Ansbach, Arbeitsagentur

Mit „KAJAK“ zum Traumberuf

ANSBACH (RED). Auf dem Arbeitsmarkt werden händeringend Fachkräfte gesucht. Dennoch fällt es vielen Menschen nicht leicht, eine Arbeitsstelle zu finden, weil sie häufig mit einer Vielzahl von zeitgleich auftretenden Problemen zu kämpfen haben.
Das Jobcenter Stadt Ansbach bietet deshalb ein Coaching an, bei dem durch intensive Beratung und Hilfestellung die gesamte Familie der Leistungsberechtigten unterstützt wird. Die Teilnahme daran ist freiwillig. Ziel des durch den „Europäischen Sozialfonds in Bayern“ geförderten Programms „KAJAK – Coaching für Bedarfsgemeinschaften“ ist es, dass die Teilnehmenden eine Ausbildung, eine andere Qualifizierung oder eine Beschäftigung beginnen und damit ihr Leben wieder selbst finanzieren können.
„Der Weg dahin ist allerdings häufig lang, und man muss immer die Gesamt-Situation der Bedarfsgemeinschaft im Blick haben. Vor allem Alleinerziehende, Migranten oder auch die Geringverdiener in einer Familie brauchen zuerst Lösungen für ihre vorgelagerten Probleme, bevor sie sich auf die Suche nach einem Arbeitsplatz machen können“, beschreibt Gabriele Lender-Mieke, die Geschäftsführerin des Jobcenters Stadt Ansbach, die Situation. „So beinhaltet das KAJAK-Projekt in erster Linie eine Analyse der Familiensituation, bevor es zur Erarbeitung der individuellen Hilfestellungen geht. Ob es hierbei nun zum Beispiel um die Verbesserung des Wohnumfeldes, das Thema Gesundheit oder die Bildung von Netzwerken geht, ist von Familie zu Familie unterschiedlich. Wir haben in diesem Projekt die Möglichkeit, uns viel Zeit für den Einzelnen zu nehmen und gemeinsam Strategien zu entwickeln.“ Bereits seit 2016 führt das Jobcenter Stadt Ansbach dieses Coaching durch. In Kürze wird die zweite Verlängerung vom „Europäischen Sozialfonds in Bayern“ beantragt. „Ich bin sehr stolz auf die guten Erfolge, die wir mit dem Projekt erzielen. Insgesamt haben bisher etwa 130 Menschen aus dem Stadtgebiet Ansbach dieses Coaching in Anspruch genommen. Von den gut 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich bereits wieder davon abmelden konnten, haben rund 45 Prozent eine Ausbildung, Arbeit oder Qualifizierung aufgenommen, andere haben sich zum Beispiel für einen weiterführenden Sprachkurs oder Ähnliches aus der Teilnahme abgemeldet. Insgesamt also wirklich ein sehr gutes Ergebnis.“, freut sich Lender-Mieke.

