Wohnen im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen

von | 17. September 2025 | Allgemein, Altmühlfranken, Gunzenhausen, Pleinfeld, Treuchtlingen, Weißenburg

Ein Pro­zent mehr Ener­gie­ver­brauch als im Bun­des­durch­schnittEner­gie­spar-Sanie­rung von Woh­nun­gen im Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen wür­de 197 Mio. Euro pro Jahr kos­ten

25.300 Woh­nun­gen älter als 45 Jah­re | Bau­stoff-Fach­han­del for­dert „Sanie­rungs-Tur­bo“ vom Bund

Vie­le Häu­ser im Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen brau­chen bald vie­le Hand­wer­ker: Die Wohn­ge­bäu­de sind enorm in die Jah­re gekom­men. Von den ins­ge­samt rund 45.000 Woh­nun­gen im Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen sind 56 Pro­zent schon 45 Jah­re oder älter: Rund 25.300 Woh­nun­gen in Alt­bau­ten sind damit mehr oder weni­ger „reif für eine Sanie­rung“. Das geht aus der aktu­el­len Ana­ly­se zum regio­na­len Woh­nungs­be­stand her­vor, die das Pest­el-Insti­tut gemacht hat.

Ein wich­ti­ger Punkt bei dem „Gebäu­de-Check“: der Ener­gie­ver­brauch. „Je mehr Geld Bewoh­ner fürs Hei­zen und für war­mes Was­ser aus­ge­ben müs­sen, des­to höher ist der Druck, das Haus ener­ge­tisch zu sanie­ren“, sagt Mat­thi­as Gün­ther vom Pest­el-Insti­tut. Im Fokus der Unter­su­chung steht des­halb auch die durch­schnitt­lich ver­brauch­te Ener­gie pro Qua­drat­me­ter Wohn­flä­che im Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen.

„Dabei her­aus­ge­kom­men ist, dass die Wohn­ge­bäu­de im Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen beim Ener­gie­ver­brauch 1 Pro­zent pro Qua­drat­me­ter über dem bun­des­wei­ten Durch­schnitt lie­gen“, so Mat­thi­as Gün­ther. Dazu habe das Pest­el-Insti­tut in sei­ner Daten­ana­ly­se die Struk­tur der Wohn­ge­bäu­de im Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen mit dem Bun­des­durch­schnitt ver­gli­chen. Wich­tig sei dabei ins­be­son­de­re die Alters­struk­tur der Wohn­ge­bäu­de. Eben­so der Gebäu­de­typ – also die Anzahl der Ein- und Zwei­fa­mi­li­en­häu­ser sowie der Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser.

Der Ener­gie­ver­brauch fürs Woh­nen ist nach Anga­ben des Pest­el-Insti­tuts der ent­schei­den­de Richt­wert für die Ener­gie­spar-Sanie­run­gen, die in den kom­men­den Jah­ren noch auf den Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen zukom­men: „Immer­hin sei es das Ziel, den gesam­ten Gebäu­de­be­stand in Deutsch­land bis 2045 kli­ma­neu­tral zu machen. Wenn der Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen bis dahin kli­ma­neu­tral woh­nen soll, dann ist es not­wen­dig, bei den Sanie­run­gen in den ‚Tur­bo-Gang‘ zu schal­ten“, so Mat­thi­as Gün­ther vom Pest­el-Insti­tut, das die Regio­nal-Unter­su­chung zur Sanie­rung von Wohn­ge­bäu­den im Auf­trag des Bun­des­ver­ban­des Deut­scher Bau­stoff-Fach­han­del (BDB) gemacht hat.

Für die Haus­ei­gen­tü­mer bedeu­te dies, in die Tasche grei­fen zu müs­sen: „Pro Jahr soll­te sich der Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen auf rund 197 Mil­lio­nen Euro Sanie­rungs­kos­ten ein­stel­len – allein fürs Ener­gie­spa­ren. Und das zwan­zig Jah­re lang“, erklärt Mat­thi­as Gün­ther. Basis der Berech­nun­gen ist eine bun­des­wei­te Stu­die des lan­des­ei­ge­nen Bau­for­schungs­in­sti­tuts „ARGE für zeit­ge­mä­ßes Woh­nen“ in Schles­wig-Hol­stein.

Der Bun­des­ver­band Deut­scher Bau­stoff-Fach­han­del spricht von einem „Mam­mut-Pro­jekt für den Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen“. Des­sen Prä­si­den­tin Katha­ri­na Metz­ger for­dert des­halb jetzt „finan­zi­el­len Rücken­wind“ für die Eigen­tü­mer: „Ent­schei­dend ist, dass mehr und mehr – gera­de pri­va­te – Haus­ei­gen­tü­mer mit­zie­hen. Vor allem, dass sie sich Sanie­run­gen über­haupt erlau­ben kön­nen. Das klappt nur, wenn die Poli­tik mehr Anrei­ze schafft: Es ist höchs­te Zeit, Ener­gie­spar-Sanie­run­gen deut­lich bes­ser zu för­dern als bis­lang.“ Auf kei­nen Fall dür­fe Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­rin Kathe­ri­na Rei­che (CDU) mit ihren Plä­nen durch­kom­men, För­der­pro­gram­me für die Sanie­rung zusam­men­zu­strei­chen – und das um mehr als 3 Mil­li­ar­den Euro.

