23. Triesdorfer Pferdetag – Praxis zieht Teilnehmende an

TRIESDORF (RED). Der 23. Triesdorfer Pferdetag fand am 17. Februar 2024 traditionell in der historischen Reithalle in Triesdorf statt. Ergänzt wurde das Programm um einen Praxisteil im Pferdezentrum Franken in Ansbach. Die Veranstaltung wurde auch in diesem Jahr im Hybird-Format durchgeführt.
Die Moderatorin und Organisatorin Frau Prof. Dr. Ulrike Machold von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) konnte insgesamt mehr als 180 pferdebegeisterte Teilnehmer begrüßen. Neben den Online-Teilnehmern besuchten gut 120 Personen die Veranstaltung vor Ort in Triesdorf. Gedankt wurde den Sponsoren sowie dem Mitveranstalter Klaus Eikermann, Fachschulleiter des Pferdezentrums Franken für die Unterstützung.

Moderne Wundbehandlung und Wundschutz
Der erste Vortrag wurde von Ulrich Auburger von der Firme Medilutions UG zum Thema „moderne Wundbehandlung“ gehalten. Zunächst erläuterte der Referent die Ursachen von Wunden. Diese können traumatisch oder durch Verbrennungen bedingt sein, aber auch Keime dienen als Auslöser. Wunden benötigen Zeit zum Heilen, dies betonte Herr Auburger und beschrieb nachfolgend den Ablauf der Heilung über Exsudations, Granulations und Epithelisierungsphase. Unterstützt können diese Prozesse z. B. durch Reinigung mit Aktivchlor, durch Spülösung zur Feuchterhaltung der Wundflächen und zur Förderung der Wundheilung werden. Kieselsäure ist als Wundschutz und zur Linderung von Juckreizen geeignet. Herr Auburger erläutert die Wundheilung an sehr anschaulichen Beispiel und stellt auch Möglichkeiten des Wundschutze vor. Dem folgte eine rege Diskussion rund um die Wunde, die auf Grund einer Vielzahl von Fragen in der Pause fortgesetzt wurde.

Neurozentriertes Training im Reitsport
Peggy Richau referierte zum „Neurozentriertes Training im Reitsport“ und rundete die Theorie mit aktiven Übungen zum Neuro-Training ab. Was ist Neurotraining? Das hatten sich auch schon einige Teilnehmer im Vorfeld der Veranstaltung gefragt. Das System basiert auf angewandte Neurologie, Neuroanatomie sowie Trainingswissen-schaften. Dieses ist ausgerichtet auf das menschliche Gehirn, das für Bewegung und Leistungsfähigkeit des Menschen am Wichtigsten ist. Die Referentin Frau Richau,
Trainerin A-Reiten FN und spezialisiert auf die Bereich Neuro-Rider-, Neuroathletik- sowie Neuro-Atem-Training erläutert zunächst die Regionen des Gehirns. Die Reize werden unmittelbar im Gehirn verarbeitet und führen z. B. zur Reaktion der Muskulatur. Im menschlichen Organismus werden Empfingungen über Rezeptoren wahrge-nommen. Neben dem Rezeptor im Innerohr, der u. a. für das Gleichgewicht zuständig ist, wird auch das Sehsystem bestehend aus Auge und Sehnerv beschrieben. Letzteres ist verantwortlich für die Kontrolle der Halswirbelsäule, für die Stabilität des Kopfes und die reflexive Stabilität. Bereits ein Problem bei diesen Fähigkeiten führt zu Instabilität und Balanceproblemen. Bei Reitern kommen Distanzprobleme, Schiefe, wenig Körperspannung und ungenaues Reiten von Hufschlagfiguren sowie langsame Reaktionen hinzu.
Dieses Wissen wird auch bei Sitzproblemen der Reiter angewendet. Der Reiter wird zunächst analysiert, je nach Problem des Reiters werden Übungen durchgeführt und am Ende getestet, ob sich die Leistungsfähigkeit verbessert hat. Fazit ist, dass was der Kopf nicht anordnet, kann der Körper nicht ausführen. Grund hierfür ist, dass der Muskel nur ausführender Teil ist. Bevor mit den Teilnehmern selbst Übungen ausgeführt werden, ist noch auf die neuronalen Schutzfunktionen verwiesen worden. Treten bei den Probanden Übelkeit und Kopfschmerz auf, muss das Training beendet werden. Die Zuhörer konnten jetzt Übungen zum „Sensorischen Warm up“, zum Nah-Fern fokusieren der Augen sowie zur Koordination machen. Bevor später im Pferdezentrum Ansbach die Übungen mit den Reitern zu Pferd durchgeführt wurden.

