Stolperstein Ernst Maier bei historischer Gedenkfeier wieder verlegt

Stolperstein Ernst Maier bei historischer Gedenkfeier wieder verlegt

 „Misch Dich ein!“ forderten Schüler angesichts neo-antisemitischer Entwicklungen

 Heidenheim(dast). Unter reger Teilnahme der Bevölkerung und vieler Heidenheimer Schulen wurde bei künstlerisch-historischem Rahmenprogramm am 13. März um 11 Uhr der Stolperstein für Ernst Maier in der Heidenheimer Goethestraße erneut verlegt. Er war bei Bauarbeiten im Zuge der Straßenerneuerung abhanden gekommen. Den neuen Stein stifteten Thilo Park und Dagmar Hollmann aus Stuttgart.

Bürgermeisterin Simone Maiwald und Stadtrat Gerhard Oberlader (Initiator der Heidenheimer Stolpersteine) begleiteten die Veranstaltung mit Grußworten.

Schüler der Theater AG der Eugen-Gauß-Realschule Heidenheim unter der Leitung von Brigitte Krug-Oberlader erinnerten mit selbstbewusst dargebrachten Sketchen an den Unrechtsprozess und die Ermordung von Ernst Maier durch die Nationalsozialisten währen

d des Zweiten Weltkriegs. Er hatte sich in seiner Arbeitsstelle kritisch gegenüber der Nazipropaganda geäussert. Auch sein Sohn war von den Nationalsozialisten ermordet worden.

„Wie kann man so zum Unmensch werden? Das höchste Gut mit Füßen treten! Leben…“ klagten die Schüler ihrerseits mit einem Song von Herbert Grönemeyer die Naziverbrechen, die auch vor Heidenheim nicht Halt machten, an.

In einem historischen Vergleich zur Handhabe von Meinungsfreiheit in der heutigen Zeit warnten die Schüler der Theater AG vor neuerlichen extremistischen Tendenzen. Dabei stellten sie kritisch ein Zitat des Heidenheimer MdL Heiner Merz in den Raum: „Quoten nützen übrigens nur unqualifizierten, dummen, faulen, hässlichen und widerwärtigen Frauen.“

Bei einem der musikalischen Beiträge von Andreas Antoniuk „Wir sind die Moorsoldaten“ stimmte mancher Teilnehmer mit ein und verlieh der Erinnerung an die Hoffnung ehemaliger KZ Insassen auf Überleben Ausdruck. 

Stadtrat Gerhard Oberlader bedankte sich über die vielen Mitstreiter in der Zuhörerschaft, wie etwa Gemeinderat Rudi Neidlein und freute sich über „Die vielen jungen Leute, die heute gekommen sind und sich en

gagieren. Wenn Leute zur Stolpersteinverlegung kommen ist es auch schon Anerkennung für die Leute, für die der Stolperstein gedacht ist. Aber auch für diejenigen, die sich engagieren. Das macht Mut und wir brauchen Engagement in unserer Gesellschaft. Gerade jetzt.“

Nach den beiden vorangegangenen Stolpersteinverlegungen in den Jahren 2006 und 2013 mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig war dies die dritte Stolpersteinverlegung in Heidenheim. In Sachen Stolpersteinen ist Heidenheim Pilotstadt und Vorbild für die Region. Die nächste Stolpersteinverlegung ist bereits in Planung. Erstmals wird dabei in Heidenheim ein Stein für ein Opfer des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms verlegt werden.

In ihrem Schlusswort betonte Bürgermeisterin Simone Maiwald: „Der Vortrag der Schüler heute hat mich zutiefst gerührt. Insofern geht genau das auf, was mit der Verlegung von Stolpersteinen geschehen soll: Dass wir uns immer wieder mahnen und ermahnen, menschlich zu sein und gegen jeglichen Angriff gegen die Demokratie aufzustehen. Für mich gilt die Philosophie: Wer wegschaut und nicht eingreift, macht sich mitschuldig.“

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