An die Adres­se der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten aus dem Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen und der Regi­on appel­liert der Bau­stoff-Fach­han­del, sich in Ber­lin für einen „Push bei der Gebäu­de­sa­nie­rung“ stark zu machen: „Alt­bau-Sanie­run­gen wür­den hel­fen, Jobs auf dem Bau im Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen zu sichern. Denn die Woh­nungs­bau­kri­se wird von Tag zu Tag schlim­mer“, so BDB-Prä­si­den­tin Katha­ri­na Metz­ger.

Der Woh­nungs­bau sei wie gelähmt: Zwar habe Bun­des­bau­mi­nis­te­rin Vere­na Hubertz (SPD) ver­spro­chen, dass „die Bag­ger auch wie­der rol­len“. „Doch auf den ver­spro­che­nen Neu­bau-Tur­bo war­ten der Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen und Bay­ern immer noch. Die Woh­nungs­bau­kri­se geht wei­ter. Dem Bau rut­schen die Kapa­zi­tä­ten weg: Bau­ar­bei­ter ver­lie­ren ihre Arbeit. Betrie­be machen dicht. Die­se Bau-Spi­ra­le nach unten muss vor allem der Bund jetzt drin­gend stop­pen: Er muss die Kon­junk­tur-Not­brem­se für den Bau zie­hen“, for­dert Katha­ri­na Metz­ger. Gera­de das Ankur­beln von Sanie­run­gen und Moder­ni­sie­run­gen gebe dem Bau einen wich­ti­gen Schub, den die­ser drin­gend brau­che.

Im Fokus muss dabei das Ener­gie­spa­ren ste­hen, so das Pest­el-Insti­tut. „Um Heiz­kos­ten zu sen­ken, sind die Dach­däm­mung, neue Iso­lier­fens­ter und Wär­me­pum­pen das A und O. Dabei ist es bei einem alten Dach nicht so ent­schei­dend, ob drei Zen­ti­me­ter mehr oder weni­ger an Däm­mung zwi­schen die Spar­ren pas­sen. Haupt­sa­che, ab der obers­ten Geschoss­de­cke pas­siert über­haupt etwas“, sagt Insti­tuts­lei­ter Gün­ther.

Wenn sich Eigen­tü­mer ent­schlie­ßen, Hand­wer­ker ins Haus zu holen, dann bie­te es sich an, mög­lichst umfas­send zu sanie­ren: „Wenn Dach und Fas­sa­de gemacht wer­den müs­sen, dann ist es natür­lich güns­ti­ger, das Gerüst nur ein­mal auf­bau­en zu müs­sen“, rät Katha­ri­na Metz­ger vom Bun­des­ver­band des Bau­stoff-Fach­han­dels.

Es sei oft effek­ti­ver und unterm Strich in der Regel auch güns­ti­ger, mög­lichst viel in einem Rutsch zu machen: „Also lie­ber im Rund­um­schlag sanie­ren als Stück für Stück über Jah­re ver­teilt. Das ist natür­lich immer auch eine Fra­ge des Porte­mon­naies“, so Katha­ri­na Metz­ger. Es loh­ne sich aber, mit Hand­werks­be­trie­ben dar­über zu spre­chen und ein Sanie­rungs­kon­zept zu machen. Und wenn doch in Schrit­ten saniert wer­de, dann in der rich­ti­gen Rei­hen­fol­ge: „Erst die Häu­ser ener­ge­tisch fit machen – also däm­men. Dann die Wär­me­pum­pe“, so Metz­ger.

Neben der ener­ge­ti­schen Sanie­rung bie­te sich vor allem auch der alters­ge­rech­te Umbau an, um Senio­ren­woh­nun­gen zu schaf­fen. „Wer ein eige­nes Haus oder eine Eigen­tums­woh­nung hat, soll­te recht­zei­tig dafür sor­gen, dass er in den eige­nen vier Wän­den auch alt wer­den kann“, rät Katha­ri­na Metz­ger.

Bild­un­ter­schrift: War­ten drin­gend aufs Werk­zeug – und auf Hand­wer­ker natür­lich: Rund 25.300 Woh­nun­gen im Kreis
Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen sind älter als 45 Jah­re. Die meis­ten haben Sanie­rungs­be­darf. „Oft muss eine Men­ge gemacht wer­den: Ener­ge­tisch, alters­ge­recht und auch, um die Bau­sub­stanz über­haupt zu erhal­ten“, sagt Mat­thi­as Gün­ther vom Pest­el-Insti­tut.
Foto: Nils Hil­le­brand