Gunzenhäuser Konzertreihe – Begeisternder Auftakt

von | 1. Oktober 2025 | Allgemein, Altmühlfranken, Gunzenhausen

Gun­zen­hau­sen — Die Gun­zen­häu­ser Kon­zert­rei­he ist ein kul­tu­rel­ler Lecker­bis­sen für Klas­sik-Enthu­si­as­ten. Das musi­ka­li­sche Ange­bot wird immer belieb­ter und so stei­gen die Besu­cher­zah­len von Jahr zu Jahr. Deut­lich wird dies beim Blick auf die Abo-Zah­len, wir zäh­len aktu­ell bereits 161. Ver­gan­ge­nen Sonn­tag ging es wie­der los, zum Auf­takt gas­tier­ten drei preis­ge­krön­te Künst­ler in der Stadt­hal­le: Andrey Godik an der Oboe, Chris­toph Eß am Horn und Evge­nia Rubi­no­va am Kla­vier.

Ein Kla­vier­trio mit zwei Blas­in­stru­men­ten, ein­mal Oboe und ein­mal Horn? Das klingt unge­wöhn­lich und in der Tat gibt es gar nicht so vie­le Stü­cke für die­se Kom­bi. Genau­er gesagt, gibt es nur die weni­gen, die an die­sem außer­ge­wöhn­li­chen Abend von den Künst­lern gespielt wur­den. Das Publi­kum hat­te es dem­nach mit musi­ka­li­schen Rari­tä­ten zu tun und teil­wei­se mit Kom­po­nis­ten, die meist nicht auf der indi­vi­du­el­len „Best of“-Liste ste­hen. Oder wann haben Sie zuletzt was von Hein­rich von Her­zo­gen­berg oder von Robert Kahn gehört? Sehen Sie, hier wur­de zu einer musi­ka­li­schen Wei­ter­bil­dungs­rei­se gela­den und die drei Lehr­meis­ter waren wie geschaf­fen für die­se Unter­richts­ein­heit. Andrey Godik ist seit Jah­ren erfolg­rei­cher Solo-Obo­ist bei den Münch­ner Phil­har­mo­ni­kern und bil­det mit dem cha­ris­ma­ti­schen Hor­nis­ten Chris­toph Eß, u.a. Preis­trä­ger beim Richard-Strauss-Wett­be­werb, ein kon­ge­nia­les Duo. Künst­le­risch ein­ge­fan­gen wur­den die bei­den von der Pia­nis­tin Evge­nia Rubi­no­va, die u.a. schon mit dem Lon­don Phil­har­mo­nic Orches­tra auf­ge­tre­ten ist.

Kom­po­nist Robert Kahn (1865–1951) ver­such­te mehr oder min­der erfolg­los in die Fuß­stap­fen von Johan­nes Brahms zu tre­ten. Er hin­ter­ließ jedoch eine wun­der­ba­re Sere­na­de (f‑Moll op. 73), die von getra­gen bis gefühl­voll das gesam­te Spek­trum der klas­si­schen Musik bedient. Dem Trio zuzu­hö­ren, war dem­entspre­chend ein gro­ßer Genuss. Und es stimmt, die bei­den Blas­in­stru­men­te bil­den sel­te­ne Klang­far­ben ab und ver­lei­hen dem Spiel etwas Exo­ti­sches.

Robert Schu­mann (1810–1856) durf­te an die­sem Abend natür­lich nicht feh­len, hat er das Horn doch mal als „die See­le des Orches­ters“ beschrie­ben. Sein Enthu­si­as­mus in allen Ehren, doch die ein oder ande­re Atem­pau­se mehr wäre für Spie­len­de sicher auch nicht übel gewe­sen. Chris­toph Eß trug es mit Fas­sung und leg­te beim Ada­gia und Alle­gro (As-Dur op. 70) trotz man­cher Schweiß­per­le ein traum­haft gutes Solo hin. Schu­mann schrieb das Werk den damals auf­kom­men­den moder­nen Ven­til­hör­nern punkt­ge­nau und mit viel Gefühl aufs „Blech“. Eß wur­de von Evge­nia Rubi­no­va unter­stützt, die das Kla­vier außer­ge­wöhn­lich zu bedie­nen weiß. Sie immer­giert und wird eins mit den Tas­ten. Dem­entspre­chend erzählt ihre Mimik von dem, was ihre Hän­de gera­de durch­ma­chen. Gespitz­te Lip­pen, auf­ge­ris­se­ne Augen, manch­mal wird der Kopf nach hin­ten gewor­fen und gelä­chelt. Hier macht jemand nicht nur eine fan­tas­ti­sche Arbeit, son­dern lebt und liebt das was er tut.

Andrey Godiks Obo­en­küns­te frag­te Robert Schu­mann an die­sem Abend natür­lich auch noch ab. Die berühm­ten Roman­zen (op. 94) schrieb er damals als klei­ne musi­ka­li­sche Lie­bes­brie­fe an sei­ne Gat­tin, die­se wur­den von einem Holz­blas­in­stru­ment vor­ge­tra­gen, unter­stützt vom Kla­vier. Es gibt nur drei die­ser Roman­zen, in Gun­zen­hau­sen wur­den zwei der Kam­mer­mu­sik­schön­hei­ten gespielt.

Hein­rich von Her­zo­gen­berg (1843–1900) war ein guter Freund von Johan­nes Brahms, doch auch hier war der Schat­ten des gro­ßen Meis­ters über­mäch­tig. Nichts­des­to­trotz ist sein Trio für Oboe, Horn und Kla­vier (D‑Dur op. 61) ein abwechs­lungs­rei­ches Werk mit einem pom­pö­sen, furio­sen Fina­le. Godik, Eß und Rubi­no­va sezier­ten gekonnt die Struk­tur des Wer­kes. Deut­lich wur­de ihr Kön­nen auch bei der Inter­pre­ta­ti­on von Carl Reine­ckes (1824–1910) Trio (a‑Moll op. 188), das har­mo­ni­scher war, als es das „Moll“ viel­leicht ver­mu­ten lässt. Es erin­ner­te ein wenig an Beet­ho­ven, die­ses Wech­sel­spiel aus Trau­rig­keit und Opti­mis­mus, ange­rei­chert mit einer sen­si­blen Pri­se unauf­dring­li­chen Humors. Ein Genuss und ein begeis­tern­der Auf­takt in die Gun­zen­häu­ser Klas­sik­sai­son 25/26.

Die Gun­zen­häu­ser Kon­zert­rei­he kehrt am 16. Novem­ber 2025 mit dem kon­ge­nia­len Duo Anna Aga­fia (Gei­ge) und Ser­gei Red­kin (Kla­vier) nach Gun­zen­hau­sen in die Stadt­hal­le zurück. Kar­ten gibt es wie gewohnt im Vor­ver­kauf über das städ­ti­sche Kul­tur­bü­ro (Tel.: 09831/508 109; E‑Mail: kulturamt@gunzenhausen.de). Die Kon­zert­rei­he wird von der ört­li­chen Spar­kas­se, dem Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst sowie vom Baye­ri­schen Musik­rat unter­stützt. 

Foto: Stadt Gunzenhausen/Manuel Gros­ser