Therapeutisches Reiten Larrieden

Eine Therapie der besonderen Art

LARRIEDEN (LZ). Wenn das Wort „Therapie“ fällt, denken die meisten, sie müssen dafür zu einem Arzt. Doch es gibt eine besondere Therapie, von der die meisten wahrscheinlich nichts wissen: das Therapeutische Reiten. Im Pädagogik- und TherapieZentrum (PTZ) in Larrieden bei Feuchtwangen wird seit 1985 das Therapeutische Reiten mit den Schwerpunkten „Physio- und Ergotherapie auf dem Pferd“, „Heilpädagogische Maßnahmen mit Pferden“ und „Reiten als Sport für Menschen mit Behinderung“ durchgeführt. Katja Schmutzer, Diplom-Sozialpädagogin, ist seit 1991 Geschäftsführerin des PTZ. Dem Alter sind beim Therapeutischen Reiten keine Grenzen gesetzt. Auch die Bandbreite der Behinderungsarten, die im PTZ behandelt werden, ist sehr groß und vielfältig.

Die Ausbildung der Therapiepferde

Derzeit stehen 15 Pferde im PTZ, wovon etwa zehn im Einsatz sind. Die Therapiepferde haben grundsätzlich die ganz normale Grundausbildung wie jedes Reitpferd. Beherrschen sie diese gut, brauchen sie zusätzlich besondere Ausbildungen, damit sie in die Therapie eingesetzt werden können. Wichtig ist, dass die Therapiepferde sicher an die Rampe gehen und ruhig stehen bleiben, damit die Patienten aufsteigen können. Des Weiteren müssen sich die Pferde an laute Kinder gewöhnen und dass auch drei bis vier Kinder gleichzeitig am Pferd sind. Vor Rollstühlen darf das Pferd ebenso keine Angst haben.

Bevor das Pferd richtig in die Therapie eingesetzt wird, ist es schon wesentlich älter als ein normales Reitpferd. „Man darf nicht den Fehler machen, das Pferd zu früh in die Therapie zu bringen, selbst wenn das Pferd mit vier Jahren schon alles kann.“, klärt die Geschäftsführerin auf.

Therapie mit anderen Tieren

In den letzten Jahren gab es eine große Entwicklung in Larrieden, denn die Einrichtung ist mit anderen Tieren gewachsen. Zum Repertoire gehören neben den Pferden jetzt auch Esel, Lamas, Hühner, Minischweine, Ziegen, Schafe und Katzen. Die Kleintiere sind sehr menschenbezogen, sodass die Kinder jederzeit Kontakt mit ihnen aufnehmen können.

Zudem bilden einige Mitarbeiter ihre eigenen Hunde zu Therapiehunden aus und bringen diese in die Arbeit mit ein. Katja Schmutzer erzählt: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Umgang mit den Tieren sehr wertvoll ist, denn jedes Tier hat seine Eigenheiten. Für die Kinder soll es nicht nur darum gehen, auf dem Pferd zu sitzen, sondern auch das ganze drumherum ist wichtig und bei den Kindern kommt es sehr gut an. Die Tiere haben unser Gesamtbild sehr bereichert.“

Besonderheiten des ReitTherapieZentrums

Es ist nicht für jedermann selbstverständlich, dass ein Pferd auch im hohen Alter bei seinen Besitzern bleiben darf. Für das PTZ ist es dagegen von hoher Bedeutung, dass alle Tiere ihren Lebensabend auf dem Hof verbringen dürfen. „Es wäre schlimm, wenn man die Tiere weggibt, nur weil sie nicht mehr eingesetzt werden können. Dann würden wir zwar wahrscheinlich finanziell besser dastehen, aber das ist nicht unser Anliegen. Vor allem die Pferde sind auch Mitarbeiter und Bewohner und haben es verdient, ihre Ruhe bei uns zu genießen.“, so Schmutzer.

Nicht nur das Wohl der Tiere, sondern auch das der Mitarbeiter liegt der Geschäftsführerin sehr am Herzen. Deswegen finden regelmäßig Fort- und Weiterbildungen statt. Die Seminare organisiert die Bayerische Landesvereinigung.

Die jüngste Abteilung ist seit 2015 die stationäre Therapie. Dort werden zwölf ausländische Jugendliche betreut. Der Schwerpunkt liegt auf der Verselbstständigung, Integration, dem Deutschunterricht, selbstständig werden und eine Ausbildung und eigene Wohnung finden. Die Jugendlichen sind involviert, dürfen im Stall helfen und bekommen etwas Geld dafür.

Foto: Der 18-jährige Norweger Him ist ganz konzentriert bei der Physiotherapie und passt auf seinen Reiter auf. Foto: Larissa Zimmer

 

 

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