Roswitha Girdler – Ich hatte eine glückliche Zeit

In Heidenheim erfolgreich durch die regionale Ausrichtung. Jährlich 6 Millionen Besucher in den Schloss Arkaden

Wagner: Was für ein Gefühl war die Ehrung von Oberbürgermeister Bernhard Ilg, beim HDH Jahresempfang, für Dich? Er sagte gemeinsam können wir voller Stolz auf die vergangenen 15 Jahre blicken.

Girdler: Für mich war diese Ehrung am H.D.H. Empfang eine große Überraschung, mit der ich nicht gerechnet habe. Um so mehr war ich stolz, gerade in diesem Rahmen – Händlerschaft, Stadtverwaltung und Schloss Arkaden – für meine Arbeit so anerkannt zu werden. Denn gerade in diesem Verbund haben wir in den vergangenen 15 Jahren für die Einkaufsstadt Heidenheim viel bewegt.

Wagner: Stichwort Wirtschaftsförderung – Du hast Aufgaben eines Citymanagers übernommen und 15 Jahre dadurch die Stadt, die Schloss Arkaden und den H.D.H. verknüpft. Das war bestimmt nicht immer einfach und hat viel Engagement verlangt. Hast Du durch die weibliche Intuition gefühlt, dass in Heidenheim wesentlich mehr geht?

Girdler: Mag sein, dass eine Frau an der Centerspitze ein zusätzliches Feeling mitbringt, das kann ich selbst nicht so beurteilen. Die Schloss Arkaden und das Unternehmen ITG waren immer bestrebt Teil der Innenstadt zu sein und diese auch positiv mitzugestalten. Dafür ein Beispiel: Nachdem 2007 das 3-jährige Citymarketing der Stadt auslief, waren auch die Schloss Arkaden gefragt aktiv zu werden. Zusammen mit den damaligen H.D.H.- Verantwortlichen und der Stadtverwaltung konnten wir einen neuen und erfolgreichen Weg einschlagen. Gemeinschaftlich veranstalten wir seit dem Großevents, wie lange Einkaufsnächte und verkaufsoffene Sonntage, um die Einkaufsstadt positiv in der Region zu platzieren.  Das war und ist noch immer ein Erfolgsmodel und zudem auch einmalig in der Region.

Wagner: Könnte zum jetzigen Zeitpunkt ein City-Manager implantiert werden, oder ist dieser Dreiklang mittlerweile zu sehr miteinander verknüpft?

Girdler: Das ist schwierig zu beantworten. Hierbei muss man auch die finanzielle Seite für solch eine Stelle betrachten. Ein Citymanagement hat fixe Kosten und bracht einen gewissen Apparat um überhaupt arbeiten zu können. Das muss man wollen. Unsere Budgets fließen 1:1 in die Events und das ist die Stärke dieses Konzeptes. Dass der ein oder andere, weil alle ehrenamtlich agieren, an seine Grenzen stößt, ist dann auch Teil des Modells. Die Schloss Arkaden haben immer aktiv an diesem Projekt mitgearbeitet und stellten dafür gerne ein
großes Zeitkontingent und Know How zur Verfügung. Das wird auch nach meinem Weggang so bleiben.

Wagner: Stichwort Riesentorten von ca. 30qm, wie kam es dazu?

Girdler: Zum 1. Centergeburtstag schlug ich unserer Werbegemeinschaft eine Riesentorte vor. Sie war der große Mittelpunkt, zu der wir viele Vips und Kunden eingeladen haben. Das was ein privater Geburtstag ausmacht, war in unserem Fall diese XXLTorte.

Wagner: Zugleich hast Du für die Schloss Arkaden massives Eventmanagement organisiert. Bsp: Raumfahrt, Weihnachtsbräuche, gebastelte Nikolausstiefel, Modeschauen, Wichteln, Golden Age, Ferne Welten, Riesenostereier, Golf, Planetarium, Gesundheit Schlaganfall,  Mammut, Archäopark Kids Challenge, Vorher & Nachher Aktion, Brotprüfung etc.. Was waren Deine Highlights?

Girdler: Das ist bei der Vielzahl und der Unterschiedlichkeit der Aktion schwer zu sagen. Alle kamen beim Publikum gut an, bescherten uns gute Frequenzen und trugen zum Centererfolg bei. Dass wir ein Teil des Entwicklungsprozesses zum Unesco Welterbe sein durften, war für mich schon etwas ganz Besonderes.

Wagner: Viele Vereine haben sich durch Deine Initiative in den Schloss Arkaden präsentiert und dadurch ist ein Riesennetzwerk gewachsen. Wirst Du persönlich Verbindung halten in Einrichtungen die Dir persönlich wichtig waren, wie z. Bsp. Arche, Naturtheater und Opernfestspiele?

Girdler: Die vielen Menschen, die ich über dieses Netzwerk kennenlernen durfte, waren für mich persönlich eine große Bereicherung. Mit einigen werde ich auch privat weiter in Kontakt bleiben. Wagner: Darf man Dich zum kommenden Faschingssturm erwarten? Girdler: Wenn ich ehrlich bin, trage ich kein Faschingsgen in mir.

Wagner: Stichwort Schneeflocke. Du warst Mitgarant für den Erfolg der Aktion Schneeflocke, die sich für benachteiligte Kinder im Landkreis Heidenheim einsetzt. Durch Deine Bereitschaft diese Aktion in den Schloss Arkaden zu präsentieren und Deinem persönlichen Engagement und Einsatz. Wirst Du Dich weiterhin für diese total lokale Hilfe, einsetzten?

