Fleischgenuss und Tierwohl verbinden — Weiderinder – eine Chance für Landwirte und Metzger der Region

von | 14. Februar 2024 | Altmühlfranken, Gunzenhausen, Treuchtlingen, Weißenburg

Eich­stätt (red).  Das vom Natur­park initi­ier­te und vor einem knap­pen Jahr gestar­te­te Pro­jekt „Alt­mühl­ta­ler Wei­de­rind“ bie­tet mit der neu­en Pre­mi­um­mar­ke für Fleisch aus stress­frei­er Schlach­tung und aus­schließ­li­cher Wei­de- und Grün­fut­ter­grund­la­ge ein Maxi­mum an Tier­wohl einer­seits, aber auch Genuss­qua­li­tät für die Kon­su­mie­ren­den ande­rer­seits, stell­te Land­rat Manu­el West­phal als Vor­sit­zen­der des Natur­park Alt­mühl­tal bei einer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung in Eich­stätt für inter­es­sier­te Land­wir­te und Metz­ger aus dem gesam­ten Natur­park­be­reich fest.

Mit der seit 2021 EU-weit mög­li­chen Wei­de­schlach­tung inmit­ten ihres gewohn­ten Lebens­raums und ihres Her­den­ver­bunds auf der Wei­de geschlach­tet, wird den Tie­ren der mit hohem Stress ver­bun­de­ne Lebend­tier­trans­port kon­se­quent erspart. Allei­ne die­se Art der Schlach­tung bringt eine höhe­re Fleisch­qua­li­tät, weil die Tie­re vor dem Schlach­ten nicht unter Hoch­span­nung ste­hen. Und Johan­nes Bör­lein, Land­wirt aus Stop­fen­heim und Vor­sit­zen­der der „Alt­mühl­ta­ler Wei­de­fleisch-Ver­mark­tungs­ge­sell­schaft“ – die Mar­ken­neh­me­rin der vom Natur­park geschütz­ten Mar­ke — sieht dar­in auch eine Win-Win-Situa­ti­on für alle. Denn die Gesell­schaft will mehr­heit­lich den Aspekt des Tier­wohls beim Fleisch­ge­nuss gewähr­leis­tet sehen, um wei­ter­hin Fleisch kon­su­mie­ren zu kön­nen. Und für die bäu­er­li­chen Tier­hal­ter, stellt das Schlach­ten inmit­ten ihres natür­li­chen Her­den­ver­bunds eine gro­ße Erleich­te­rung dar, weil sie ihren Tie­ren die­se enor­me Stress­be­las­tung erspa­ren kön­nen.

Chris­tof Würf­lein, Geschäfts­füh­rer des Natur­parks Alt­mühl­tal sieht in der Wei­de­schlach­tung aber auch einen wert­vol­len Bau­stein, um bäu­er­li­che Tier­hal­tung, Wei­de­nut­zung und dau­er-haf­te Siche­rung einer öko­lo­gisch bedeut­sa­men Kul­tur­land­schaft zu ver­knüp­fen. Er erin­nert auch dar­an, dass das als Wei­de genutz­te Grün­land deut­lich mehr Koh­len­stoff als alle ande­ren Land­nut­zungs­sys­te­me spei­chert. Und mit die­ser nach­hal­ti­gen Wei­de­hal­tung wird der Koh­len­stoff als Humus im Boden gebun­den und för­dert so die Boden­frucht­bar­keit.

Die Wei­de­hal­tung trägt daher ganz ent­schei­dend zum Kli­ma­schutz bei und könn­te allen­falls – wie viel­fach noch kom­mu­ni­ziert – nur dann zum „Kli­ma­kil­ler“ wer­den, wenn sie nicht auf einer über­wie­gend grün­land­ba­sier­ten Fut­ter­grund­la­ge basiert.
Das Pro­jekt „Alt­mühl­ta­ler Wei­de­rind“ ist mit der Wei­de­schlach­tung aus­schließ­lich auch nur mit hand­werk­lich arbei­ten­den Metz­ge­rei­en in der Regi­on mög­lich. Es bie­tet daher zusätz­lich eine Chan­ce für die wett­be­werbs­fä­hi­ge Grund­la­ge der für den länd­li­chen Raum wich­ti­gen Hand­werks-Ver­ar­bei­tungs­struk­tu­ren.

Um für den Markt noch mehr die­ser hoch­wer­ti­gen Lebens­mit­tel­an­ge­bo­te lie­fern zu kön­nen, müs­sen jedoch im Natur­park Alt­mühl­tal noch mehr Land­wir­te als Part­ner gewon­nen wer­den, die über ent­spre­chen­de Wei­de­flä­chen und vor­zugs­wei­se über die beson­ders geeig­ne­ten Mut­ter­kuh­be­stän­de ver­fü­gen. Denn momen­tan kön­nen noch zu wenig Fär­sen und Och­sen ver­mark­tet wer­den. Das hängt aber auch damit zusam­men, dass dafür – über den Raum von Donau­wörth bis Kel­heim ver­teilt – noch eini­ge wei­te­re Metz­ger benö­tigt wer­den, für die das Ange­bot eines so hoch­wer­ti­gen Pro­dukts aus der unmit­tel­ba­ren Regi­on eine ein­zig­ar­ti­ge Pro­fi­lie­rung und Allein­stel­lung bie­tet. Aus die­sem Grun­de hat­te der Natur­park zu die­ser Ver­an­stal­tung nach Eich­stätt ein­ge­la­den, um wei­te­re poten­zi­ell inter­es­sier­te Akteu­re zu einer Mit­wir­kung zu moti­vie­ren.

Der Natur­park Alt­mühl­tal ist davon über­zeugt, dass mit die­sem Pro­jekt sowohl Land­wir­ten wie auch den hand­werk­li­chen Metz­ge­rei­en eine not­wen­di­ge Pla­nungs­si­cher­heit gebo­ten wird und sich dar­über auch neue Ein­kom­mens­op­tio­nen eröff­nen. Die­se in der aktu­el­len agrar­po­li­ti­schen Dis­kus­si­on häu­fig erho­be­ne For­de­rung kann hier sehr kon­kret gebo­ten wer­den. Die hier­bei ein­be­zo­ge­nen Land­wir­te und Metz­ger wer­den damit Teil und Part­ner eines Pro­jek­tes, bei dem so öffent­lich­keits­wirk­sa­me Schlag­wor­te wie Tier­wohl, Kli­ma­schutz, Land­schafts­pfle­ge und ein Lebens­mit­tel­ge­nuss aus wür­de­voll gewach­se­nen Tie­ren in das öffent­li­che Bewusst­sein geho­ben wer­den.

Foto: Alt­mühl­ta­ler Wei­de­fleisch­ge­sell­schaft