kli­schee stimmt nicht: Pfle­ge­be­ru­fe loh­nen sich finan­zi­ell

Inter­es­sier­te für die Pfle­ge­fach­aus­bil­dung müs­sen die mitt­le­re Rei­fe mit­brin­gen – oder einen Haupt­schul­ab­schluss plus eine abge­schlos­se­ne Berufs­aus­bil­dung. Die kön­nen sie aber auch in der Pfle­ge machen. Nach einer ein­jäh­ri­gen Aus­bil­dung zum Pflegefachhelfer/zur Pfle­ge­fach­hel­fe­rin ver­die­nen Absol­ven­ten bereits etwa 2.700 Euro brut­to. Die­sen Ver­dienst behal­ten sie als Aus­bil­dungs­ge­halt auch, wenn sie im Anschluss noch die „gro­ße“ Aus­bil­dung als Pfle­ge­fach­kraft machen – dank För­de­rung durch die Agen­tur für Arbeit. Kett­ler sagt, haben Absol­ven­ten die­se Aus­bil­dung dann in der Tasche, ist mit Berufs­er­fah­rung lang­fris­tig ein Jah­res­ge­halt von über 60.000 Euro rea­lis­tisch. Dass Pfle­ge schlecht bezahlt sei, stim­me nicht mehr.

Direk­ter Ein­stieg auch für Anfän­ger

Auch (älte­re) Unge­lern­te haben gute Chan­cen, in der Pfle­ge direkt ein­zu­stei­gen. Eini­ge davon gehö­ren in Gun­zen­hau­sen schon zum Team. Das ist laut Heim­lei­ter Kett­ler sehr inter­na­tio­nal – und die Stim­mung sei gut. Unter ande­rem zwei Mit­ar­bei­ter kom­men aus dem Koso­vo und zwei indi­sche Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst­leis­ten­de gehen in Gun­zen­hau­sen aktu­ell naht­los in die Aus­bil­dung über.

Freie Stel­len für Pfle­ge­aus­bil­dung ab Spät­som­mer

Die Aus­bil­dung beginnt – auch für ande­re Inter­es­sier­te – in zwei Mona­ten von neu­em. An vie­len Hei­men sind noch Aus­bil­dungs­stel­len frei. Hed­wig Hoch­rei­ter, die Beauf­trag­te für Chan­cen­gleich­heit von der Agen­tur für Arbeit, steht bei allen Fra­gen zur Sei­te. Inter­es­sier­te für eine Aus­bil­dung oder einen Quer­ein­stieg kön­nen sich per E‑Mail oder tele­fo­nisch direkt bei ihr mel­den:

Ansbach-Weissenburg.BCA@arbeitsagentur.de, Tel: +49 (9141) 871 207

Info­kas­ten:

So kom­me ich zur Ausbildung/zum Job:

  • Inter­es­sier­te müs­sen sich direkt bei einem Heim bewer­ben
    (Gilt für Pfle­ge, Haus­wirt­schaft und Betreu­ung)

  • Hed­wig Hoch­rei­ter von der Agen­tur für Arbeit steht unver­bind­lich mit Rat in allen Fra­gen zur Ver­fü­gung:
    Ansbach-Weissenburg.BCA@arbeitsagentur.de
    Tel: +49 (9141) 871 207

  • Die kann auch prü­fen, ob eine För­de­rung der Agen­tur für Arbeit mög­lich ist

  • Das bedeu­tet, dass Neu­be­wer­ber mit Aus­bil­dungs­be­ginn direkt mit vol­lem Hel­fer­ge­halt ein­stei­gen kön­nen

Bild­un­ter­schrift: Heim­lei­ter Ste­fan Kett­ler erläu­tert eine Hebe­vor­rich­tung, die Pfle­ge­per­so­nal ent­las­tet. Foto: Lukas Schliepkorte/Agentur für Arbeit