Bolheim setzt ein Zeichen gegen Gleichgültigkeit und Rassismus

HEIDENHEIM (RED). Am vergangenen Dienstag haben rund sechzig Menschen in der Bolheimer Kirche an Martin Luther King erinnert. Zu diesem Abendgebet haben sich Menschen aus den verschiedensten Altersgruppen, Konfessionen und gesellschaftlichen Bereichen versammelt. Schon darin ist für das Team um Pfarrer Thorsten Kisser ein Traum wahrgeworden.

In den fünfzig Jahren seit dem Attentat auf Martin Luther King hat sich die Welt rasant verändert. Manches hat sich zum Besseren gewendet, auch dank des visionären Kampfes von Menschen wie Martin Luther King. Der Traum von sozialer Gleichheit aller Menschen und Gerechtigkeit ist aber weder in Martin Luther Kings Heimatland noch bei uns wahr geworden. Sich dieser Herausforderung zu stellen, bleibt eine große, unerledigte Aufgabe. Auch in Bolheim.

Pfarrer Thorsten Kisser schaute in die USA und erklärte: „Dort werden immer wieder Schwarze durch Schüsse weißer Polizisten verletzt oder getötet. Die sozialen Unruhen, die dadurch entstehen, zeigen, dass es nicht nur um diese Schüsse, sondern um viel, viel mehr geht.“ Ihn bewegen auch Entwicklungen in Europa. Dort erlebt er einen Rechts-Ruck: „Gewalttätige Sprache, Hass-Parolen und der Ruf nach monotoner Einfältigkeit in Gesellschaft und Kultur werden laut.“ Pfarrer Kisser erklärt: „Ich merke, dass die Freude an Vielfalt durch Angst und Hass verdorben wird: Ein lebensfreundliches Miteinander wird unterhöhlt. In Bereichen der Politik, Medien und der Gesellschaft allgemein, werden Hetze und Antisemitismus schleichend salonfähig. Die Würde jedes Lebens verliert an Selbstverständlichkeit. Herkunft, Religion und Kultur dienen weltweit als Mittel zur Macht. Despoten nutzen sie als Waffen. Sie werden durch Abgrenzung und Terrorismus pervertiert. Der Weg, den Martin Luther King beschritten hat und der zur vollen Gleichberechtigung der Menschen in allen Ländern führen soll, ist noch nicht zu Ende.“

Viele der Besucher haben Martin Luther King in ihrer Kindheit oder Jugend erlebt. Die Spirituals und Gospellieder haben ihre Erinnerungen geweckt: Martin Luther King war amerikanischer Baptistenpfarrer, Aktivist und Menschenfreund. Er ist ein herausragender Vertreter im Kampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit. Er ist dafür bekannt, dass er sich für die Durchsetzung von Bürgerrechten einsetzte – motiviert durch seinen christlichen Glauben. In den 1960er Jahren war Marin Luther King der bekannteste Sprecher der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Er bemühte sich deutlich zu machen, dass nicht nur Schwarze, sondern Menschen aller Hautfarben den Weißen gleichgestellt sein sollten. 1963 hat er den Marsch auf Washington mitorganisiert. Dort hat er seine „I Have a Dream“-Rede gehalten. Im folgenden Jahr wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Mit dem Preisgeld hat er mehrere Bürgerrechtsbewegungen unterstützt. In seinen öffentlichen Reden ermutigte Martin Luther King Afro-AmerikanerInnen – später auch die Berufsgruppe der Müllmänner – ihren Protest gewaltfrei auszudrücken. Am 4. April 1968 um 18:01 Uhr wurde er auf dem Balkon des Lorraine Motel in Memphis, Tennessee, von einem Rassisten erschossen. Heute, 50 Jahre später, sind manche von Martin Luther Kings Visionen Realität geworden. Andere nicht. Krieg ist immer noch allgegenwärtig, ebenso wie Armut. Reiche werden weiter reicher auf Kosten der Armen. Menschen werden auch heute als zweitklassig behandelt – aufgrund von Angst oder Hass.

Am Ende wurden Kerze angezündet und dabei den Worten Martin Luther Kings nachgespürt: „Finsternis kann Finsternis nicht vertreiben; das kann nur das Licht. Hass kann Hass nicht vertreiben; das kann nur die Liebe.“ Darauf folgten das Lied „We shall overcome“ und ein Gebet. Im Gebet wurden die Träume der Bolheimer Gerüst-Aktion vorgelesen und vor Gott gebracht: Der Wunsch nicht immer perfekt sein zu müssen; Das Ende von Mobbing; Die Bitte, dass Menschen wieder mehr miteinander reden; Der Ruf nach Toleranz und Wertschätzung; Die Sehnsucht nach einer Welt ohne Krankheiten und Frieden.

FOTO:  Ev.Kirchengemeinde Bolheim

 

 

 

 

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