Gunzenhausen (red). Das hässliche Entlein wird nach und nach zum schönen Schwan! Wir sprechen hier natürlich vom Gunzenhäuser Bahnhofsgelände, denn die Umbau- und Revitalisierungsarbeiten dort laufen auf Hochtouren. Am Einfallstor zum Fränkischen Seenland wird jedoch nicht nur ein modernes Mobilitätszentrum entstehen, die Deutsche Bahn baut zusätzlich Gleise, Steige und vieles mehr barrierefrei um. Nun hoffen wir allesamt, dass die Arbeiten vor Ort reibungslos und verzögerungsfrei verlaufen. 100% sicher ist das allerdings nicht. Denn letztlich kann im Moment noch nicht ausgeschlossen werden, dass im Boden die ein oder andere unliebsame Überraschung wartet. Denn: Der Gunzenhäuser Bahnhof wurde Ende des Zweiten Weltkriegs massiv bombardiert. Es könnte daher die ein oder andere explosive Hinterlassenschaft im Erdreich schlummern. Aus diesem Grund möchten wir Sie nochmals informieren und Ihnen die wichtige Frage beantworten: „Was passiert, wenn bei den Bauarbeiten am Bahnhof eine Fliegerbombe oder ein anderes Kampfmittel gefunden wird?“
Leider sind die Kampfmittel nach all den Jahren immer noch gefährlich. Wird was gefunden, so kann das Sprengmittel nicht einfach abtransportiert und an anderer Stelle entschärft oder gesprengt werden. Korrosion, die Witterung oder Deformationen können beispielsweise einer Fliegerbombe massiv zugesetzt haben. Ein Sprengstoffexperte wird bei einem Fund daher die Lage einschätzen und daraus werden die weiteren Maßnahmen abgeleitet. Die Verwaltung als zuständige kommunale Sicherheitsbehörde, Polizei, Bahn, Hilfsorganisationen und viele weitere Stellen haben sich in den letzten Monaten auf die verschiedensten Situationen eingestellt. Sollte eine Entschärfung nötig sein, so greifen gut vorbereitete Einsatz- und Organisationspläne.
Häufig muss bei einem Kampfmittelfund zeitnah geräumt und evakuiert werden, der notwendige Radius hierfür rund um die Fundstelle beträgt grundsätzlich mindestens 100 Meter. Je nach Art und Größe der Bombe kann der Schutzbereich für die Entschärfungsmaßnahme variieren und am Ende sogar bis zu einem Kilometer betragen. Das hat natürlich kurzzeitig erhebliche Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben in der Stadt, zudem müssen Verkehrsteilnehmer und Reisende mit Einschränkungen rechnen. Allerdings geht die Sicherheit unbedingt vor, die Behörden und Einsatzkräfte werden für die Einhaltung der Sperrzone sorgen. Der für die Entschärfung erforderliche Zeitpunkt wird ebenfalls nach Einschätzung der Kampfmittelexperten festgelegt und an die Bevölkerung via Lautsprecherfahrzeuge, Internet (z.B. www.gunzenhausen.de), Social-Media (z.B. Instagram- oder Facebook-Account der Stadt Gunzenhausen) oder Warn-Apps (z.B. Katwarn) usw. kommuniziert.
Aus Sicherheitsgründen werden Straßen, Wege und Plätze im Evakuierungsumkreis abgesperrt. Die Evakuierungsanordnung ist verpflichtend und wird durch die Einsatzkräfte vollzogen. Wir wissen, dass Sie im Falle eines Kampfmittelfunds viele Fragen haben, sich vielleicht auch eine gewisse Unsicherheit einstellt. Bleiben Sie dann bitte ruhig, es sind erfahrene Spezialisten am Werk, die genau wissen, was sie tun und wie sie die Lage einzuschätzen haben. Auf die meisten Ihrer dann auftauchenden Fragen wird bereits online eine Antwort zu finden sein, denn im Zuge der Evakuierung werden wir unter www.gunzenhausen.de u.a. eine eigene Informations- und FAQ-Seite einrichten. Für Fragen darüber hinaus wird die Verwaltung unter der Telefonnummer 09831/508 136 ein Bürgertelefon einrichten. Bitte nutzen Sie dies jedoch nur bei dringenden Anliegen.
Allen Bürgerinnen und Bürgern empfehlen wir, sich mit der Situation einer möglichen Evakuierung zu beschäftigen. Beantworten Sie für sich und Ihre Familie individuell wichtige Fragen, z.B. „wo Sie unterkommen und warten können“, ob „Medikamente eingepackt werden müssen“ oder „ob Sie während der Evakuierung auf fremde Hilfe angewiesen sind“.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) steht Ihnen als Nachleseplattform mit umfangreichem Material zur Verfügung. Gerade zum Thema „Notgepäck“ gibt es wertvolle Tipps, darunter Checklisten und Erklärvideos. Unter www.bbk.bund.de erhalten Sie im Bereich „Warnung und Vorsorge“ weitere Informationen. Bei der Stadt Gunzenhausen erhalten Sie einen Ratgeber für Notfallvorsorge in gedruckter Form in den Zimmern 16 und 18 im Rathaus.
Sollten Sie im Falle einer Evakuierung nicht bei Ihrer Familie, bei Freunden oder bei Bekannten unterkommen können, so steht Ihnen in der Grundschule Süd (Turnhalle) eine kostenlose Notunterkunft zur Verfügung. Dort können Sie sich aufhalten und bis zur Entwarnung warten. Falls der Platz in der Grundschule Süd nicht ausreicht, wird die Stadtverwaltung in der Realschule Hensoltshöhe kurzfristig eine weitere Notunterkunft einrichten. Achtung: Falls Sie keine Möglichkeit haben, um aus dem Evakuierungsgebiet zur Notunterkunft zu gelangen, dann können Sie sich unter www.gunzenhausen.de über einen Bustransfer dorthin informieren.
„Wir bereiten uns auf einen Fall x vor, der hoffentlich nie eintritt“, erklärt Erster Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. „Doch Vorsicht ist besser als Nachsicht. Sollte tatsächlich am Bahnhof ein Kampfmittel gefunden werden, dann bleiben Sie bitte ruhig und befolgen Sie die Instruktionen der Einsatzkräfte. Die Damen und Herren sind vorbereitet, gut ausgebildet und haben alles im Griff.“
Bei Fragen oder Unklarheiten können Sie sich gerne an das Sachgebiet I/2 – Digitalisierung, Mobilität, Wahlen und Bevölkerungsschutz per E‑Mail an bevoelkerungsschutz@gunzenhausen.de oder telefonisch unter der 09831/508 392 oder ‑123 sowie persönlich im Rathaus, 1. OG, Zimmer 16 wenden.
Foto: Brigitte Dorr