Traumberuf „Bankkauffrau“ mit Hilfe des Jobcenters Stadt Ansbach realisiert
Eine erfolgreiche Teilnehmerin des KAJAK-Projekts ist Linda Shahda. Die 30-jährige kam ohne deutsche Sprachkenntnisse im Sommer 2015 nach ihrer Flucht als syrische Staatsangehörige mit ihrem damals 2-jährigen Sohn nach Deutschland. In ihrem Heimatland hatte sie nach dem Abitur zwar Handelsbetriebswirtschaft studiert, das dortige Technische Institut aber ohne Abschluss verlassen müssen. Bis zu ihrer Flucht finanzierte sie sich ihr Leben über verschiedene Aushilfsjobs. In Deutschland angekommen machte sie sich sofort daran, die ihr bis dahin unbekannte Sprache zu lernen. Die Basiskurse absolvierte sie rasch, und bereits im Frühjahr 2017 bestand sie die darauf aufbauende B1-Sprachprüfung. Mitte September bewies sie durch die B2-Prüfung, dass sie die deutsche Sprache inzwischen recht sicher beherrschte.
Seit März 2017 werden sie und ihr Sohn im Projekt KAJAK betreut. Ina Prager, ihre KAJAK-Coachin beim Jobcenter Stadt Ansbach erzählt: „Frau Shahda war von Anfang an sehr zielstrebig und hatte einen klaren Berufswunsch. Sie wollte unbedingt Bankkauffrau werden und ließ sich bei der Verfolgung ihres Ziels auch nicht von Rückschlägen oder Schwierigkeiten vom Weg abbringen. Dank der guten Möglichkeiten, die KAJAK bietet, konnte ich mit ihr zusammen bereits viele Steine aus dem Weg räumen.“ So wurde das Fehlen eines Kindergartenplatzes gelöst genauso wie die fehlende Mobilität. Außerdem lernte Shahda unermüdlich weiter Deutsch, um dem in einer Bank geforderten, guten Sprachniveau gerecht werden zu können. Parallel zu all diesen Aktivitäten machten sich Prager und Shahda auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz als Bankkauffrau.

Familienfreundlichkeit und Verständnis
Der stellvertretende Personalleiter der Sparkasse Ansbach, Bernd Häßlein, berichtet: „Im Juli 2018 machte sie auf Initiative des Jobcenters bei uns ein 2-wöchiges Praktikum. Durch ihren spürbaren Ehrgeiz, ihre aufgeschlossene, freundliche Art und ihre Zielstrebigkeit erhielt sie daraufhin einen Ausbildungsvertrag ab September des gleichen Jahres. Den zunächst vom Jobcenter unterstützend angebotenen Förderunterricht nahm sie nur für ein halbes Jahr in Anspruch. Inzwischen hat sie gemeinsam mit den anderen Auszubildenden die Zwischenprüfung abgelegt, und ihr Ergebnis kann sich sehen lassen. Sie bringt durch ihr großes Engagement alle Voraussetzungen mit, die für den Beruf der Bankkauffrau erforderlich sind. Damit sie ihrer Ausbildung und zeitgleich auch ihren familiären Verpflichtungen gerecht werden kann, haben wir uns auf eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit und zeitgleich auf eine Verlängerung der Ausbildungsdauer geeinigt – und ihre Sprachkenntnisse erweitert sie im täglichen Arbeitsalltag ganz nebenbei.“
Linda Shahda selbst ist begeistert von der Unterstützung, die Prager ihr über KAJAK anbieten konnte: „Ohne die Hilfe, die ich von Frau Prager und dem Jobcenter Stadt Ansbach erhalten habe, könnte ich jetzt nicht meinen beruflichen Traum verwirklichen und Bankkauffrau werden. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich nach der Ausbildung genug für meinen Sohn und mich verdiene, um davon leben zu können. Es ist mir sehr wichtig, ihm ein gutes Vorbild zu sein.“
„KAJAK – Coaching für Bedarfsgemeinschaften“ ist ein festes Angebot im Jobcenter Stadt Ansbach. Kundinnen und Kunden können sich bei Interesse an einer Teilnahme am Projekt gerne an die für sie zuständige Vermittlungsfachkraft wenden oder eine E-Mail senden an jobcenter-ansbach.integration@jobcenter-ge.de

 

Foto: Freuen sich zusammen mit Linda Shahda (2. v.r.): Gabriele Lender-Mieke, Geschäftsführerin des Jobcenters Stadt Ansbach, Ina Prager, KAJAK-Coachin beim Jobcenter Stadt Ansbach, Bernd Häßlein, stellv. Personalleiter der Sparkasse Ansbach, Barbara Meierhöfer, Ausbildungsleiterin der Sparkasse Ansbach.
Foto: Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg/Jobcenter Stadt Ansbach, Kerstin Bucka. Foto: Stadt Ansbach

 

 

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