Giftpflanzen und die Folgen des Verzehrs
Nach der Mittagspause folgte ein sehr unterhalsamer Vortrag von Frau Prof. Dr. Ellen Kienzle zu den „Giftpflanzen“ und deren Folgen durch Verzehr für die Pferde. Sie stellte zunächst klar, dass Heutrocknung und Silierung nur beim scharfen Hahnenfuß zur vollständigen Entgiftung führen. Eine Aufnahme kann mal gut gehen, kann aber auch anders enden. Giftpflanzen sind zwar bitter, aber bei Futterknappheit werden auch diese gefressen. Die Nahrungsprägung ist bei Pferden sehr gering ausgeprägt, dahingegen probieren Pferde gerne mal was Neues aus. Dem folgten konkrete Beispiele von Giftpflanzen für Pferde wie z.B. Robinie, Eibe, Buchsbaum, Tuja, Berg-Ahorn, Riesenbärenklau, Pastinaken, Klappertopf, Graukresse, Kornrade, Ferkelkraut, Geißraute, Jacobskreuzkraut, Herbstzeitlose, Sumpfschachtelhalm, Platterbse und Goldhafer. Frau Prof. Kienzle beschreib die Symptome der Vergiftungen und ging auf
Bekämpfungsmaßnahmen der Giftpflanzen ein. Auch das als Heilpflanze bekannte Johanniskraut wurde hier genannt. Sie verwies darauf, dasss die Dosis das Gift macht. Auch für das Heu gilt auf Grund von Nesterbildung der Giftpflanzen auf der Wiese eine Nulltoleranz. Der sehr belebte Vortrag der sehr erfahrenen Hochschuldozentin führte im Nachgang zu mehr Fragen als die Diskussionszeit erlaubte.

Hormonelle Erkrankungen bei Pferden
Im letzten Vortrag des Tages informiert Frau Dr. Franziska Aumer von der Firma Boehringer Ingelheim über „Hormonelle Erkrankungen bei Pferden“. Zunächst ging sie auf die PPID (Pituary Pars Intermedia Dysfunction) ein, die vielen besser als „Equines cushing syndrom“ bekannt ist. Die Erkrankung ist behandelbar, aber nicht heilbar! Ursache ist eine ungebremste Ausschüttung von ACTH und anderen Hormonen, die zu Muskelschwund, Pendelbauch, Fellwechselstörungen und lokalen Fettpolstern führt. Die Therapie erfolgt mittels dem Wirkstoff Pergolid, der für Pferde zugelassen ist und 1 x täglich lebenslang, möglichst immer zur selben Tageszeit, gegeben werden muss. Auch die Fütterung ist anzupassen, d. h. keine Kohlenhydrate mit hoher Glukose- und Insulinreaktion wie Gras, Getreide, Obst und Karotten. Nachfolgend geht sie auf die Insulin-Dysregulation ein, die als Folge ebenso wie PPID und das Equine Metabolische Syndrom (EMS) Hufrehe als Symptom haben kann.
90 Prozent der Hufrehefälle sind auf die genannten Krankheiten zurückzuführen. Problematisch ist ein oft nur subklinisches auftreten der Hufrehe. EMS als Zivilisationskrankheit führt auf Grund von Bewegungsmangel und reichhaltiger Ernährung zu Übergewicht. Auch hier hilft als Theapie nur Bewegung und Diät, medikamentelle Behandlungen sind noch nicht auf dem Markt. Abschließend verweist Frau Dr. Aumer auf einen Ratgeber der Firma Böhringer Ingelheim zur richtigen Fütterung von PPID und EMS Pferden.

Neurozentriertes Training im Pferdezentrum Franken
Nach dem Wechsel ins Pferdezentrum Franken in Ansbach, wurde mit zwei Reitern der Ausbildungsstätte das Neurozentrierte Training durch Peggy und Sven Richau praktisch umgesetzt. Zunächst wurden die Sitzfehler der Reiter analysiert, danach Übungen zur Kraft, zur Koordination sowie mit Spezialbrillen und Akustik durchgeführt. Im Anschluss sind die Ergebnisse überprüft worden, wobei den Trainern die
Eigenanalyse der Reiter bezüglich der ermittelten Sitzproblemen vorher und nachher sehr wichtig war.

Der Triesdorfer Pferdetag 2024, der bereits zum 23. Mal stattfand, erhielt viel positives Feedback. Die Teilnehmenden lobten die spannenden Vorträge, den Praxisteil und die Tatsache sich vor Ort in Triesdorf austauschen zu können. Abschließend wurde auf den 24. Triesdorfer Pferdetag verwiesen, der für den 15.02.2025 geplant ist.

Fachlicher Kontakt
Prof. Dr. med. vet. Ulrike Machold T +49 9826 654-208 ulrike.machold@hswt.de Personenprofil: https://www.hswt.de/ulrike-machold

 

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