15 Euro Mindestlohn: 9.100 Menschen würden profitieren

von | 25. Mai 2025 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Pleinfeld, Treuchtlingen, Weißenburg

Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen hät­te 6,1 Mio. Euro mehr Kauf­kraft pro Jahr

(red). Gewerk­schaft sieht beim Lohn „Luft nach oben“: Im Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen arbei­ten heu­te rund 2.800 Men­schen zum Min­dest­lohn. Sie ver­die­nen 12,82 Euro pro Stun­de. Das geht aus dem Min­dest­lohn-Moni­tor her­vor, den das Pest­el-Insti­tut als regio­na­le Lohn­da­ten-Ana­ly­se für die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) gemacht hat.

Die NGG Nürn­berg-Fürth ist unzu­frie­den mit dem Min­dest­lohn. Die Gewerk­schaft will, dass „sich beim Nied­rigst­lohn etwas bewegt“ – nach oben: „Stei­gen­de Mie­ten, höhe­re Prei­se im Super­markt, stei­gen­de Ein­tritts­prei­se und Gebüh­ren. Dazu der Tank vom Auto als Euro-Fres­ser. Und auch die Bahn, die stän­dig an den Ticket­prei­sen schraubt: Die dün­nen Porte­mon­naies müs­sen drin­gend dicker wer­den. Der Min­dest­lohn muss deut­lich nach oben gehen“, for­dert Regi­na Schle­ser.

Die Geschäfts­füh­re­rin der NGG Nürn­berg-Fürth setzt dabei auf die Min­dest­lohn­kom­mis­si­on: „Sie muss die unters­te Lohn­kan­te jetzt unbe­dingt deut­lich anhe­ben. Wich­tig ist, dass das nicht in Tip­pel­schrit­ten pas­siert, son­dern schnell in Rich­tung 15 Euro anstei­gen wird. Wer Voll­zeit arbei­tet und den gesetz­li­chen Min­dest­lohn ver­dient, hät­te dann am Monats­en­de rund 375 Euro brut­to mehr“, rech­net Regi­na Schle­ser vor.

Von einem 15-Euro-Min­dest­lohn wür­den nach Berech­nun­gen des Pest­el-Insti­tuts rund 9.100 Men­schen im Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen pro­fi­tie­ren. „So vie­le arbei­ten heu­te näm­lich für weni­ger als 15 Euro pro Stun­de“, sagt NGG-Geschäfts­füh­re­rin Schle­ser. Gera­de Mini-Job­ber bekä­men oft nur einen Nied­rig­lohn für ihre Arbeit.

Eine Anhe­bung des Min­dest­lohns um 2,18 Euro auf 15 Euro pro Stun­de wür­de vor allem der Kauf­kraft im Kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen einen „enor­men Push“ brin­gen: Rund 6,1 Mil­lio­nen Euro hät­ten die Min­dest­lohn-Beschäf­tig­ten im Land­kreis Wei­ßen­burg-Gun­zen­hau­sen dann pro Jahr mehr in der Tasche. Das hat das Pest­el-Insti­tut berech­net.

„Das macht also auch volks­wirt­schaft­lich rich­tig viel Sinn, denn wir reden immer noch vom Nied­rig­lohn­be­reich und hier geht jeder Cent nahe­zu eins zu eins in den Kon­sum. Wer näm­lich wie vie­le Beschäf­tig­te zum Bei­spiel in der Sys­tem­gas­tro­no­mie am unters­ten Lohn-Limit ver­dient, der braucht das Geld für alles, was nötig ist – von der neu­en Wasch­ma­schi­ne bis zum aus­ge­wo­ge­nen Essen. Wer nur den Min­dest­lohn ver­dient, der hat sowie­so kei­ne Chan­ce, Geld auf die hohe Kan­te zu legen“, sagt Regi­na Schle­ser von der NGG Nürn­berg-Fürth.

Es sei des­halb auch „rich­tig und wich­tig“, dass die schwarz-rote Koali­ti­on in Ber­lin einen Min­dest-Stun­den­lohn von 15 Euro als Ziel­mar­ke gesetzt habe. Jetzt kom­me es auf die Min­dest­lohn­kom­mis­si­on an. Ihr gehö­ren Arbeit­ge­ber und Gewerk­schaf­ten an. „Die Kom­mis­si­on muss schon bei ihrer nächs­ten Sit­zung Ende Juni den ers­ten ent­schei­den­den ‚Lohn-Pflock‘ Rich­tung 15 Euro set­zen“, so Schle­ser.

Wich­ti­ge Kri­te­ri­en für eine Anhe­bung des Min­dest­lohns sei­en nicht nur die gene­rel­le Tarif­ent­wick­lung, son­dern auch die Kauf­kraft des gesetz­li­chen Min­dest­lohns. Hier sol­le die 60-Pro­zent-Mar­ke vom mitt­le­ren Brut­to­lohn erreicht wer­den. Ein Ein­schrei­ten des Gesetz­ge­bers wäre laut Schle­ser dem­nach der­zeit gar nicht erfor­der­lich, denn: „Die Kom­mis­si­on hat für die sinn­vol­le Erhö­hung auf 15 Euro ja alle not­wen­di­gen Kri­te­ri­en zur Hand.“

Die Geschäfts­füh­re­rin der NGG Nürn­berg-Fürth sagt auch, war­um sie aufs Tem­po drückt: „Wer am unte­ren Lohn-Limit arbei­tet, hat mehr Respekt ver­dient. Mehr Respekt bedeu­tet dabei vor allem aber auch mehr Lohn. Es ist trau­rig genug, dass vie­le Men­schen auf Bür­ger­geld ange­wie­sen sind. Aber es ist bit­ter, dass die, die heu­te zum Min­dest­lohn arbei­ten, nur ein ‚Bür­ger­geld plus‘ im Job ver­die­nen“, so Regi­na Schle­ser. Wirk­lich fair bezahlt wer­de ohne­hin nur, wer den Tarif­lohn sei­ner Bran­che bekom­me.

Bild­un­ter­schrift: An jedem Job klebt ein Preis: Min­des­tens 15 Euro pro Stun­de muss Arbeit wert sein, for­dert die Gewerk­schaft NGG Nürn­berg-Fürth. Heu­te liegt der Min­dest­lohn bei 12,82 Euro. „Der muss schnell nach oben klet­tern“, so die Gewerk­schaft. Foto: NGG | Flo­ri­an Göri­cke