Girdler: Die SchneeflockeAktion war für mich von Anfang an eine Herzenssache. Sich für Schwache in unserer Gesellschaft einzusetzen und dazu noch für Kinder war für mich Ansporn und Herausforderung zugleich. Im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich die Schloss Arkaden in dieses regionale Projekt eingebunden und bin auch gerne weiterhin ein Teil davon.

Wagner: Du hast ein großes Herz für Tiere und selber zwei Katzen aus dem Tierschutz. Seit Jahren unterstützt Du die Arbeit des Fördervereins für den Tierschutz in Ostwürttemberg e.V.. Wagner: Was empfindest Du, wenn Tieren großes Unrecht wiederfährt?

Girdler: Es macht mich traurig, dass Tieren oft Unrecht und Leid zugefügt wird. Jeder kann in seinem Umfeld etwas dagegen tun. Sei es durch Spenden oder eigene, direkte Hilfen. Durch jahrelange gute und seriöse Kontakte versuche ich meinen Teil daran umzusetzen.

Wagner: Du bist ja eine Powerfrau, wo findest Du Deinen persönlichen Ausgleich?

Girdler: Mein persönlicher Ruhepol ist meine Familie, die schon immer aus Zwei- und Vierbeinern bestand. In Zukunft werde ich mehr meinen Hobbys nachgehen, die bislang immer nur
eingeschränkt möglich waren. Sport, Literatur und kulturelle Veranstaltungen besuchen, stehen ganz oben auf der Liste.

Wagner: Europaweit gibt es keinen Centermanagerin-oder Manager so wie Du, die 15 Jahre am Stück in dieser Position so erfolgreich war? Was war Dein Erfolgsgeheimnis?

Girdler: Es ist schon eher selten, dass eine Center Managerin über so viele Jahre ein Objekt betreut. Das hat auch mit der Philosophie meines Arbeitgebers zu tun, der ein Integrieren eines Shoppingcenters langfristig sieht und nicht in einem ständigen Führungswechsel. Diese Stabilität und Vertrauen wirkt sich auf viele Positionen aus und kam meiner Arbeitsweise entgegen.

Wagner: Du hast erreicht, dass mehrere Millionen Besucher/innen, in den vergangenen Jahren in die Schloss Arkaden gekommen sind und somit auch in die Stadt Heidenheim. Wie hast Du dies geschafft?

Girdler: Bei einer Stadtgröße von ca. 48.000 Einwohnern und einem Umland von ca. 135 000 Einwohnern konnte man nicht unbedingt mit unseren Erfolgszahlen rechnen. Heute liegen wir bei ca. 6.0 Mio. Centerbesuchern im Jahr und diesen Level gilt es zu halten. Der Erfolg der Schloss Arkaden hat viele Väter. Zum einen ist es der gelungene Mietermix, ein selbstgeführtes Parkhaus, eine homogene Werbegemeinschaft und eine gute Zusammenarbeit mit den hiesigen Institutionen.

Wagner: Die Stadt Heidenheim profitiert ja auch innerstädtisch von der hohen Frequenz, die die Schloss Arkaden auflegt. Gibt es eine Bitte an den Handel deinerseits, sich etwas zu öffnen, aktiver zu werden für die Events die geplant sind?

Girdler: Die gemeinsamen Events sind die für Einkaufsstadt notwendig und wichtig. Hier sind die Spitzen beider Innenstadt Werbegemeinschaften enge Partner, sicher auch zukünftig. Trotzdem gibt es Themen die heute nicht mehr in eine attraktive Einkaufsstadt gehören. Die uneinheitlichen Laden-Öffnungszeiten stehen hier an vorderster Stelle.
Die Verbraucher wollen verlässliche Zeiten, vor allem auch an am Haupt-Shoppingtag Samstag. Durch Untersuchungen weiß man, dass gerade am Wochenende die Internetbestellung am höchsten sind. Dann noch mit frühen und uneinheitlichen Öffnungszeiten zu operieren kann ich nicht nachvollziehen und schadet dem stationären Einzelhandel.

Wagner: Also lange Einkaufsnacht auf gar keinen Fall zurückschrauben?

Girdler: Auf keinen Fall. Unsere Langen Einkaufsnächte müssen weiter bis 24Uhr gehen. Selbst wenn in der Fußgängerzone ab 22Uhr die Frequenz nachlässt, halte ich die Schlussfolgerung auch um 22Uhr zu schließen für falsch. Statt sich zurückzuziehen, gilt es sich Gedanken zu machen, wie können wir die Kunden von 21Uhr – Mitternacht zum Bleiben und Bummeln motivieren.

Wager: So happy-hour-mäßig! Girdler: Ja, es gibt viele Möglichkeiten aktiv zu werden. Aktuell arbeitet schon ein Arbeitskreis an diesem wichtigen Thema. Wagner: Was gibst Du Deinem Nachfolger mit auf den Weg und was wünschst Du ihm?

Girdler: Herr Jaletzke bringt so viel Erfahrung und Kompetenz mit, sodass er Ratschläge von mir sicher nicht braucht. Die regionale Ausprägung der Schloss Arkaden hat uns neben dem geschäftlichen Erfolg auch hohe Sympathiewerte beim Publikum gebracht. Hier könnte ich mir vorstellen, dass man dies so oder in ähnlicher Weise fortführt. Ich wünsche Herrn Jaletzke viel Erfolg und solch gute und glückliche Jahre in Heidenheim, wie ich sie haben durfte.

Wagner: Wirst Du in Zukunft in Heidenheim anzutreffen sein?

Girdler: Ab 1. Mai bin ich offiziell Rentnerin und habe Zeit mir Heidenheim und seine schönen Eckchen mit einer ganz anderen Brille anzusehen. Wie heißt es so schön „Niemals geht man so ganz“.

Wagner: Vielen Dank für das nette Gespräch.

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